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Rennen in Singapur Vettels letzte Chance im Titelkampf?

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Singapur – Vor der Reise nach Singapur hatte Sebastian Vettel in einem Punkt Klarheit für die Zukunft. In der nächsten Formel-1-Saison wird nicht mehr Kumpel Kimi Räikkönen, sondern Talent Charles Leclerc neben dem Ferrari-Star fahren.

Doch vor dem stimmungsvollen Nacht-Grand-Prix in der Millionen-Metropole beschäftigte den Heppenheimer die Gegenwart mehr als die Personalie. «Klar ist da eine kleine Lücke», sagte der Deutsche über den Rückstand von 30 Punkten in der Gesamtwertung auf seinen WM-Rivalen und Mercedes-Piloten Lewis Hamilton. Mit dem Monza-Fiasko mit der verpassten Pole und dem Unfall in der ersten Runde mit seinem britischen Konkurrenten wollte sich Vettel nicht mehr lange aufhalten. «Ich denke, ich weiß, was zu tun ist. Ich konzentriere mich jetzt auf Singapur. Ich mag den Ort.»

Kein Wunder: Er ist dort Rekordsieger. Vier Mal gewann der 31-Jährige seit der Premiere 2008 auf der durch mehr als 1600 Lichtprojektoren erleuchteten Strecke, drei Mal im Red Bull, 2015 im Ferrari.

In diesem Jahr könnte Singapur das Schlüsselrennen für Vettels Kampf um seinen fünften Titel werden. Hier kann er die WM zwar nicht gewinnen, aber er kann sie verlieren. Auf keinem der restlichen Kurse gelten er und Ferrari so klar favorisiert wie auf dem Marina Bay Street Circuit. Konkurrent Mercedes sieht sich als Außenseiter. Zudem könnte in Singapur auch noch Red Bull in den Zweikampf Rot gegen Silber eingreifen und womöglich Hamilton Punkte wegnehmen.

Gewinnt Vettel am Sonntag nicht, wird es eng im Duell mit dem ebenfalls viermaligen Weltmeister aus England. Deshalb darf sich eine Schmach wie im vergangenen Jahr nicht wiederholen. Damals waren Vettel und Räikkönen noch in der ersten Runde mit Red-Bull-Pilot Max Verstappen kollidiert und ausgeschieden. Hamilton nutzte die Chance und gewann. Am Ende der Saison war er Weltmeister.

Fehler darf sich Vettel in dieser Saison ohnehin kaum noch erlauben. Davon hatte er bereits genug: der Verbremser in Baku, eine Kollision mit Hamiltons Teamkollegen Valtteri Bottas in Frankreich, die Qualifikations-Strafe in Österreich, der Ausrutscher ins Kiesbett in Hockenheim und nun zuletzt der Dreher nach dem Unfall mit Hamilton. Seine Fauxpas kosteten ihn schon bis zu 70 Punkte.

Die Kritik an der Fehleranfälligkeit des Deutschen ist mittlerweile so laut, dass sogar Hamiltons Vorgesetzter Toto Wolff ihn verteidigte. «Er hat den Ehrgeiz, wenn möglich immer zu gewinnen, und bringt die dafür notwendige Aggressivität mit», meinte der Mercedes-Teamchef in einem Interview «Der Welt». «Dafür braucht man großen Mut. Dass das manchmal zu Kollisionen führt, ist Teil seiner Art und Weise, ein Formel-1-Auto zu fahren.»

Wolff kann sich den Großmut leisten. Sein Chefpilot Hamilton fährt derzeit fast fehlerfrei. Der 33-Jährige gewann drei der letzten vier Rennen, auf Strecken wie in Hockenheim, Budapest und Monza, auf denen eigentlich viel für Ferrari mit seinem Powerpaket sprach.

Deshalb hält sich Wolff mit Voraussagen für Singapur zurück, auch wenn der Marina Bay Street Circuit eine «der kniffligsten Strecken des Jahres» für sein Team sei. «Auf dem Papier sollte die Strecke Ferrari besser liegen, aber der Kampf um die Weltmeisterschaft ist so eng, dass Prognosen beinahe unmöglich sind», meinte Mercedes-Mann Wolff.

Anders als bei Ferrari ist im Silber-Team alles auf Hamilton ausgerichtet. Selbst Teamkollege Bottas ordnet sich dem unter. Vettel würde sich das auch wünschen: «Ich erwarte mir nichts», hatte er in Monza gesagt und klang leicht genervt. «Ich fahre mein Rennen. Ich glaube, ich habe noch nie etwas geschenkt bekommen in der Vergangenheit und auch heute nicht.» Ob er von Räikkönen nach dessen feststehender Abschiebung zu Sauber noch irgendwelche Geschenke erwarten kann, ist da fraglich.

Fotocredits: Zsolt Czegledi
(dpa)

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