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Vom Gejagten zum Jäger: BVB findet Gefallen an Rollenwechsel

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Dortmund – Freude statt Frust – der Verlust der Tabellenführung nach 161 Tagen an der Bundesligaspitze konnte die gute Stimmung der Dortmunder nicht trüben.

«Das ist mir wurscht», kommentierte Marco Reus mit erstaunlicher Gelassenheit. Der 3:1 (0:0)-Erfolg über den VfB Stuttgart vertrieb nicht nur beim BVB-Kapitän den Ärger über den Rollenwechsel im Titelrennen. Ausgelassen tanzte das gesamte Team nach dem Schlusspfiff vor der Südtribüne und ließ sich dabei selbst von Sturm und Regen nicht abhalten. An einen vorentscheidenden Wendepunkt im Zweikampf mit den Bayern mochte Reus nicht glauben: «Entscheidend ist, wer am Ende Erster wird. Und da ist alles offen.»

Der Arbeitssieg über die kampfstarken Stuttgarter löste die in den vergangenen Wochen entstandene Anspannung. Nach zuletzt nur einem Erfolg in acht Pflichtspielen gab es endlich wieder Grund zur Freude. «Heute sind alle glücklich», befand Taktgeber Axel Witsel.

Ähnlich wie die BVB-Profis reagierte auch Sebastian Kehl betont gelassen auf die Pole Position des punktgleichen FC Bayern, der nach dem 6:0-Kantersieg über den VfL Wolfsburg die um zwei Treffer bessere Tordifferenz aufweist. «Im Moment ist es egal, ob wir auf Platz eins oder zwei stehen. Wir haben es noch selbst in der Hand», sagte der Lizenzspielerchef des BVB mit Blick auf das direkte Duell beider Teams am 6. April in München. «Wir müssen uns alles hart erarbeiten und müssen fokussiert bleiben, dann haben wir alle Chancen. Ich will den maximalen Erfolg.»

In der Rolle des Jägers scheinen sich die Dortmunder wohler zu fühlen als in der des Gejagten. Die wetterbedingt erschwerte aber erfolgreiche Prüfung gegen die Schwaben werteten alle Beteiligten als Mutmacher für den Saisonendspurt. «Wir haben für uns heute einen richtigen Schritt gemacht und viel Selbstvertrauen getankt», sagte Reus.

Lange Zeit drohte der nächste Rückschlag. Spätestens nach dem Kopfballtreffer von Marc-Oliver Kempf (71.), der die Dortmunder Führung durch Marco Reus (62./Foulelfmeter) egalisierte, dürfte es für einige BVB-Profis ein Déjà-vu gegeben haben. Auch die Fans fühlten sich an die vielen Spiele der vergangenen Wochen mit einem zwar überlegenen, aber am Ende erfolglosen BVB erinnert. Doch Paco Alcácer und Joker Christian Pulisic (90.+2) sorgten für den gerechten Lohn und knackten das Stuttgarter Bollwerk.

Lucien Favre war sichtlich erleichtert. «Sie haben einen gigantischen Bus parkiert», kommentierte der BVB-Coach in Schweizer Mundart mit Bezug auf die defensive Taktik der Schwaben, «aber wir haben alles versucht und es peu á peu geschafft.» Außenverteidiger Marius Wolf sah es ähnlich: «Es war ein Sieg des Willens. Wir wollten es unbedingt. Nur so geht es.»

Doch die Leichtigkeit, mit der die Borussia noch in der Hinrunde Tore erzielt hatte, ist noch immer nicht zurück. Bei aller spielerischen Überlegenheit mangelte es erneut an Durchschlagskraft. In der Schlussphase der Partie musste deshalb die für die Dortmunder eigentlich untypische Brechstange herhalten, um den Sieg zu erzwingen. Dennoch sprach Kapitän Reus von einem richtungsweisenden Signal für den Saison-Showdown: «Das Wichtigste war, dass wir an uns geglaubt haben. Aus solchen Spielen müssen wir lernen.»

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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