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Heim-WM als Chance: DHB hofft auf Erfolg und Nachhaltigkeit

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Leipzig – Volle Hallen, fette Quoten und ein sportlicher Traum: Deutschlands Handball-Frauen wollen mit starken Auftritten bei der Heim-WM neue Fans gewinnen und ihren Aufbruch in eine erfolgreiche Zukunft mit dem ersten Medaillengewinn seit zehn Jahren krönen.

«Wir möchten die Heim-WM nutzen, um den Frauen-Handball nachhaltiger zu platzieren», gab Bundestrainer Michael Biegler die Turniermarschroute vor und warb schon vor dem Auftakt an diesem Freitag gegen Kamerun für seine Ladies: «Die Mannschaft bietet einen überragenden Handball, wenn sie ihre Qualitäten auf die Platte bringt.»

Von Leipzig über Magdeburg nach Hamburg – der WM-Trip der DHB-Auswahl soll erst am Finalwochenende in der Alster-Metropole enden. «Ziel muss es sein, als große Handball-Nation möglichst bis zum Schluss dabei zu sein. Wir wollen alle das Erlebnis Hamburg genießen», formulierte Biegler das Traumziel.

2007 gab es mit Bronze letztmals Edelmetall, der bisher letzte Titelgewinn liegt sogar 24 Jahre zurück. Doch die Konkurrenz ist stark und groß. Welt- und Europameister Norwegen, Olympiasieger Russland, der Olympia-Zweite Frankreich und Vize-Weltmeister Niederlande sind die Topfavoriten.

Was die DHB-Frauen aber nicht schreckt. «Wir haben einen unglaublichen Teamgeist, wie ich ihn vorher noch nicht gesehen habe. Es ist dieses Feuer, jeder will sich den eigenen Fans zeigen. Und wir haben eine gute Mannschaft mit interessanten Konstellationen», sagte Torfrau Clara Woltering.

Nach mageren Jahren sieht der Deutsche Handballbund in der Heim-WM eine große Chance, die Frauen ein wenig aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen herauszuholen. «Wir glauben fest daran, dass sich der Frauen-Handball entwickeln kann. Das ist auch eine gesellschaftliche Frage. Die Stellung der Frau in Deutschland wird sich in den nächsten 20 Jahren weiterentwickeln, dies wird auch Einfluss auf den Sport haben. Da ist ein unheimliches Wachstumspotenzial», meinte DHB-Generalsekretär Mark Schober.

Für den DHB ist es daher wichtig, dass alle deutschen Endrundenspiele live im Free-TV bei Sport1 übertragen werden. Bei einem Einzug ins Halbfinale steigen dann auch ARD und ZDF ein, was die Reichweite noch einmal deutlich erhöhen würde. «Es geht darum, das Produkt Frauen-Handball besser zu machen», erklärte DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Bundestrainer Biegler und Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld, die das Team bei der EM im Vorjahr auf Rang sechs führten und beide nach dem Turnier aus ihrem Amt scheiden, haben dafür beste Voraussetzungen geschaffen. «Die beiden haben in diesem Bereich ganz schön aufgeräumt und dafür gesorgt, dass die Frauen die gleiche Förderung und gleichzeitig mehr Achtung bekommen», lobte Michelmann. «Wenn wir diese Tendenz fortführen, bin ich guter Hoffnung, dass wir diese Entwicklung fortsetzen werden.»

Auch Biegler und Sommerfeld denken über die WM hinaus. «Wir haben eine deutsche Spielphilosophie entwickelt, weil nur die eine entsprechende Nachhaltigkeit garantiert», sagte Sommerfeld. «Wir haben die allerbeste Spielfähigkeit weltweit, wenn die Mannschaft das umsetzt. Je näher wir an dieses Ideal herankommen, um so größer sind die Chancen.»

Die Vorrunde, in der Südkorea, China, Serbien und die Niederlande die weiteren Gegner sind, sollte gemeistert werden. Danach wird in der K.o.-Phase viel von der Tagesform und vom Spielglück abhängen. Dabei könnte das Heim-Publikum eine große Rolle spielen – so wie 2007 beim WM-Triumph der Männer.

«Ein großes Event im eigenen Land ist immer etwas Besonderes. Wir wissen, dass es eine außergewöhnliche Situation für die Ladies wird», sagte Biegler. «So ganz unvorbereitet sind sie aber nicht. Die Mannschaft hat gelernt, wie sie eine Halle abholen kann. Dann wird Druck zu einem positiven Empfinden.»

Auch Sommerfeld ist zuversichtlich: «Wir haben ein festes Fundament gebaut. Bei der EM haben wir ein paar Eisenträger eingezogen, so dass es noch stabiler geworden ist», sagte der Sportdirektor. «Die Mannschaft hat Qualitäten und kann bei der WM weiter zulegen.»

Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)

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