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DFB-«Rumpftruppe»: Geschichte schreiben, Kritik widerlegen

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Brasilia – Skeptiker widerlegen und Usain Bolt sehen: Deutschlands Olympia-Fußballer sind fest entschlossen, mit einem Sieg gegen Nigeria am Mittwoch in São Paulo den vor nicht langer Zeit noch belächelten Traum vom Finale in Rio de Janeiro zu verwirklichen.

«Teilweise war von Rumpftruppe die Rede. Für uns war es Ansporn, die Kritik zu widerlegen. Jetzt haben wir die Chance aufs Finale. Das ist Anreiz genug», sagte der Leipziger Davie Selke vor der Abreise nach São Paulo, wo es am Montagabend bei 18 Grad frisch war und ein bisschen regnete.

Mit einem Erfolg gegen den Olympiasieger von 1996 würden die DFB-Olympia-Kicker nicht nur wie das A-Team bei der WM 2014 das Traumziel Maracanã erreichen, sondern auch Trainer Horst Hrubesch belohnen. Der 65-Jährige wäre der erste DFB-Coach, der in das Finale eines olympischen Turniers einzieht. 1976 in Montreal gewann die damalige DDR als bislang einziges deutsches Team unter Georg Buschner Gold und stand 1980 in Moskau erneut im Endspiel.

«Das sind alles gute Jungs», sagte Hrubesch in seiner väterlichen Art. «Egal, ob es eine Europameisterschaft oder Olympia ist: Du musst es wollen und nehmen. Das tun sie, und dann bist du auch gut.»

Der leidenschaftliche Angler, für den die Spiele die letzte große Herausforderung sind, formte in nicht ganz drei Wochen aus einem unter schwierigen Rahmenbedingungen zusammengestellten Kader eine verschworene Gemeinschaft. Die lieferte nach drei Gruppenspielen mit Licht und Schatten in Brasilia mit dem 4:0 im Viertelfinale gegen Portugal ein kleines Meisterstück ab.

«Er ist ein großartiger Trainer. Er weiß, welche Worte er finden muss, er weiß, wie er aus jedem Einzelnen das Beste herausholt», lobte Selke. Der Mittelstürmer war gegen Portugal von Hrubesch auf dem Feld gelassen worden, obwohl er beste Chancen ausgelassen hatte. Selke dankte es mit dem 3:0.

In der Arena Corinthians erwartet der 1,92 Meter große Angreifer ein anderes Spiel, nachdem er die Aufzeichnung vom 2:0 der Nigerianer gegen Dänemark gesehen hatte. «Sie haben den Dänen Probleme bereitet, vor allem über die körperliche Robustheit. Außen haben sie schnelle Leute, in Mikel auf der zentralen Position auch einen sehr starken Spieler», sagte Selke zu Kapitän John-Obi Mikel vom FC Chelsea.

Die Westafrikaner haben zwar nichts gemein mit der goldenen Generation von 1996, die mit Künstlern wie dem Ex-Frankfurter Jay-Jay Okocha oder Stürmer Nwankwo Kanu mit Siegen gegen Brasilien (4:3 n.V) und Argentinien (3:2) sensationell Gold holten. Aber das Team von Trainer Samson Siasia hat offenbar den Spirit von damals. «Ich möchte Gott und diesen Spielern danken, die einen tollen Job machen», sagte Siasia.

Während in seinem Team angesichts sehr später Anreise zum Turnier, ausstehender Gehalts- und Prämienzahlungen sowie unbezahlter Hotelrechnungen gefühltes Chaos herrschte, konnte man im DFB-Tross in Ruhe auf Rio und den Einzug ins Athletendorf hinarbeiten. Als rechte Einstimmung darauf schaute das Team am Sonntag das 100-Meter-Finale der Männer. «Usain Bolt ist auch für die nächste Generation eine lebende Legende. Vielleicht sehen wir ihn sogar noch live. Auch das ist ein Anreiz», sagte Davie Selke.

Fotocredits: Andressa Anholete
(dpa)

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