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Von Maradona verjagt, von Löw gefördert: Müller vor der 100

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Kaiserau – Vor seinem Debüt für Deutschland wurde er noch von einem ganz Großen des Weltfußballs verjagt, jetzt steht Thomas Müller vor dem Eintritt in den exklusiven «Club der Hunderter».

Seit dem ersten Spiel am 3. März 2010 in München gegen Argentinien wurde der mittlerweile 29 Jahre alte Bayer immer mehr zum Gesicht und auch zum Erfolgsgaranten der schwarz-rot-goldenen Nationalmannschaft. Mit seiner offenen, humorvollen und mitreißenden Art bereicherte er die gesamte Branche. Und auch in der bisher schwierigsten Phase seiner Karriere hat Müller weiter eine große Fangemeinde.

«Thomas Müller ist für uns wertvoll, auch wenn er sich zuletzt nicht so in Szene setzen konnte. Er gibt viel Energie, führt die jungen Spieler und treibt sie an. Er hat nach wie vor Qualitäten im Abschluss, geht die Wege», lobte Joachim Löw im Herbst 2018 seinen über viele Jahre wichtigsten Offensivspieler.

Der große Diego Maradona, Argentiniens Fußballidol, scheuchte vor Müllers erstem Einsatz im DFB-Team im März 2010 den Neuling vom Pressepodium. «Ich habe ihn nicht gekannt», begründete damals Maradona den Fauxpas. Er kehrte erst auf die Pressekonferenz zurück, als Müller gegangen war. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass er nervös ist», sagte Bundestrainer Joachim Löw damals über den 33. Neuling in seiner Ära. Sein Förderer bescheinigte dem gebürtigen Weilheimer schon da große Perspektiven. Vier Monate später war Müller bereits weltbekannt: Mit fünf Toren wurde er Torschützenkönig der WM 2010.

«Es müllert wieder», wurde beim FC Bayern und im Nationalteam zum geflügelten Wort. Zum deutschen WM-Triumph in Brasilien steuerte Müller fünf Treffer bei. Insgesamt traf er in den bisher 99 Länderspielen im Adler-Trikot 38 Mal. WM-Dritter 2010, Weltmeister 2014 – Müller stand für Erfolg. «Ich habe mit dem Trainer ein absolut gutes Verhältnis», betonte der Münchner. Mit seiner Torekrise ging in der jüngsten Vergangenheit auch der Absturz der deutschen Nationalmannschaft einher: Vorrunden-Aus bei der WM im Sommer, jetzt Abstieg aus der Topstaffel der Nations League.

Müller darf trotzdem feiern, wenn er am Montag in der Schalke-Arena zum 100. Mal für sein Heimatland aufläuft – ob von Anfang an oder als Einwechselspieler. Bisher haben nur 13 deutsche Spieler den Eintritt in den «Club der Hunderter» geschafft. «Natürlich ist das eine Zahl, auf die viel geschaut wird», sagte Müller zu seinem anstehenden Jubiläum: «Aber für mich persönlich ist es im Rückblick vielleicht etwas Besonderes. Aber jetzt konzentriere ich mich mehr auf das Fußballerische als auf die Statistiken.»

Im DFB wurde nach der desolaten WM in Russland über einen Neustart ohne Müller diskutiert. Die Weltmeisterschaft 2018 war nach der EM 2016 das zweite torlose Müller-Turnier nacheinander. Zuletzt hatte er beim 1:1 gegen Spanien im März dieses Jahres für Deutschland getroffen – es blieb sein einziges Tor im aktuellen Länderspieljahr.

Doch Löw wollte seinen langjährigen Torgaranten nicht so einfach opfern. «Er hat sich zuletzt vielleicht nicht so gezeigt wie gewohnt. Aber er ist ein Antreiber, der mit den jungen Spielern spricht. Von daher ist Thomas Müller weiter absolut wichtig», erklärte der Bundestrainer. Und auch die nächste Generation, die Müller in naher Zukunft ablösen wird, spricht mit großem Respekt von dem sympathischen Sportsmann: «Thomas ist ein absolut besonderer Mensch und Fußballer. Ich finde ihn noch immer beeindruckend, wie positiv er jeden Tag angeht», erklärte sein Münchner Kollege Leon Goretzka.

Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)

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