Olympia

Tennisspielerin Kerber im olympischen Finale 

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Rio de Janeiro (dpa) – Angelique Kerber sank erleichtert auf den Boden, als sie ihrem Traum vom Olympia-Gold einen großen Schritt näher gekommen war. Als erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf kann sich die Australien-Open-Siegerin bei den Sommerspielen in Rio zur Olympiasiegerin küren.

28 Jahre nach dem Triumph ihres Vorbilds in Seoul erreichte die Kielerin durch ein 6:3, 7:5 gegen die Amerikanerin Madison Keys Madison das Endspiel, wo sie auf Monica Puig aus Puerto Rico trifft.

Die Silbermedaille hat Kerber damit sicher. Die 28-Jährige nutzte ihren sechsten Matchball zum Sieg, nachdem sie beim Stand von 5:4 im zweiten Satz den Sack viermal nicht zumachen konnte.

Für den Triumph muss die deutsche Vorzeigesportlerin den imposanten Lauf der Sensations-Finalistin Puig beenden. Nach deren Halbfinal-Erfolg über die zweimalige tschechische Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova feiert Puerto Rico zum ersten Mal olympisches Edelmetall im Tennis.

Kerber tritt als klare Favoritin an und ging bei beiden bisherigen Duellen mit der Nummer 34 der Welt als Siegerin vom Platz. In Brasilien wandelt die Linkshänderin auf den Spuren von Tennis-Ikone Graf, die 1992 ein zweites Mal ins olympische Endspiel einzog, aber gegen Jennifer Capriati verlor.

Eine lange Wartezeit nimmt ein Ende. Sicher ist schon jetzt die erste deutsche Olympia-Medaille seit zwölf Jahren. 2004 in Athen trauerten Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler dem knapp verpassten Gold nach. Im Einzel war zuletzt Tommy Haas mit der silbernen Plakette 2000 in Sydney erfolgreich. «Es wäre ein Riesending fürs Tennis», hatte Bundestrainerin Barbara Rittner vor dem Duell mit Keys dem «Tennismagazin» gesagt und Kerber zur Goldfavoritin erklärt.

Gegen Top-Ten-Spielerin Keys fand Kerber nur schwer in die Partie. Die Linkshänderin rackerte, die Länge in ihren Grundlinienschlägen fehlte aber zunächst. Die 1,78 Meter große Amerikanerin agierte druckvoll, hielt ihr Spiel auf Dauer aber nicht fehlerfrei durch.

Bei 2:3 befreite sich Kerber aus einer kniffligen Situation bei eigenem Aufschlag. Dann sicherte sie sich selbst das erste Break – dank eines Doppelfehlers von Keys. Erstmals lag die deutsche Nummer eins in Führung und steigerte sich. Mit einem Vorhand-Passierball beendete die neunmalige Turniersiegerin Satz eins. «Komm jetzt», schrie sie.

Unter Flutlicht blieb Kerber auch bei Breakbällen gegen sich ruhig. «Ich weiß, was ich kann», hatte die Defensivkünstlerin zuvor gesagt. Auf dem spärlich besetzten Centre Court behielt sie auch im zweiten Satz die Nerven, machte es gegen die 21 Jahre alte Amerikanerin zum Schluss aber spannender als nötig.

Ihrem erfolgreichen Jahr 2016 fügt Kerber in Rio ein weiteres Erfolgskapitel hinzu. Auf der großen Bühne scheint sie derzeit eine Konstante zu sein. In Melbourne feierte sie als erste Deutsche seit Steffi Graf einen Grand-Slam-Turniersieg. Und verlor in Wimbledon ein imposantes Finale gegen Serena Williams.

Seitdem tritt sie mit einem anderen Selbstverständnis auf und hat schon jetzt selbst Tennis-Idol Boris Becker etwas voraus. Becker holte zwar Doppel-Gold in Barcelona, blieb als Olympia-Solist aber erfolglos. «Daran will ich noch nicht denken», lautete Kerbers Devise vor der Vorschlussrunde – die Medaille ist jetzt Wirklichkeit.

Fotocredits: Lukas Schulze

(dpa)