Sportnews

Sturm verlängert als Eishockey-Bundestrainer

By

on

Füssen – Erstmals in seiner Zeit als Eishockey-Bundestrainer scheint Marco Sturm Zweifel zu haben. Nicht am Amt – seinen Vertrag verlängerte der Coach noch rechtzeitig vor Beginn der Olympischen Winterspiele für vier Jahre bis 2022.

«Eigentlich muss ich nur noch grinsen», sagte der Bayer am Montag, nachdem er von Verbandspräsident Franz Reindl herzlich gelobt worden war. Sein Olympia-Kader aber sorgt beim Erfolgscoach offenbar nicht für grenzenlose Euphorie.

«Wir haben nicht die große Auswahl», sagte Sturm der Deutschen Presse-Agentur in Bezug auf das Not-Team, mit dem er am Mittwoch nach Pyeongchang zu den Winterspielen in Südkorea fliegt. «Deshalb hat der ein oder andere auch Glück, weil er schwer zu ersetzen ist.»

Der 39 Jahre alte deutsche NHL-Rekordspieler macht keinen Hehl aus dem Dilemma, erstmals in seiner Amtszeit ohne Unterstützung aus Nordamerika bei einem großen Turnier antreten zu müssen. Die weltweit beste Liga NHL hatte sich erstmals seit 1994 geweigert, die Saison zu unterbrechen. Sturms Aufgebot, das er am 6. Februar in Zürich noch einmal gegen die Schweiz testet, besteht diesmal komplett nur aus Spielern der heimischen und international bestenfalls zweitklassigen Deutschen Eishockey Liga. Einige dieser 25 Athleten spielen noch dazu eine – positiv formuliert – durchwachsene Saison. «Natürlich gibt es einige Jungs, die teilweise besser spielen als manch anderer verdienter Nationalspieler», bekannte Sturm.

Für Pyeongchang setzte er dennoch bewusst auf bewährte Kräfte und nicht auf Talente. Die Zeit vor der Abreise nach Südkorea war einfach zu knapp. Der Test in der Schweiz ist der einzige der Vorbereitung. Zu wenig, um Neulinge einzubauen. Als besonders problematisch schätzte Sturm die Situation auf der immens wichtigen Position des Torhüters ein. «Alle drei sind bei ihren Vereinen nicht die klare Nummer eins», sagte der Bundestrainer über die Olympia-Goalies Dennis Endras (Mannheim), Danny aus den Birken (München) und Timo Pielmeier (Ingolstadt). «Bei Olympia muss das passen», forderte Sturm im Hinblick auf die Vorrundenspiele gegen die Favoriten Finnland (15.2.) und Schweden (16.2.) sowie gegen Norwegen (18.2.).

Seit 2015 profitierten er und das deutsche Eishockey enorm von der Qualität deutscher NHL-Spieler. Unvergessen, wie Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl, Sohn des Olympia-Helden Erich Kühnhackl, Deutschland 2016 in Lettland im Qualifikationsturnier mit dem vielleicht besten deutschen Nationalteam überhaupt zum Olympia-Comeback schoss. Für Sotschi 2014 hatte sich der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) unter Sturms glücklosen Vorgänger Pat Cortina erstmals nicht qualifiziert.

Seitdem ist vieles anders. Der Bundestrainer wurde wieder umgarnt und diktierte dem DEB die Bedingungen für eine Vertragsverlängerung. Nach und nach kamen DEB-Präsident Franz Reindl und seine Mitstreiter diesen nach, damit vier Tage vor der Eröffnungsfeier in Südkorea Vollzug bei der zentralen Personalie vermeldet werden konnte. Welche Zugeständnisse der Verband machte, das verriet Reindl nicht. Auch Sturm wehrte Nachfragen zu der kleinen Hängepartie ab. «Ich bin nicht die Hauptperson hier, die Hauptperson ist die Mannschaft», sagte er.

Die Neuigkeit sorgte für Begeisterung im Team. «Mich freut das riesig. Das ist ganz wichtig für uns als Mannschaft, dass da Kontinuität herrscht», sagte Christian Ehrhoff. «Marco hat bislang einen super Job gemacht und ist auf dem richtigen Weg, das deutsche Eishockey weiter nach vorne zu bringen.» Der Routinier wurde als einer von drei Stellvertretern von Kapitän Marcel Goc ernannt.

Sturm ist ein gewichtiger Grund dafür, warum der 35 Jahre alte, ehemals bestbezahlte Verteidiger der Welt auch nach Olympia weiter im Nationalteam spielen will. «Das wird mit Sicherheit nicht mein letztes Turnier im Nationaltrikot sein», bestätigte Ehrhoff der dpa. Der Kandidat als Deutschlands Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier am Freitag hofft nun auch wieder auf den Sturm-Effekt: «Soweit wir bei der Nationalmannschaft sind, werden die Karten neu gemischt.» Soll heißen: Aus Problemkindern können wieder Hoffnungsträger werden.

Fotocredits: Karl-Josef Hildenbrand
(dpa)

(dpa)

Auch interessant