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Eishockey-Idol Jagr: 45 Jahre und kein bisschen müde

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Prag – Der Eishockey-Opa ist noch immer nicht müde. Jaromir Jagr ist auch mit 45 Jahren noch ein Spieler auf Weltklasse-Niveau, eine Woche vor dem Saisonstart in der NHL hat der Tscheche trotz offensiver Suche allerdings noch immer kein neues Team gefunden.

Hoffnungen auf die Dienste des Superstars machen sich nun Clubs aus der russischen Liga – und auch sein Heimatland. Denn Olympia ruft. «Wenn ich keinen Vertrag in der NHL bekomme, dann wäre ein Comeback im Nationalteam für mich die größte Motivation», teilte Jagr bei Facebook mit und lässt eine ganze Nation auf eine zweite Nationalmannschafts-Rückkehr nach 2006 hoffen. Beim olympischen Turnier 2018 im südkoreanischen Pyeongchang werden die Stars aus der NHL nicht dabei sein, die Profis aus den europäischen Ligen hingegen schon.

Jagr ist in Tschechien ein Volksheld, kaum ein Sportler wird so verehrt wie der Ausnahmespieler aus Kladno. Mit ihm holte die tschechische Auswahl 1998 sensationell Olympiagold in Nagano. 2005 und 2010 gewann er jeweils den WM-Titel. Sein Markenzeichen war lange Zeit die Vokuhila-Frisur. Vorne kurz, hinten lang. Bis heute wird der Schnitt in seinem Heimatland nur «Jagr» genannt. Nicht wenige Tschechen würden die Hauptstadt nach dem endgültigen Karriere-Ende am liebsten in «Pragr» umwandeln.

Doch wann Jagr seine Schlittschuhe wirklich an den Nagel hängt – niemand weiß es. «Vielleicht spiele ich noch mit 50», sagte er. Die meisten Profis würden darüber Witze machen, Jagr meint das ernst. Wenn seine Team-Kollegen bereits lange die Trainingshalle verlassen hatten, knallte er noch Pucks auf das Tor oder machte Krafttraining. «Ich habe mich oft gefragt: Warum machst du das? Weil ich es liebe», erklärte er.

Diese Liebe zeigt sich auf dem Eis mehr als deutlich. In der NHL, der stärksten Liga der Welt, hat nur Jahrhundertspieler Wayne Gretzky (2857) mehr Scorer-Punkte erzielt als Jagr (1914). 56 NHL-Einsätze fehlen dem Triple-Gold-Club-Mitglied (Stanley-Cup- und Olympiasieger sowie Weltmeister) noch, um Gordie Howe (1767 Spiele) als Rekordspieler abzulösen. Nicht ohne Grund hat ein weiterer Vertrag in Nordamerika trotz Olympia höchste Priorität.

Trotz 16 Toren und 30 Vorlagen war im Sommer Schluss bei den Florida Panthers. General Manager Dale Tallon lobte Jagr zum Abschluss in den höchsten Tönen: «Es war eine Ehre, mit einer Legende in Berührung gekommen zu sein.» Doch auch mit Legenden-Status und unzähligen Ehrungen gab es bislang kein neues Team. Via Twitter sendete er Ende Juni sogar einen Hilferuf: «Überall lese ich: Jeder Free Agent bekommt Anrufe von zehn bis zwölf Teams. Mich ruft keiner an. Und umgekehrt: Wenn ich anrufe, nimmt niemand ab.» 

Anrufe aus Deutschland wird es wohl keine geben. Im Januar 1995, als die NHL mal wieder streikte, war das anders. Für ein Match spielte Jagr im Trikot der zweitklassigen Schalker Haie. Beim 20:3 gegen Herne traf er einmal und legte zehn Treffer auf. Während andere Top-Spieler sich für solche Einsätze fürstlich bezahlen ließen, wollte er nur ein Jägerschnitzel mit Pommes und Mayo.

Fotocredits: Filip Singer
(dpa)

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