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Rasiert von Rasgrad: Hoffenheim spielt «total larifari»

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Rasgrad – So sauer hat man Julian Nagelsmann in seinen gut eineinhalb Jahre als Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim noch nicht erlebt. Kein gutes Haar ließ der 30-Jährige an seiner Mannschaft nach der 1:2 (1:0)-Europa-League-Pleite beim bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad.

«Total larifari» habe seine Mannschaft das Spiel «abgeschenkt», sagte er. Die Frage nach dem Bayern-Trainerkandidaten Nagelsmann wollten weder er selbst noch Sportchef Alexander Rosen hören.

Ob er es denn ausschließen könne, dass er Hoffenheim in dieser Saison verlässt? «Ich kann nur sagen, dass ich besser Fußball spielen und das Spiel am Sonntag in Freiburg gewinnen will», sagte Nagelsmann schmallippig. Rosen flüchtete bei diesem Thema lieber Richtung Mannschaftsbus und nutzte die Gelegenheit nicht zu einem klaren Statement. Die Gefahr eines Wechsels sei so gering, er könne gar nicht sagen, wie gering, hatte er vor dem Anpfiff beim TV-Sender Sport1 erklärt. «Ich würde ja sagen, dass mich das Thema nervt. Aber das tut es nicht mal. Es langweilt mich einfach nur.»

Nagelsmann wird als einer der Kandidaten auf die Nachfolge von Carlo Ancelotti beim deutschen Meister aus München gehandelt. Der gebürtige Bayer hatte erst im Juni seinen Vertrag in Hoffenheim bis zum Jahr 2021 verlängert, kürzlich aber geäußert, dass es ein Lebenstraum von ihm sei, eines Tages den FC Bayern München zu trainieren. Vor dem Anpfiff hatte Nagelsmann Fragen zur Trainer-Diskussion in München abgewehrt. «Ich habe mich heute nicht damit beschäftigt, ich befasse mich nicht mit Spekulationen», sagte er. «Das spielt bei uns keine Rolle», versicherte Torhüter Oliver Baumann in Rasgrad.

Der Ex-Freiburger verließ kopfschüttelnd das nur 8000 Zuschauer fassende Stadion im Nordosten Bulgariens. Wie schon beim 1:2 zum Auftakt der Gruppenspiele gegen die Portugiesen von Sporting Braga verloren die Kraichgauer nach einer Führung. «Den Start haben wir versaut», sagte Baumann.

Der Tabellenzweite der Bundesliga machte damit die totale Pleitenwoche der deutschen Clubs auf europäischer Woche perfekt. «Wir haben sehr schlecht gespielt. Das ist Europa League, alle Spiele sind so schwierig», erklärte Torschütze Pavel Kaderabek. Der Tscheche hatte mit dem schnellsten deutschen Tor in der Europa-League-Geschichte nach 96 Sekunden das 1:0 erzielt. Nach der Pause traf Rasgrad nach nur 45 Sekunden durch Swetoslaw Djakow zum Ausgleich, der flinke Kongolese Jody Lukoki (72.) erzielte den Siegtreffer der Gastgeber.

«Ab der dritten Spielminute hatten wir heute zu keiner Zeit den Sieg verdient gehabt», sagte der sichtlich angefressene Nagelsmann. Die neun verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle wollte er nicht als Entschuldigung gelten lassen.

«Ich bin nicht enttäuscht von der Mannschaft, ich bin einfach enttäuscht von der Leistung. Ich bin auch nicht böse auf die Mannschaft», sagte Nagelsmann, nachdem er die Mängel seiner Profis aufgelistet hatte. Unter anderem kritisierte er, dass einige gar keine Zweikämpfe, andere nur zwei von zehn Zweikämpfen gewonnen hätten. Viele Chancen, es besser zu machen und doch noch die K.o-Runde zu erreichen, hat Hoffenheim nicht. Am 19. Oktober muss gegen Istanbul Başakşehir ein Sieg her, sonst ist die erste Saison auf europäischem Boden noch vor der Winterpause zu Ende.

Fotocredits: Catalin Soare,Catalin Soare
(dpa)

(dpa)

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