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Heidler lässt den Hammer fallen – und sagt tschüss

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Borkum – Die Stahlkugel fliegt, der Hammer schlägt ein, Sand spritzt auf – und die aktive Spitzensportlerin Betty Heidler gibt’s nicht mehr. Am Strand von Borkum hat sich Deutschlands überragende Hammerwerferin des vergangenen Jahrzehnts am Samstag von ihren Fans verabschiedet. Endgültig.

Die letzten sechs Versuche setzt sie in den Sand. Beim fünften blitzt noch einmal ihr Können auf: 74,00 Meter! Als Betty Heidler vor neun Jahren in Osaka ihr einziges WM-Gold erkämpfte, da flog der 4-Kilo-Hammer auch nur 76 Zentimeter weiter.

«Die Leute haben super Stimmung gemacht. Das war toll. Aber Strandparty? Habe ich vorher gelesen. Das ist der falsche Begriff. Für mich war es noch mal ein ernsthafter Wettkampf», sagte die 32 Jahre alte Berlinerin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. «Ich wollte nicht irgendwie von der Bühne abtreten. Mir war klar, dass ich hier noch mal etwas zeigen will», berichtete sie. «72 Meter sollten es schon sein. Aber 74 Meter – das hätte ich auch nicht gedacht.»

Beim letzten Versuch touchierte der Hammer den Netzkäfig – Betty Heidler ließ die Weite trotzdem nachmessen. Dann streifte sie schnell die Wurfschuhe ab und genoss die ersten Schritte im heißen Nordseesand. «Das hat Spaß gemacht.» Ein Bild mit Symbolkraft. Denn nach einem Kurzurlaub auf der ostfriesischen Insel beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die Athletin von der LG Eintracht Frankfurt.

Die Polizeihauptmeisterin der Bundespolizei will sich künftig mehr um ihren Beruf und das 2008 begonnene Jura-Studium kümmern. Sie muss abtrainieren, sie will reisen, als Zuschauerin zu Wettkämpfen kommen – und in der Freizeit natürlich weiter Sport treiben.

Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben. Zwar sei die Heim-EM 2018 in Berlin eine Option gewesen, meinte Heidler, «aber ich hatte dort 2009 bei der Weltmeisterschaft mit der Silbermedaille so einen Gänsehaut-Moment – das ist nicht mehr zu toppen».

Heidlers größte Erfolge in mehr als 15 Jahren Leistungssport waren der Weltmeistertitel 2007 und Olympia-Bronze 2012 in London. Das emotionsgeladene Finale mit Messfehlern und langer Zitterpartie wird sie wohl nie vergessen. Und in Rio fehlten ihr vor einem Monat als Vierte 83 Zentimeter zur zweiten Olympia-Plakette.

Mehr als drei Jahre lang, von Mai 2011 bis August 2014, hielt sie den Hammerwurf-Weltrekord (79,42 Meter). Vor sechs Jahren wurde sie Europameisterin – nur der Traum vom Olympiasieg bleibt unerfüllt.

Betty Heidler hat immer einen Plan – auch von der Zukunft nach dem Sport. Zwar steht noch vieles in den Sternen, «aber mein Leben wird weitergehen: wie für tausende andere Menschen in Deutschland auch.»

Fotocredits: Ingo Wagner
(dpa)

(dpa)

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