Olympia

Britta Heidemann will in die IOC-Athletenkommission

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Rio de Janeiro – Britta Heidemann ist abgekämpft und müde. Dabei hat sich die Fecht-Olympiasiegerin nicht auf der Planche abgerackert, wie bei den vergangenen drei Olympischen Spielen. In Rio de Janeiro ist die 31 Jahre alte Kölnerin auf Stimmenfang.

Bis zum Schlusstag der Spiele in Brasilien macht sie Wahlkampf, um in die Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees zu kommen. «Es gibt noch 23 weitere Kandidaten, vier Athleten werden aufgenommen. Da kann man schnell auf Platz vier bis sechs abrutschen», weiß Heidemann.

Im Falle ihrer Wahl würde sie für ihre frühere Fecht-Teamkameradin Claudia Bokel, die bis zum Ende der Rio-Spiele noch Vorsitzende der Athletenkommission ist und nach acht Jahren aus dem IOC ausscheidet, in das Gremium rücken. Als Fechter wisse man, wie man «den richtigen Moment» erwische, so Heidemann.

Ans Verlieren denkt sie bei ihrer vierten Olympia-Teilnahme auf dem sportpolitischen Parkett nicht. Deshalb ist sie permanent im olympischen Dorf auf Achse, um bei den Sportlern für sich zu werben. «Man kann sich das so vorstellen, dass ich die ganze Zeit durch das Dorf laufe und Athleten anspreche, um sie zu überzeugen, dass sie mich wählen», berichtetet die Olympiasiegerin von 2008, die dazu noch zweimal Silber (2004/2012) gewann. «Als Athletin hatte ich bei Olympia noch nie soviel Zeit und Grund, Leute anzuquatschen und nicht nur einen Pin auszutauschen. Das ist toll und unglaublich spannend.»

Ganz einfach sei es nicht, die Athleten im Dorf zu stellen. «Was ich mache ist, dass ich mich zwischen Transport-Mall und der Mensa aufhalte, wo jeder vorbeikommt – ob er will oder nicht», sagte Heidemann. «Ich bin seit einer Woche da. Deshalb werde ich schon zum großen Teil freundlich begrüßt, manche winken oder sagen, sie werden für mich stimmen.»

Langatmige Wahlreden kann sie nicht halten, weder im fließenden Chinesisch noch in Englisch oder in ihrer Muttersprache. «Es gibt keine halbstündigen Debatten. Die meisten Athleten haben nicht so viel Zeit, um stehen zu bleiben», sagte sie. «In erster Linie ist es ein Ort, wo sich die Athleten auf den Wettkampf vorbereiten. Das muss man respektieren.»

Natürlich hat die vielseitige Degen-Spezialistin konkrete Vorstellungen, für was sie sich einer erfolgreichen Wahl engagieren würde: Dass die Athleten mehr im Vordergrund stehen oder dass das Anti-Doping-System inklusive unabhängiger Kontrollen verändert wird. Über den Doping-Skandal um Russland wird kaum noch gesprochen. «Interessanterweise ist das weniger Thema», sagte Heidemann. Einig sind sich alle, dass im Anti-Doping-System etwas passieren muss.» Denn: «Weder IOC noch die internationalen Verbände und allen voran die Welt-Anti-Doping-Agentur hat sich da hervorgetan.»

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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