Olympia

Dauerläuferin und «Kannibale»: Ü40 voll auf Angriff

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Berlin – Mit fast 46 Jahren noch mal eine Olympia-Medaille? Für Claudia Pechstein soll dieser Traum am 16. Februar in Pyeongchang in Erfüllung gehen. Es wäre seit 1992 schon das zehnte Edelmetall für die Eisschnellläuferin aus Berlin.

Bei den Winterspielen in Südkorea (9. bis 25. Februar) soll dieser Coup sechs Tage vor ihrem Geburtstag gelingen. Alter schützt vor Leistung nicht!

Nicht nur Dauerläuferin Pechstein gehört zur kleinen und hoch motivierten Ü40-Truppe, die es den jungen Athleten in Fernost noch einmal zeigen will. Auch der «Kannibale», wie Biathlet Ole Einar Björndalen wegen seines unstillbaren Erfolgshungers genannt wird. Zwei Wochen vor den Spielen wird der Norweger 44 Jahre alt. Japans Skisprung-Legende Noriaki Kasai stürzt sich mit 45 immer noch von den Schanzen. Der Finne Janne Ahonen, Rekordsieger der Vierschanzentournee, kam schon einmal aus dem Sportler-Ruhestand zurück und will auch mit 40 noch nicht in die Rente.

Doch das Phänomen ist und bleibt Claudia Pechstein. Die deutsche Rekord-Olympionikin bei Winterspielen – mit fünfmal Gold, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen – will bei ihren siebten Spielen noch einmal aufs Siegerpodest. Auf ihrer Lieblingsstrecke, den 5000 Metern. «Otto Rehhagel hat mal gesagt: Es gibt keine jungen oder alten Spieler – sondern nur gute oder schlechte», zitierte sie einmal den einstigen Fußball-Erfolgscoach.

«Wenn ich schneller bin als die Jüngeren, ist das total cool. Ich gehe in jedes Rennen mit dem Bewusstsein, dass mein letzter Sieg, meine letzte Treppchen-Platzierung bereits hinter mir liegen könnten», erzählte Pechstein. Mit zwei überraschenden Erfolgen hat sie die Weltelite im olympischen Winter schon verblüfft – nette Grüße an die zum Teil 25 Jahre jüngeren Konkurrentinnen.

«Ich bin stolz, dass ich zum siebten Mal zu Olympia fahre», sagte Pechstein kürzlich und fügte schmunzelnd hinzu: «Vielleicht strebe ich danach meine achten Spiele an.» Das wäre 2022 in Peking – und Pechstein dann fast 50.

Auch Björndalen hat es noch drauf. «Vielleicht bin ich ein bisschen verrückt», sagte Norwegens Volksheld. «Aber auch wenn ich seit vielen Jahren hart trainiere, habe ich noch Freude. Warum sollte ich da aufhören?» Aber auch ein achtmaliger Olympiasieger und 20-facher Weltmeister muss sich für Olympia qualifizieren. Beim Sieg der Norweger in Hochfilzen empfahl sich der erfolgreichste Skijäger der Biathlon-Geschichte zumindest für die Staffel.

Kasai gab sein Debüt 1988, damals stand die Berliner Mauer noch – und mit 45 Jahren ist der Japaner immer noch auf Tour. «Das Geheimnis steckt in mir drin, in meinem Körper», schilderte er. Mit über 40 gewann er 2014 bei Olympia noch Silber im Einzel und Bronze mit dem Team, 2015 gab es WM-Bronze im Mixed. Kasai ist der älteste Skisprung-Weltcupsieger der Historie – mit 42 Jahre und 176 Tagen – und der älteste Olympia-Medaillengewinner in seiner Sportart.

Ahonen gewann die Vierschanzentournee zwischen 1999 und 2008 fünf Mal – eine noch immer unangefochtene Bestmarke. Doch seine besten Zeiten sind wohl vorbei: Derzeit schafft es Ahonen im Weltcup nicht einmal mehr unter die besten 30 im Finaldurchgang.

Eishockey-Opa Jaromir Jagr ist immer noch nicht müde. Der Altstar heuerte im Herbst noch einmal bei den Calgary Flames an – am 15. Februar wird der tschechische Volksheld 46 Jahre alt. Bei den Winterspielen in Pyeongchang werden NHL-Profis im Februar 2018 zwar fehlen, aber Olympia 2022 in Peking hat Jagr offenbar noch nicht abgeschrieben. «Vielleicht spiele ich noch mit 50», sagt er. Und warum? «Weil ich es liebe.»

Fotocredits: Jörg Carstensen
(dpa)

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