Olympia

Hörmann: «Lieber die Fair-Play-Medaille» als Platz eins

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Pyeongchang – Mehr als die 19 Medaillen von Sotschi sollen es werden, aber nicht um jeden Preis. «Ich nehme lieber die Fair-Play-Medaille mit nach Hause als Platz eins im Medaillenspiegel», betonte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Eröffnungstag der 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang.

Nach dem russischen Doping-Skandal habe das Fair Play und das vorbildliche Auftreten erste Priorität, nicht «Medaillenzählerei und ausschließlich am Erfolg orientiert sein». Ob die hehren Worte nach den 16 Entscheidungstagen noch Bestand haben werden und ein deutliches Übertreffen der mageren Ausbeute von 2014 bejubelt oder ein Pleiten-Ergebnis wie in Sotschi harte Kritik hervorrufen wird, bleibt abzuwarten.

«Man muss das Abschneiden nicht als Bürde sehen. Jeder will Leistung zeigen und erfolgreich sein», sagte Eric Frenzel, der als Fahnenträger das 153 Athleten große Team Deutschland am Freitag bei der Eröffnung anführte. Der Nordische Kombinierer gewann vor vier Jahren eine der acht Goldmedaillen.

Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig bemühte sich vor dem Olympia-Start ebenfalls, keinen hohen Erwartungsdruck zu erzeugen. Er ließ aber durchblicken, dass seine «19 plus X»-Formel nach exzellenten Resultaten in den vergangenen Wintern mehr als trefflich aufgehen könnte. «Wir haben an jedem olympischen Tag die Chance, Medaillen zu gewinnen», sagte der DOSB-Leistungssportchef. «In fast allen der 14 Sportarten haben wir Erfolgsaussichten.»

Für den ersten Medaillencoup könnte Biathlon-Ausnahmekönnerin Laura Dahlmeier am Samstag über 7,5 Kilometer sorgen. «Sie kennt ihre Rolle», meinte Schimmelpfennig. «Der Erwartungsdruck von außen stimmt aber nicht mit ihrem Erwartungsdruck überein.» Dass sie bei der WM 2017 in Hochfilzen als erste Biathletin fünfmal Gold holte, müsse man bei Olympia relativieren. Die 24-jährige Bayerin ist jedenfalls bereit: «Ich fühle mich eigentlich ganz gut gewappnet.»

Der erste Tag der olympischen Entscheidungen hat sogar das Potenzial für einen deutschen Medaillen-Doppelschlag: Kurz nach Dahlmeier könnte Skispringer Andreas Wellinger zu Gold, Silber oder Bronze fliegen. In der Qualifikation auf der kleinen Olympia-Schanze war der Mixed-Weltmeister der dominierende Springer. «Er hat ein Zeichen gesetzt», sagte Bundestrainer Werner Schuster.

DOSB-Chef Hörmann hofft, dass von Pyeongchang nach den dopingverseuchten russischen Heimspielen von 2014 insgesamt eine Signalwirkung ausgeht. «Ich hoffe, dass die sauberen Sportler davon ausgehen können, gegen saubere Gegner anzutreten», sagte er. Die deutschen Athleten haben in puncto Doping sein volles Vertrauen: «Für das Team D habe ich nicht den leisesten Zweifel.»

Enthüllungen über dopingverdächtige Blutwerte von Ski-Langläufern, zu denen auch deutsche gehören sollen, würde er gern auf den Grund gehen. «Deshalb fordere ich zum Auftakt der Spiele dazu auf: Wer vermeintliche Daten, Listen oder Werte hat, möge sie offenlegen», sagte Hörmann. «Ansonsten kann man sie nur als Inszenierung des Themas werten.»

Die ARD-Redaktion hatte mit anderen Medien auf Grundlage einer ihnen zugespielten Datenbank berichtet, bei Olympia und Weltmeisterschaften von 2002 bis 2017 seien über 300 Medaillen von mutmaßlich gedopten Athleten gewonnen worden. Nach dem Olympia-Ausschluss der Betrüger von Sotschi und dem engmaschigen Doping-Kontrollen der 168 startenden Athleten aus Russland erwartet Hörmann, dass sich das sportliche Kräfteverhältnis im Wintersport in Pyeongchang neu ordnen wird. «Durch das staatliche Betrugssystem war der Medaillenspiegel eine einmalige Ausnahme», erklärte er. Russland holte in Sotschi 33 Medaillen, darunter 13 aus Gold.

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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