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Röschs emotionale Olympia-Rückkehr: «Habe viel durchgemacht»

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Pyeongchang – Es gab Tage, da hatte Michael Rösch den Traum vom Olympia-Comeback aufgegeben. «Ich habe viel durchgemacht. So ziemlich das Schlimmste, was ein Sportler durchmachen kann», sagt Rösch.

Doch ob Verletzungen, Geldnot oder Zukunftsangst – nichts konnte den Sachsen aufhalten. Und so tritt der einzige noch aktive deutsche Biathlon-Olympiasieger zwölf Jahre nach dem Gold-Coup mit der Staffel nun für Belgien an. Für den 34-Jährigen ist es eine späte Genugtuung.

«Ich glaube, ich habe gezeigt, was man mit Willensstärke erreichen kann. Ich bin stolz auf mich, aber auch auf die Leute, die mich bis hierher gebracht haben», sagt Rösch. Offen gibt er zu, gelitten zu haben und übt späte Selbstkritik: «Die Fehler lagen immer auf meiner Seite, das weiß ich jetzt.»

Doch nach der Trennung vom Deutschen Skiverband im Jahr 2012 hat Rösch sein Glück wiedergefunden. Über den Bruch mit dem DSV, für den er auch dreimal WM-Bronze mit der Staffel gewann, redet er ungern. «Da gab es Entscheidungen, mit denen ich sehr unzufrieden war», sagt er nur. Es folgte der Wechsel ins eigentlich wintersportfremde Belgien («Die haben die besten Fritten, die beste Schokolade und das beste Bier»), doch er musste zweieinhalb Jahre auf den Reisepass warten. Rösch verpasste Olympia 2014 und startete 990 Tage lang nicht im Weltcup.

Das alles dürfte vergessen sein, wenn er am Sonntag in Südkorea im Sprint mit den olympischen Ringen auf der Startnummer in die Loipe geht. «Ich mache wirklich erst drei Kreuze, wenn ich am Start stehe», sagt Rösch, der sich vor dem Abflug in Dresden seinen markanten Bart stutzen ließ. Auch sein Gewehr sieht anders aus als zuletzt, denn nur mit Hilfe der Fans ist der Altenberger überhaupt in Südkorea dabei. Deswegen hat er Fotos seiner 303 Unterstützer auf der Waffe, 24 000 Euro sammelten sie durch Crowdfunding für ihren «Ebs».

Röschs Leben ist filmreif. Dem steilen Aufstieg folgte der tiefe Fall. Mit 22 Jahren holte er in Turin an der Seite von Sven Fischer, Ricco Groß und Michael Greis Gold, galt als Shootingstar. Doch private Probleme, Selbstüberschätzung, zu wenig Kritikfähigkeit – plötzlich war Rösch nicht mehr der Liebling, sondern wurde aussortiert. Aber aufgeben kam nicht in Frage. Er verkaufte sein Haus, zog wieder bei den Eltern ein. Vater Eberhard Rösch war selbst Weltmeister und steht noch heute mit Rat und Tat am Schießstand.

Rösch jr. gab seinen Bundespolizei-Beamtenstatus auf Lebenszeit auf, musste 2015 einen Achillessehnenriss verkraften und investiert bis zu 65 000 Euro in jede Saison. Die schweren letzten Jahre haben ihn demütig werden lassen. Seine wichtigste und zugleich schmerzhafteste Erfahrung war, «so auf die Fresse zu fliegen, dass ich gar nichts mehr hatte. Ich nehme jetzt alles bewusster wahr und schätze es mehr.»

Mit der Medaillenvergabe dürfte Rösch in Pyeongchang nichts zu tun haben. «Realistisch wären Plätze um die Top Ten oder Top 15. Da könnte ich auch schon stolz sein, brauche aber meine Form zurück», sagte Rösch. Er starte in Südkorea nun zwar als wohl bekanntester Athlet seiner Wahl-Heimat, als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier am Freitag wollte er aber dann doch nicht auftreten: «Das überlasse ich lieber einem richtigen Belgier.»

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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