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FC Bayern feiert Knipser Kimmich

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München – In der Euphorie der wundersamen Wochen seiner Tor-Premieren ließ sich Joshua Kimmich zu einem kumpelhaften Schubser gegen Thomas Müller hinreißen.

Als Führungskraft Müller nach dem Rekorderfolg der Münchner in der Champions League über den neuen Bayern-Knipser plauderte, griff der zweifache Torschütze Kimmich kurzerhand ein. «Er hat in allen Wettbewerben außer in der WM-Quali mehr Tore erzielt als ich. Dementsprechend zählt er jetzt zu meinen Hauptkonkurrenten», witzelte Müller über den neben ihm stehenden Jungspund. «Jetzt muss ich natürlich bis Samstag an seinen Sprunggelenken hängen und ihn davor bewahren, dass er die Bodenhaftung verliert.»

Der 21-jährige Kimmich beeindruckt nach seinem kometenhaften Aufstieg in der Vorsaison bis hin zu einem EM-Gewinner auch in der neuen Spielzeit. Die ersten Tore in WM-Qualifikation, Bundesliga und nun gleich zwei in Europas Topklasse lassen das Selbstvertrauen weiter in die Höhe schnellen. Wie unter Förderer Pep Guardiola ist er auch unter Carlo Ancelotti auf dem Weg zur festen Bayern-Größe. «Es ist schon manchmal ganz schön viel, es geht ziemlich schnell», gestand der gefeierte Bayern-Allerkönner, der vor 16 Monaten noch in der 2. Liga kickte. «Aber so ist Fußball. Es geht schnell nach oben, schnell kann es auch wieder nach unten gehen.»

Kimmich und Müller an dessen 27. Geburtstag ließen es gegen Königsklassen-Neuling FK Rostow beim 5:0 zusammen mit Elfmeterschützen Robert Lewandowski und dem eingewechselten Juan Bernat schon vor dem Wiesn-Fotoshooting ein bisschen krachen. Verheißungsvoller hätte die Champions-League-Premiere mit dem neuen Club für Ancelotti kaum verlaufen können. Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, 20:0 Tore – lauten die imposanten Gesamtzahlen der ersten Wochen des Italieners bei den Bayern.

«Wir sind konkurrenzfähig, um um den Titel mitzuspielen», sagte Ancelotti nach dem höchsten Startsieg einer deutschen Mannschaft in Europas Eliteliga. «Aber das erste Ziel ist erst einmal der Gruppensieg.» Nach dem Sparringspartner ist Vorjahresfinalist Atlético Madrid, der die Bayern im Mai schmerzhaft im Halbfinale bezwang, ein ganz anderes Kaliber. In zwei Wochen wird beim Duell bei den mit 1:0 in Eindhoven erfolgreichen Spaniern die Weiche für Gruppensieg gestellt.

An die 7:0-Gala das FC Barcelona kamen die Münchner zwar nicht heran, aber mit dem 13. Heimsieg in Serie sind die Münchner nun vor Manchester United (12 Erfolge) die beste Heimmacht in der Champions League. Dazu war der Erfolg am 13. September der 13. Auftaktsieg der Münchner Startspezialisten nacheinander. 3 x 13 – aber die Zahl des Abends war die 32, Kimmichs Trikotnummer.

«Joshua hat sehr gut gespielt. Er ist körperlich in guter Verfassung. Er ist sehr fokussiert», lobte Ancelotti den vielseitig verwendbaren Mittelfeldspieler und Verteidiger. Der Rotationsplan des 57 Jahren alten Erfolgstrainers war perfekt aufgegangen: Douglas Costa glänzte als zweifacher Vorbereiter, Kimmich ragte heraus. Die neue Rolle als Torjäger überraschte den 21-Jährigen dabei allerdings selbst. «Während der Jugend war ich nicht so der Knipser. Da haben mich meine Kumpels schon auch immer geärgert, dass ich nicht gerade der Kühlste vor der Hütte bin.»

In München ist er aber der Mann, der auf so viele Namen hört: Josua, Jo, Joe, Josch, Joschua. Oder auch «Herr Kimmich», wie Müller lächelnd meinte: «So wie er gerade einbombt.» Die besten Vorbilder fürs Toreschießen sieht Kimmich aber auch jeden Tag: Lewandowski erzielte im fünften Pflichtspiel das achte Tor, Müller netzte in der Königsklasse zum insgesamt 37. Mal ein.

Kimmich selbst war nicht nur wegen Toren und Leistung glücklich. Sondern auch, dass er nicht wie von Kapitän Philipp Lahm angedacht, singen muss. Glaubt er zumindest. «Mit einem Doppelpack ist man raus», sagte der siebenmalige Nationalspieler. «Das habe ich den Jungs erspart.» Kimmich kann anscheinend alles – außer wohl singen.

Fotocredits: Sven Hoppe,Sven Hoppe
(dpa)

(dpa)

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