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Sprintkönig Bolt gestürzt – Ehemaliger Dopingsünder gewinnt

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London – Erst gab es laute Buhrufe für den neuen Weltmeister, doch nach seinem Gold-Coup wurde der ehemalige Dopingsünder Justin Gatlin sogar vom fairen Verlierer Usain Bolt herzlich umarmt.

Denn der größte Entertainer der Leichtathletik hat bei der Show der schnellsten Sprinter eine bittere Niederlage kassiert und den erhofften zwölften WM-Titel verpasst. Im spannungsgeladenen 100-Meter-Finale seiner letzten Leichtathletik-Weltmeisterschaft musste sich Bolt mit 9,95 Sekunden und Bronze begnügen.

Gatlin holte sich in 9,92 Sekunden überraschend seinen zweiten WM-Titel über 100 Meter nach 2005; sein aufstrebender Landsmann Christian Coleman landete noch vor Bolt auf dem Silberrang (9,94). Der Weltrekordler auf Bahn 4 nur Dritter – solch ein Zielfoto von «Blitz-Bolt» hat Seltenheitswert.

Bolt will das goldene Dutzend nun in einer Woche mit der Sprintstaffel perfekt machen. Nach London sagt der achtmalige Olympiasieger seinen Fans bye, bye, aus dem Leistungssportler wird ein Privatier – die Leichtathletik verliert ihre Lichtgestalt.

Kurz vor seiner Abschieds-WM stellte der Megastar noch einmal klar: «Ich kann nur sagen: Ich bin eine Legende, das habe ich bewiesen.» 2008 rannte Bolt in New York erstmals Weltrekord und holte sich ein Jahr später in Berlin sein erstes WM-Gold ab.

Nach dem Stolperstart im 100-Meter-Vorlauf («Ganz schlecht»), als Bolt wie so oft schwer in die Gänge und fast ins Straucheln kam, steigerte sich der Weltrekordler im Halbfinale auf 9,98 Sekunden – doch im Endlauf wurde nichts aus seiner legendären Ein-Mann-Show. Dafür triumphierte Altstar Gatlin, der bei jedem seiner Auftritte im Olympiastadion aus über 50 000 Kehlen ausgebuht wurde. Von 2006 bis 2010 war der bullige US-Sprinter wegen Dopings gesperrt.

WM-Gold Nr. 12 für den Supersprinter von der Karibikinsel mit seinen Staffelkumpels am 12. August wäre keine Überraschung. Schließlich hat das Jamaika-Quartett seit 2009 vier Titel in Serie erobert – jedes Mal mit Anführer Bolt.

Egal, wie das letzte WM-Abenteuer für Jamaikas Nationalhelden endet: Neun Tage nach dem Staffelfinale darf er seinen 31. Geburtstag mal ganz unbeschwert feiern – diesmal ohne Trainingsschweiß und Wettkampfstress. Auf seine erklärte Lieblingsstrecke, die 200 Meter, verzichtet die Legende der Leichtathletik erstmals bei einer WM – um Kräfte zu sparen.

Schon vor der WM im Londoner Olympiastadion, wo Bolt vor fünf Jahren bei den Sommerspielen dreimal Gold gewann, war er zum erfolgreichsten Leichtathleten bei Weltmeisterschaften avanciert. Zu den elf Goldenen und zweimal WM-Silber kommt nun noch Bronze. An diese Bilanz kommt nicht einmal «Carl der Große» Lewis aus den USA heran, der zehnmal Edelmetall (8/1/1) holte. Ein Fehlstart im WM-Finale 2011 in Daegu kostete Bolt wohl eine schon sicher geglaubte Goldmedaille.

Bolt hat bald fertig, und die Entscheidung ist endgültig. «Mein Vater will, dass ich weitermache», sagte er in London schmunzelnd. «Aber ich freue mich darauf, nach den Weltmeisterschaften aufzuhören.»

Fotocredits: Rainer Jensen,Rainer Jensen,Martin Meissner,Rainer Jensen
(dpa)

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