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Endspurt um WM-Tickets: Christoph Harting und Reus bangen

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Frankfurt/Main – Für Diskus-Olympiasieger Christoph Harting und Sprint-Rekordler Julian Reus werden die nationalen Titelkämpfe in Erfurt zur Zitterpartie. Beide Topathleten müssen die Normen am Wochenende erfüllen, um bei den Weltmeisterschaften im August in London starten zu können.

«Ich werden mit dem Fahrrad kommen», kündigte der in Erfurt trainierende und für den TV Wattenscheid 01 startende Reus vor seinem Heimspiel an. Im Steigerwaldstadion muss er dann aber ordentlich losdüsen, um für die 100 und 200 Meter das WM-Ticket zu bekommen.

«Wenn die Bedingungen gut sind, will ich eine schöne Zeit laufen», meinte der 29-jährige viermalige 100-Meter-Meister. Um an der Themse nicht nur in der Staffel flitzen zu dürfen, muss er 10,12 Sekunden im Kurzsprint und 20,40 Sekunden über 200 Meter unterbieten.

Nicht so optimistisch blickt Christoph Harting dem Endspurt um die WM-Teilnahme entgegen. Nach den Rio-Spielen hat er die Intensität im Training um 2000 bis 2500 Würfe heruntergefahren. Zudem plagte ihn eine Blockade im Rücken, so dass sein bester Wurf (64,13 Meter) abseits der geforderten 65 Meter landete. «Ich habe keinen Grund zum Jammern und stehe nicht auf Mitleid», sagte Harting burschikos.

Er wird aber sicher alles daran setzen, mit seinem älteren Bruder Robert, der mit einer Vorleistung von 66,30 Meter die London-Reise schon gebucht hat, in den WM-Ring zu steigen. «Christoph hat im Moment viel zu tun», sagte Robert Hartung zurückhaltend.

Im Jahr eins nach Olympia ist die Jagd nach den Normen in zahlreichen Disziplinen offen. Bei den Männern gibt es in neun und bei den Frauen in sechs Einzeldisziplinen noch keine A-Normerfüller. Die WM-Richtwerte erreichten bisher erst 19 Männer und 29 Frauen.

Darunter ist Speerwerfer Thomas Röhler, der mit seinem Olympiasieg und dem deutschen Rekordwurf im Mai auf 93,90 Meter die Berliner Brüder Harting in den Schatten stellte. In Erfurt wird mit ihm auf Plakaten und Flyern für die Titelkämpfe geworben. «Man kommt ja kaum zum Durchschnaufen», meinte der 25-jährige aus Jena angesichts der vielen Wettkämpfe in den vergangenen Wochen. Röhler will seine seit 2012 anhaltenden nationale Siegesserie fortsetzen. Mehr im Blickpunkt steht jedoch, wer die beiden weiteren WM-Startplätze ergattern kann: In Johannes Vetter (Bestleistung: 89,68 Meter), Andreas Hofmann (88,79) und Lars Hamann (86,71) gibt es drei potente Bewerber.

«Es gibt nur wenige Länder, die so eine Bandbreite von Topathleten in so vielen Disziplinen haben», sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. «Diese Vielfalt ist momentan das besondere Merkmal der deutschen Leichtathlet.»

Für den Umbruch im DLV-Team stehen junge Athleten wie Konstanze Klosterhalfen (20). Sie hat über 800, 1500 und 5000 Meter die WM-Norm geknackt und nutzt Erfurt nur als Durchgangsstation – zur U23-EM in Bydgoszcz/Polen und zur WM in London. «Langfristig kann sie die Weltklasseläuferinnen aus Afrika angreifen», schwärmte der sonst eher zurückhaltende DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska von dem Lauftalent. «Sie wird uns Freude machen, ob schon in London werden wir sehen.»

Überhaupt stimmt der Mix im deutschen Team zwischen jung und alt. Neben Klosterhalfen gehören Max Heß (Dreisprung), Gina Lückenkemper (Sprint) oder Jackie Baumann (400 Meter Hürden) zur Garde der jungen Aufsteigern. Hoffnungsträger für die Sommerspiele 2020 sind zudem etablierte Kräfte wie Christoph Harting, Röhler, David Storl (Kugel), Raphael Holzdeppe (Stabhoch) oder Katharina Molitor (Speer).

«Gerade der Titelgewinn bei der Team-EM in Lille hat gezeigt, dass wir eine sehr starke Mannschaft mit einer Menge junger Athleten mit Potenzial nach oben zur Verfügung haben», meinte Prokop.

Fotocredits: Andreas L Eriksson
(dpa)

(dpa)

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