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Pechstein und Co. ärgern die jungen Wilden

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Berlin – Sie läuft und läuft und läuft. Und gewinnt immer noch. Mit 45 Jahren ist Eisschnellläuferin Claudia Pechstein längst kein Auslaufmodell. In Stavanger hat sich die Olympiasiegerin gerade erst für ihre siebten Olympischen Winterspiele qualifiziert.

Auch Skispringer Noriaki Kasai ist mit 45 noch nicht schanzenmüde, und Biathlon-Legende Ole-Einar Björndalen will als 44-Jähriger in Pyeongchang seine sechsten Winterspiele erleben.

Mit 43 Jahren raste Radprofi Jens Voigt einst noch zum Weltrekord – und Merlene Ottey sprintete als 52-Jährige bei einer Leichtathletik-

Europameisterschaft. Ü40 schützt offenbar vor (Welt)-Klasse nicht. Bestes Beispiel: Claudia Pechstein – ein Phänomen. «Ich habe hier Eisschnelllauf-Geschichte geschrieben. In diesem Alter wird wohl nie wieder einer Athletin ein Weltcupsieg gelingen», sagte die Dauerläuferin am Sonntag nach ihrer Superzeit über 5000 Meter.

Ex-Radprofi Voigt zieht den Hut vor Claudia Pechstein. «Wenn man in dem Alter noch so schnell unterwegs ist, ist das ein Lob für den Sportler an sich, aber auch irgendwie ein Armutszeugnis für die Jüngeren», sagte der Berliner am Montag der dpa.

Voigt hatte einen Tag nach seinem 43. Geburtstag – am 18. September 2014 – den neun Jahre alten Stundenweltrekord des Tschechen Ondřej Sosenka geknackt. «Ich hätte sicher keinen Weltrekord über 100 Meter aufstellen können, aber längere Distanzen kommen uns Älteren besser entgegen. Du weißt in diesem Alter, wie man leidet.»

Kasai gab sein Debüt 1988, damals stand die Berliner Mauer noch – und mit 45 Jahren stürzt er sich immer noch von den Schanzen. «Das Geheimnis steckt in mir drin, in meinem Körper», schilderte der Japaner. Mit über 40 gewann er 2014 bei Olympia noch Silber im Einzel und Bronze mit dem Team, 2015 gab es WM-Bronze im Mixed. Er ist der älteste Skisprung-Weltcupsieger der Historie – mit 42 Jahre und 176 Tagen – und der älteste Olympia-Medaillengewinner in seiner Sportart.

Kein Skijäger ist erfolgreicher als Björndalen: Der «Kannibale», wie der Norweger wegen seines unstillbaren Erfolgshungers genannt wird, wurde bereits achtmal Olympiasieger und holte 20 WM-Titel. Mit 44 will er in Pyeongchang noch einmal um Medaillen kämpfen. «Vielleicht bin ich ein bisschen verrückt. Aber auch wenn ich seit vielen Jahren hart trainiere, habe ich noch Freude. Warum sollte ich da aufhören?»

Zu den Dauerbrennern gehört auch Fußballprofi José Roberto da Silva Júnior – bekannt nur als Zé Roberto. Der Brasilianer ist 43 Jahre alt, und er spielt und spielt und spielt. Nach seiner Bundesliga-

Karriere bei Bayer Leverkusen, Bayern München und beim Hamburger SV kehrt er nach einem Zwischenjahr 2012 in Doha/Katar in seine Heimat zurück. Mit Palmeiras Sao Paulo wird Ze Roberto 2016 brasilianischer Meister, jetzt ist er immer noch am Ball.

Wenn der Schuss kracht, ist Kim Collins in seinem Element. Der 100-Meter-Sensationsweltmeister von 2003 will Ende Januar erneut beim ISTAF Indoor in Berlin antreten. Der Mann von den Karibik-Inseln St. Kitts und Nevis konnte in den vergangenen Jahren mit den Schnellsten noch mithalten. Mit 41 und muss er sich seine Kräfte einteilen. «Keine Mädchen mehr!», verriet Collins einmal, «nur noch Rekorde und Medaillen.»

Im Alter von 52 Jahren und 51 Tagen startete Merlene Ottey bei der Leichtathletik-EM 2012 in Helsinki. Altersrekord! Doch die gebürtige Jamaikanerin schied mit der Sprintstaffel ihrer Wahlheimat Slowenien aus. Die «Grande Dame» des Sprints war nie Olympiasiegerin, sie gewann dreimal Silber und sechsmal Bronze. Bei Freiluft-

Weltmeisterschaften sammelte die Welt-Leichtathletin von 1990 14 Medaillen – darunter drei goldene.

Fotocredits: Carina Johansen
(dpa)

(dpa)

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