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Nach Weggang von Hummels: Warten auf Bayern-Coups

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München – Uli Hoeneß gab sich bewusst furchteinflößend, sprach vom «größten Investitionsprogramm» und kündigte volle Attacke auf dem Transfermarkt an. Wenige Monate nach den forschen Ankündigungen des FC-Bayern-Präsidenten geht in der Bundesliga aber noch nicht die Angst um.

Statt eines Kaufrausches zeigen die Münchner auf dem Transfermarkt bislang eher einen Hang zum Weggeben. Der Verkauf von Mats Hummels nach Dortmund war bislang der größte Aufreger des Fußball-Sommers. Bei seinem Groß-Umbruch ist der Serienmeister langsam gefordert, ähnliche Coups auch als Käufer hinzukriegen.

«Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison…», hatte Hoeneß Ende Februar getönt. Den Worten war bislang aber nur eine Tat gefolgt, nämlich die Verpflichtung von Weltmeister Lucas Hernandez für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro. Neben dessen französischem Landsmann Benjamin Pavard ist Jann-Fiete Arp der einzige Neuzugang – beide Transfers standen schon im Winter fest.

Mit jedem Tag ohne Neuverpflichtung steigt für Sportdirektor Hasan Salihamidzic der Druck, Ersatz zu finden für Arjen Robben, Franck Ribéry, Rafinha und James Rodriguez, die allesamt den Verein verlassen haben. Der Manager gab sich zu Wochenbeginn noch cool. «Wir müssen gelassen sein. Auf dem Transfermarkt muss man geduldig sein, warten und sehen, was möglich ist», sagte er in einer Botschaft aus Sardinien und ergänzte zugleich: «Wir wollen einiges tun.»

Nach dem forcierten Umbruch könnte der Kader noch mehr nach dem Gusto von Niko Kovac sein – in Hummels ist der Coach einen Kritiker los. Der Eindruck aber wächst, dass Bayern im Pokern um künftige Stars und Leistungsträger oft ein zu schlechtes Blatt hat. Der schon vor Monaten umworbene Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea fand bislang ebenso wenig den Weg in den Freistaat wie andere Kandidaten, darunter etwa Rodrigo von Atletico Madrid, der England präferieren soll.

Jahrelang eilte den Bayern der Ruf voraus, sich mit Verstärkungen breit bei Bundesliga-Rivalen zu bedienen. Diesmal ist es just der größte Konkurrent Borussia Dortmund, der dieses Schema verfolgt. Hummels soll im BVB-Kader das Puzzlestück zur Meisterschaft sein. «Er ist für mich der beste deutsche Innenverteidiger!», sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc der «Bild»-Zeitung (Freitag).

Das sahen die Bayern offenbar anders, sie setzen in der zentralen Defensive auf Niklas Süle und die zwei neuen Franzosen. Allerdings müssen sich die erst als verlässliche Säulen beweisen; Pavard war zuletzt mit Stuttgart abgestiegen, Hernandez monatelang verletzt. Zudem sind alle drei Innenverteidiger erst 23 Jahre alt – als Ü30er und Ex-Weltmeister hatte Hummels ein anderes Gewicht. Er erkannte oft intern Probleme und sprach sie eher schonungslos an. Nun gilt es, die Balance zwischen jungen Wilden und erfahrenden Oldies zu wahren.

Hummels habe in seinen drei Jahren in München «einen großen Beitrag geleistet» zu den drei Meistertiteln und dem DFB-Pokalsieg im Mai, sagte Salihamidzic. Große Beiträge erwarten die Bayern-Bosse aber auch von ihm, wie Präsident Hoeneß vor knapp einem Monat unterstrich und den Sportdirektor dabei aufforderte, «richtig loszulegen».

Schon damals machten die Münchner kein Geheimnis daraus, Leroy Sané verpflichten zu wollen. Der Nationalspieler von Manchester City ist für eine Ablösesumme in Hernandez-Größenordnungen zu haben. «Wir werden uns bemühen», hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der Double-Feier im Mai angekündigt. Sich nur zu bemühen, das reicht für FC-Bayern-Verhältnisse normalerweise aber nicht aus.

Fotocredits: Christian Charisius
(dpa)

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