Olympia

Olympia-Formcheck: Wie ist das deutsche Team gerüstet?

By

on

Pyeongchang – Es wird ernst für das deutsche Olympia-Team. Nach Monaten harten Trainings und vielen Weltcup-Erfolgen treten die 154 deutschen Athleten bei den Winterspielen in Pyeongchang mit der Hoffnung auf eine reichere Medaillenausbeute als in Sotschi 2014 an.

Vor vier Jahren sprang nur 19 Mal Edelmetall heraus. Doch wie sind die deutschen Starter kurz vor dem Olympia-Auftakt in Form?

BIATHLON: Beim letzten Weltcup in Antholz holte Laura Dahlmeier einen Sieg und einen zweiten Platz. Auch Arnd Peiffer als Sprint-Dritter und Benedikt Doll als Massenstart-Vierter waren stark. Sorgenkind ist Massenstart-Weltmeister Simon Schempp, der wegen hartnäckiger Rückenprobleme vorzeitig aus Südtirol abreisen musste und in diesem Winter noch ohne Einzelpodest ist. Die Deutschen sind in allen drei Staffeln für eine Medaille gut. Die siebenmalige Weltmeisterin Dahlmeier gehört in allen Einzelrennen zum Favoritenkreis auf Gold. Die Männer müssen in der harten Konkurrenz einen Top-Tag erwischen, haben aber ebenfalls fast alle das Zeug zur Medaille.

BOB: Das deutsche Bobteam hat beim Weltcupfinale in Königssee alle Siege geholt und fährt nach Lösung der Materialprobleme mit breiter Brust nach Pyeongchang. «Wir stehen mit unseren Piloten super da und haben eine ganz andere Grundvoraussetzung für Olympia. Doch unsere Herren und Damen brauchen am Tag X in Pyeongchang eine außergewöhnliche Leistung, um dort auf dem Podest zu stehen», sagte Cheftrainer René Spies. Er will die Schmach von Sotschi, als die Bobpiloten erstmals seit 50 Jahren leer ausgingen, tilgen.

RODELN: Die deutschen Rodler sind erneut die Favoriten. Nachdem Olympiasiegerin Natalie Geisenberger vorzeitig zum sechsten Mal in Serie den Gesamtweltcup gewonnen hatte, sicherten sich beim Weltcup-Finale in Sigulda die Doppelsitzer Toni Eggert und Sascha Benecken zum dritten Mal die Kristallkugel – und wurden mit ihrem Sieg im Eiskanal zugleich Europameister. Olympiasieger Felix Loch holte zum sechsten Mal den Gesamtsieg im Weltcup.

SKELETON: Der WM-Zweite Axel Jungk fuhr vor zwei Wochen den ersten Weltcupsieg seiner Karriere ein. Weltmeisterin Jacqueline Lölling raste zum vierten Saisonerfolg und holte erneut die Kristallkugel im Gesamtweltcup. «Ich fahre mit gutem Gefühl nach Olympia, doch ich bin mit Prognosen noch vorsichtig», sagte Lölling. Die Olympia-Form stimmt auch bei der Weltcup-Gesamtzweiten Tina Hermann.

EISSCHNELLLAUF/SHORTTRACK: Claudia Pechstein hat ihren Virus-Infekt auskuriert, Nico Ihle fühlt sich in der Form seines Lebens. Auch Patrick Beckert ist so gut vorbereitet wie noch nie. Die drei Medaillen-Hoffnungen konnten bei der Olympia-Generalprobe beim Weltcup in Erfurt zwar nicht mit Podestplätzen glänzen, fühlten sich jedoch in der Rolle des Jägers nicht unwohl. Shorttrackerin Anna Seidel belohnte sich in Dresden dank Bronze über 1000 Meter mit ihrer ersten EM-Medaille und scheint für Olympia in guter Ausgangslage.

EISKUNSTLAUF: Nach zweimal Bronze mit Robin Szolkowy strebt Aljona Savchenko Gold mit ihrem neuen deutsch-französischen Partner Bruno Massot an. Die Wahl-Oberstdorfer ließen die EM im Januar aus, um sich im Allgäu optimal vorzubereiten. Eine alte Fußverletzung der 34-Jährigen und Rückenprobleme des fünf Jahre jüngeren Massot wurden intensiv behandelt. «Sie sind gut in Form», sagt Trainer Alexander König über die WM-Zweiten des Vorjahres.

SKI ALPIN: Auch ohne den verletzten Felix Neureuther reisen die Alpinen hoffnungsvoll nach Korea. Die Abfahrer um Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen sind in Form und für Überraschungen gut, Linus Straßer zeigte mit Rang drei in Stockholm seine Klasse im K.o.-Format, in dem der Teamevent ausgefahren wird. Erste Anwärterin auf eine Medaille ist Viktoria Rebensburg, die aktuell beste Riesenslalom-Fahrerin im Weltcup, die auch in den Speed-Events zur Weltklasse gehört.

SKISPRINGEN: Die Olympia-Generalprobe in Willingen war für die DSV-Adler unbefriedigend. Freitag landete nur auf Rang 28. Auch Wellinger konnte als Zehnter nicht das erhoffte gute Resultat mit nach Südkorea nehmen. Das Ziel der Ski-Adler in Pyeongchang ist je eine Medaille im Team und im Einzel. Trotz der zuletzt durchwachsenen Form gelten dafür vor allem Freitag als Weltcup-Zweiter und der Tournee-Zweite Wellinger als Kandidaten.

SKILANGLAUF: Der letzte Weltcup vor den Spielen in Seefeld aus dem vollen Training heraus zeigte, dass die in Pyeongchang angestrebten Plätze unter den Top-10 bei den Damen und den Top-15 bei den Herren durchaus machbar sind. Die Athleten waren zufrieden mit Resultaten und Form. Die Trainer peilen vor allem in den Teamwettbewerben den Kampf um Medaillen an.

NORDISCHE KOMBINATION: Bis zum Dienstag noch basteln die Kombinierer an ihrer Sprungform, die zuletzt nicht medaillenreif war. Besonders den beiden Assen Johannes Rydzek und Eric Frenzel gelang es noch nicht, stabil gute Sprünge zu zeigen. Die Laufform aller fünf Olympia-Starter ist sehr gut, wie das Seefeld-Triple vor gut einer Woche deutlich zeigte.

SNOWBOARD/FREESTYLE: Die Parallel-Snowboarderinnen sind in Topform, allen voran Ramona Hofmeister nach zwei Weltcup-Siegen und Selina Jörg mit zwei Podestplätzen im Januar. Im Snowboardcross haben die Deutschen ebenso Außenseiterchancen wie im Skicross, wo zwar die Erfolgsgarantin Heidi Zacher verletzt fehlt, Paul Eckert mit seinem Premierensieg zuletzt im Weltcup aber wieder Hoffnung brachte. Paul Berg und Martin Nörl sorgten mit den Plätzen drei und vier im letzten Rennen vor Olympia für Optimismus bei den Snowboardcrossern. 

EISHOCKEY: Dem deutschen Männerteam blieb nur ein kurzes Trainingslager in Füssen und ein Testspiel in der Schweiz, um sich vor der Abreise nach Pyeongchang einzuspielen. Viele Leistungsträger hatten bislang eine durchwachsende Saison in der heimischen DEL. In Vorrundengruppe mit Schweden, Finnland und Norwegen ist Deutschland klar Außenseiter. Der Viertelfinaleinzug wäre eine Überraschung. 

Fotocredits: Alberto Pizzoli
(dpa)

(dpa)

Auch interessant