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Humpelnd ins Schlüsselspiel: BVB mit Notelf nach Lissabon

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Lissabon – Thomas Tuchel fühlte sich an seine Zeit als Trainer der Mainzer Jugend erinnert. Gleich fünf Spieler von Borussia Dortmund, die den Flieger nach Portugal bestiegen, waren jünger als 20 Jahre.

Verletzungssorgen zwingen den BVB-Coach im Schlüsselspiel der Champions League bei Sporting Lissabon am Dienstag (20.45 Uhr) erneut zu einer radikalen Verjüngung des Kaders. Angesichts dieses Handicaps quittierte Sportdirektor Michael Zorc die scherzhafte Frage, ob er seine Fußball-Schuhe im Gepäck habe, mit einem gequälten Lächeln. «Das würde nicht helfen.»

Ähnlich wie Zorc verzichtete auch Tuchel auf Wehklagen: «Es gilt das volle Vertrauen für alle, die spielen.» Für die Personalmisere mit derzeit neun angeschlagenen Spielern hat der Coach keine Erklärung: «Es gibt nicht den einen Grund. Jede Verletzung muss individuell betrachtet werden. Aber das ist in dieser Dichte ungewöhnlich, das haben wir so noch nicht erlebt.» Unabhängig vom hohen Krankenstand erwartet er eine schwere Aufgabe: «Sporting ist sehr robust und individuell sehr stark, eine Mannschaft ohne große Schwächen.»

Das Verletzungspech trifft den BVB zur Unzeit. Denn nach Einschätzung von Zorc fällt in den beiden Duellen mit den Portugiesen die Entscheidung, wer es in die K.o.-Runde des Wettbewerbs schafft: «Man muss kein Prophet sein, wenn man behauptet, dass die Spiele gegen Lissabon eine sehr bedeutende Wirkung für den Ausgang der Gruppe haben.» Der 54 Jahre alte Sportdirektor machte eine einfache Rechnung auf: «Real Madrid wird sich am Ende durchsetzen. Dann geht es darum, wer im Vergleich mit Lissabon die stärkere Mannschaft ist.»

Noch befindet sich der BVB nach dem 6:0 bei Legia Warschau und dem 2:2 gegen Real Madrid in einer guten Ausgangslage. «Wir sind Erster in der Gruppe. Das wollen wir auch bleiben und zurück auf die Siegerstraße», sagte Torhüter Roman Bürki.

Doch wie knifflig es ist, mit Youngstern wie Emre Mor, Ousmane Dembélé, Christian Pulisic und Felix Passlack den eigenen Ansprüchen zu genügen, bekam der BVB schon beim 1:1 am vorigen Freitag gegen Hertha BSC zu spüren.

Zu allem Überfluss wurden die gegen die Berliner als «Notnägel» eingesetzten Joo-Ho Park und Mikel Merino nicht für die Champions League gemeldet und sind somit für Lissabon keine Alternative. Hinzu kommen die Langzeitausfälle Sven Bender, Erik Durm und Marco Reus. Auch Weltmeister André Schürrle, Europameister Raphael Guerreiro, Regisseur Gonzalo Castro, Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Angreifer Adrian Ramos stehen nicht zur Verfügung.

Immerhin kann Tuchel auf das Comeback von Lukasz Piszczek und Sokratis hoffen. «Die Chancen auf ihren Einsatz sind deutlich gestiegen. Beide haben beschwerdefrei trainiert. Wir haben deshalb berechtigte Hoffnung, dass sie morgen spielen können», sagte der Fußball-Lehrer am Montag. Zudem signalisierte Marc Bartra Einsatzbereitschaft.

Unabhängig von der langen Ausfallliste erwartet der BVB-Coach eine schwere Aufgabe: «Sporting ist sehr robust und individuell sehr stark, eine Mannschaft ohne große Schwächen.» Nicht nur Tuchel hat großen Respekt vor dem Gegner. «Sporting hat in Madrid eine hervorragende Leistung gezeigt und hatte Real am Rande einer Niederlage», sagte Sebastian Rode mit Bezug auf die knappe 1:2-Niederlage der Portugiesen in Madrid. Obwohl diverse Stammkräfte fehlen, sieht der Mittelfeldspieler keinen Grund, die Partie in Lissabon defensiver als zuletzt anzugehen: «Es sollte nicht das Ziel sein, dass wir uns umstellen. Wir haben trotz der vielen Verletzten genug Qualität im Kader.»

Dass der BVB entgegen sonstiger Gepflogenheiten bereits zwei Tage vor der Partie zu einem internationalen Spiel anreiste, hat nach Aussage von Zorc nichts mit dem großen Verletzungspech zu tun: «So können wir gezielter regenerieren und haben weniger Hektik.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Sporting Lissabon: Rui Patricio – Joao Pereira, Coates, Ruben Semedo, Zeegelaar – William Carvalho, Gelson Martins, Elias, Bryan Ruiz – Markovic, Dost

Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Ginter, Bartra, Passlack – Weigl – Pulisic, Rode, Götze, Dembélé – Aubameyang

Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)

Fotocredits: Miguel A. Lopes
(dpa)

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