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Bitterer Halbfinal-Krimi für Hockey-Damen

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Rio de Janeiro – Nur kurz flossen nach dem verlorenen Halbfinal-Krimi bei den deutschen Hockey-Damen die Tränen, dann richtete der Bundestrainer schon den Blick auf das Trostpflaster.

«Wir sind noch nicht fertig», kündigte Jamilon Mülders an. «Die Mädels haben sich wieder überragend präsentiert. Sie waren gut, als sie mussten». Denkbar knapp musste sich seine Auswahl mit 3:4 im Penaltyschießen dem Topfavoriten Niederlande geschlagen geben. Nun will der Olympiasieger von 2004 nach acht Jahren ohne olympische Medaille am Freitag (17.00 Uhr MESZ) zumindest Bronze gewinnen.

Gegner ist dann erneut Neuseeland, das sein Halbfinale in Rio de Janeiro mit 0:3 (0:1) gegen Großbritannien verlor. Das Vorrundenspiel hatte Deutschland mit 2:1 gegen die «Black Sticks» gewonnen.

Aus dem Spiel gegen London-Olympiasieger und Weltmeister Niederlande kann der Weltranglisten-Neunte eine Menge Hoffnung mitnehmen. «Ich bin so super-stolz. Wir haben ein richtig geiles Spiel hingelegt. Jetzt zählt es, alles für Bronze zu geben», sagte Nike Lorenz und weinte dabei.

Couragiert und selbstbewusst hatte sich die deutsche Auswahl gegen den Branchenprimus ein 1:1 (1:1) in der regulären Spielzeit erkämpft. Im Penaltyschießen parierte Torfrau Kristina Reynolds drei von sieben Strafschüssen und ermöglichte die Chance auf den Erfolg. Doch die Niederländerin Ellen Hoog erzielte als insgesamt 14. Schützin den Siegtreffer. «Es ist unfassbar, was wir heute geleistet haben. Dennoch überwiegt gerade die Trauer, weil wir so verdammt nah dran waren», erklärte Reynolds.

Lisa-Marie Schütze (11. Minute) hatte die Deutschen per Strafecke sogar in Führung gebracht. Die 19-Jährige holte die Ecke selbst heraus und drückte den Ball im Anschluss an Julia Müllers gehaltenen Schuss über die Linie. «Was sie hier spielt, ist schon rotzfrech», lobte Mülders.

Für den Ausgleich sorgte Oranje-Kapitän Maartje Paumen (16.) ebenfalls per Strafecke. In der Schlussphase überstand das Mülders-Team noch eine zweifache Unterzahl nach Zeitstrafen gegen Müller und Pia Oldhafer. Reynolds rettete ihr Team ins Penaltyschießen, als sie 94 Sekunden vor Ende mit dem Schläger auf der Linie parierte.

Der Bundestrainer hatte vor dem Spiel Opferbereitschaft gefordert – und diese zeigte das deutsche Team. Lorenz zog sich beim Schussversuch der Niederländerin Naomi van As eine Platzwunde zu und musste genäht werden. Zuvor hatte sich ihre Abwehrkollegin Annika Sprink in einem Zweikampf das Knie verdreht. Für die Düsseldorferin war das Spiel damit schon im ersten Viertel beendet. «Bei diesen Wetterbedingungen mit einer Spielerin weniger zu spielen, war verdammt hart», sagte Reynolds angesichts der Mittagshitze.

Durch das ebenfalls verpasste Damen-Finale muss der Deutsche Hockey-Bund (DHB) nun um das Erreichen der Zielvorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes bangen. Diese fordern den Halbfinaleinzug der Damen und Herren sowie mindestens eine Medaille. Die Chance auf Edelmetall haben allerdings auch die Herren noch. Nach dem 2:5 im Halbfinale gegen Argentinien am Dienstag treffen sie am Donnerstag (17.00 Uhr MESZ) im Bronze-Duell auf die Niederlande.

Teamportraits Damen

Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)

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