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Stäbler erster deutscher Weltmeister in zwei Gewichtsklassen

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Paris – Nach sechs kräftezehrenden Kämpfen sank Frank Stäbler auf die Ringermatte und genoss vor den Augen seiner Frau Sandra seinen historischen Moment in Paris.

Weltmeister in zwei verschiedenen Gewichtsklassen: Das hatte zuvor noch kein deutscher Ringer geschafft. Auch nicht Wilfried Dietrich – der legendäre «Kran von Schifferstadt». Er gewann zwar 1960 Olympia-Gold und -Silber in zwei Stilarten und WM-Gold 1961 im Freistil und dann 1962 im griechisch-römischen Stil – aber immer nur im Schwergewicht.

Nun schaffte der 28-jährige Musberger Stäbler ein einmaliges Kunststück. Der Weltmeister von 2015 in der Kategorie bis 66 Kilogramm gewann am Montagabend im griechisch-römischen Stil der Kategorie bis 71 Kilogramm gegen den Kasachen Demeu Schadrajew souverän mit 8:3. «Es ist so etwas Großes, Bedeutsames – ich habe alles in die Waagschale geworfen. Nach den ersten 30 Sekunden habe ich gewusst, ich packe es. Doch die Kraft ging weg, und die Zeit war noch so lange auf der Uhr», sagte der glückliche Stäbler, der unter dem Jubel der mitgereisten 50 Fans und Familienmitglieder noch seinen Heimtrainer Frank Stäbler – beide sind nicht verwandt – auf Schultern durch die Arena trug.

«Das Stärkste, was er je gerungen hat, ich verneige mich vor dieser Leistung, einfach megageil», sagte Sportdirekor Jannis Zamanduridis und verwies auf die Brocken, die Stäbler auf dem Weg zum Titel in sechs Kämpfen aus dem Weg geräumt hatte. «Alles nur Granaten.»

In Denis Kudla stand noch ein zweiter deutscher Ringer im Finale der Kategorie bis 85 Kilogramm. Zwei griechisch-römische Athleten an einem Tag in einem WM-Finale – das gab es zuletzt vor 23 Jahren. Am 8. September 1994 hatten im finnischen Tampere Alfred Ter-Mkrtchyan (bis 52 Kilo) und Thomas Zander (bis 82 Kilo) zuletzt Vergleichbares geschafft. Und beide krönten damals ihre Glanz-Auftritte mit WM-Gold. «Das WM-Ziel ist quasi schon erfüllt», sagte Zamanduridis nach dem furisosen Eröffnungstag der Titelkämpfe.

Nach dem bitteren Verletzungs-Aus bei Olympia in Rio hatte Stäbler gesundheitlich schwer zu kämpfen und war immer wieder gehandicapt. In Paris räumte der 28-jährige Musberger mehrere Weltklasseathleten aus dem Weg: Luis de Leon aus der Dominikanischen Republik vorzeitig mit 9:0, den Olympia-Dritten Rasul Schunajew aus Aserbaidschan (2:1), den Weißrussen Pawel Liach (7:1), den Iraner Abdolhamid Mohammadali (6:3) und im Halbfinale den Moldauer Daniel Cataraga (4:2).

Im Limit bis 85 Kilogramm wuchs wie schon bei den Olympischen Spielen in Rio Denis Kudla vom VfK Schifferstadt über sich hinaus. «Dabei hatte er nach Olympia-Bronze schwer mit dem Erwartungsdruck zu kämpfen. Doch wir haben viele Einzelgespräche geführt», sagte Zamanduridis der Deutschen Presse-Agentur. Im Halbfinale siegte der erst 22-jährige Kudla gegen Asienmeister Ahmad Hussein Nouri aus dem Iran mit 4:1 und holte die erste WM-Plakette seiner jungen Laufbahn.

Völlig erschöpft winkte er anschließend den rund 200 deutschen Fans zu. Zuvor hatte er im Viertelfinale den Junioren-WM-Zweiten Islam Abbasow aus Aserbaidschan mit 4:1 bezwungen, nachdem er den Chinesen Shuai Hon mit 3:1 und im Achtelfinale den starken Kubaner Daniel Hechavarria Gregorich dank der letzten Wertung ausgeschaltet hatte.

Fotocredits: Christophe Ena
(dpa)

(dpa)

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