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Özils Posten heiß umkämpft – Reus: Spiele gerne auf der Zehn

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München – Mesut Özil ist weg. Der Abschied des 29 Jahre alten Ex-Weltmeisters nach 92 Länderspielen, mit Rassismusvorwürfen im Zuge der Erdogan-Affäre hallt beim Neustart aber noch nach. Zumal der Rückzug des Arsenal-Profis aus dem DFB-Team auch eine fußballerische Komponente beinhaltet.

Die Frage beim Neubeginn in München lautet: Wer tritt auf dem Platz die Nachfolge des Spielmachers an, der in seinen neun Jahren als Nationalspieler ein Lieblingszögling von Bundestrainer Joachim Löw war?

«Der Konkurrenzkampf blüht jetzt von Neuem auf», sagte Julian Draxler bei der ersten Zusammenkunft der deutschen WM-Verlierer nicht nur bezogen auf den Spielmacherposten. Aber der Özil-Posten nimmt eine zentrale Rolle ein. Auf den ersten Blick ist der neue Mesut Özil blond. Julian Brandt hat in der DFB-Auswahl die «10» auf dem Trikot von Özil übernommen. Aber der 22 Jahre junge Leverkusener, der bei der WM als Joker ein Lichtblick war, wird nicht der neue Zehner im DFB-Team. Brandt ist ein Außenbahnspieler, kein zentraler Regisseur.

Bewerber um die Özil-Rolle sind andere. «Ich mache kein Hehl daraus, dass ich gerne auf der Zehn spiele», sagte Marco Reus ganz offen zum Neubeginn. Auch Julian Draxler hat schon im Zentrum gespielt und verfügt dort über Qualitäten. «Ich bin auch bei der WM unter meinen Möglichkeiten geblieben. Da muss man offen und ehrlich mit sich sein», sagte der 24-Jährige von Paris Saint-Germain: «Ich glaube, dass ich viel mehr drauf habe, als ich in Russland gezeigt habe.»

Ilkay Gündogan wäre ebenfalls einer, der wegen seiner technischen Fähigkeiten Özil als Spielmacher beerben könnte. Das wäre eine spannende Geschichte: Denn die beiden Deutsch-Türken Gündogan und Özil hatten mit ihren Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan die deutsche WM-Mission extrem belastet.

«Entscheidend ist, was der Bundestrainer sich für Gedanken macht», bemerkte Reus zur Özil-Nachfolge auf dem Spielfeld. Und dabei ist es auch nicht auszuschließen, dass Löw gar keinen neuen Özil braucht.

Eine Systemumstellung weg vom 4-2-3-1 mit einem Spielmacher im Zentrum der offensiven Mittelfeldreihe scheint gut möglich. Löw hat sich nach der WM selbst von seinem «fast schon arroganten» Überdrehen des Ballbesitzfußballs distanziert. Er könnte hin zu einem 4-3-3 mit zwei Achtern im Mittelfeld wechseln. Oder zu einem 3-4-3 mit einer Dreierkette in der Abwehr wie beim Gewinn des Confed Cups 2017. In beiden Systemen gäbe es den klassischen Spielmacher nicht mehr.

Beim WM-Triumph 2014 feierte Löw mit einem 4-3-3 ohne Spielmacher seinen größten sportlichen Erfolg. Özil stellte er damals auf die linke Seite. Eine erste Auflösung, was der Bundestrainer nun vorhat, wird es am Donnerstag im Auftaktspiel der neuen Nations League in München gegen Weltmeister Frankreich geben.

Bei aller Bitterkeit, die gerade auch Löw wegen der Art des Abgangs von Özil empfand: Einen Kicker wie ihn vermisst der Bundestrainer in der Nationalelf. Löw klang fast wehmütig, als er vergangene Woche über seinen langjährigen Lieblingsspieler sprach: «Mesut Özil war neun Jahre mein Spieler. Wir haben vieles zusammen erlebt, manche Rückschläge und sehr viel Positives. Wir haben den WM-Titel zusammen gewonnen. Und nach wie vor bin ich der Meinung, dass der Mesut Özil einer der besten deutschen Spieler war, die es in den vergangenen 20, 30 Jahren gab. Ein herausragender Fußballer, der mit seiner technischen Klasse und Spielintelligenz ein Spiel unheimlich beeinflussen konnte. Das wird für immer bleiben.»

Fotocredits: Christian Charisius
(dpa)

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