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Froome verliert Gelb – Bardet gewinnt erste Pyrenäen-Etappe

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Peyragudes – Chris Froome quälte sich den steilen Schlussanstieg hinauf und kam kaum mehr von der Stelle – stattdessen fuhr Romain Bardet in die Herzen der französischen Fans.

Der Brite erlebte im Finale der ersten Pyrenäen-Etappe einen unerwarteten Einbruch und verlor überraschend sein Gelbes Trikot an den Italiener Fabio Aru. Triumphaler Sieger der 12. Etappe nach 214,5 Kilometern auf dem Peyragudes war der Vorjahres-Zweite Bardet, der die Grande Nation jetzt wieder vom ersten Toursiger nach Bernhard Hinault (1985) träumen lässt.

Der dreimalige Toursieger Froome verlor auf den letzten 300 Metern mehr als 20 Sekunden auf Bardet und liegt im Gesamtklassement jetzt sechs Sekunden hinter dem Tagesdritten Aru, der zum ersten Mal das Gelbe Trikot trägt.

Die Schwäche im 1580 Meter hoch gelegenen Ziel auf dem Peyragudes, der 1997 als James-Bond-Kulisse diente, überraschte. Vor seinem kleinen Einbruch hatte Froome mit Tempoverschärfungen dafür gesorgt, das der zweimalige Tour-Zweite Nairo Quintana, der knapp 12 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen musste, und Altmeister Alberto Contador zurückfielen und viel Zeit verloren.

Der letzte Ausreißer Stephen Cummings war von Froome und Co. acht Kilometer dem Ziel eingeholt worden. Der höher eingeschätzte deutsche Ex-Meister Emanuel Buchmann konnte dem Tempo der Favoriten im Finale ebenfalls nicht mehr folgen und fiel schon früher zurück.

Im Nebel der Pyränen fiel die Entscheidung auf der 2,4 Kilometer langen Schlusssteigung. Davor hatten Froome und Aru 12 Kilometer vor dem Ziel auf der Abfahrt vom Porte de Balès eine Schrecksekunde erlebt, als sie eine Kurve verpassten und fast gegen Wohnwagen der Zuschauer geknallt wären. Froomes Teamkollege Mikel Nieve raste zwischen die Fahrzeuge, blieb aber unverletzt. Froome und Aru mussten kurz stoppen und konnten ihre rasende Fahrt dann fortsetzen.

Marcel Kittel schaltete sich – wie angekündigt – auf der ersten Pyrenäen-Etappe in den Kampf um Punkte ein und fuhr sogar in einer 12-köpfigen Spitzengruppe. Beim einzigen Zwischensprint nach 94 Kilometern in Loures-Barousse belegte der Träger des Grünen Trikots hinter dem Australier Michael Matthews Platz zwei. Kittel kassierte 17 Punkte und schraubte sein Konto an der Spitze der Sprinter-Wertung auf 352 Punkte.

Sein unmittelbarer Verfolger Matthews (222) konnte sich 20 Zähler gutschreiben lassen und holte leicht auf. Aber wenn der bisher fünfmalige Etappengewinner aus Erfurt bis Paris durchhält, dürfte ihm das Trikot kaum noch zu nehmen sein.

Am Donnerstag jährte sich eine der größten Tragödien der Tour de France zum 50. Mal. Am 13. Juli 1967 starb der Brite Tom Simpson beim Aufstieg auf den berüchtigten Mont Ventoux in der Provence. Ein kleines Denkmal an dieser Stelle erinnert an den Weltmeister von 1965. Der völlig dehydrierte Simpson war bei glühender Hitze vollgepumpt mit Amphetaminen und Alkohol. Nach dem Todesfall wurden bei der Tour Doping-Kontrollen eingeführt. Zum Gedenken besuchten Ex-Toursieger Bradley Wiggins und rund 50 Landsleute am Donnerstag das Simpson-Denkmal.

Der Zielbereich der diesjährigen zwölfte Etappe am Altiport, einem kleinen Berg-Flughafen, bildete vor 20 Jahren die Kulisse für den James-Bond-Film «Der Morgen stirbt nie». Zuletzt war die Tour 2012 zu Gast auf dem Peyraguedes. Vor fünf Jahren hatte Froome beim Schlussanstieg ein wenig gegen seinen Kapitän und späteren Sieger Wiggins rebelliert und drohte ihm wegzufahren. Die Teamchefs pfiffen ihn aber zurück, und ein Jahr später gewann Froome seine erste Tour.

Fotocredits: David Stockman
(dpa)

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