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Werder trotzig in der Krise: «Keiner wird hier weglaufen»

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Bremen – Der Trainer kriegt großen Applaus. Alle freuen sich, dass man ein Team mit so hoffnungsvollen Spielern wie Maximilian Eggestein hat. Und vor allem: Werder Bremen ist endlich wieder auf dem Weg zurück nach Europa.

So oder so ähnlich hatte man sich vor ein paar Monaten die sportliche Situation ausgemalt, als der Verein für diesen Montagabend seine Mitgliederversammlung terminierte. Allein: Der Ist-Zustand ist ein völlig anderer als der erhoffte.

Auf acht Spiele ist die Sieglos-Serie in der Fußball-Bundesliga angewachsen, als Werder am Samstag auch noch mit 1:2 (0:1) gegen den FC Schalke 04 verlor. Im Tabellenkeller hängen jetzt nicht nur die üblichen Verdächtigen fest, sondern auch die mit Europa-League- Ambitionen gestartete Nummer zwei der ewigen Bundesliga-Tabelle.

«Ganz entscheidend ist für mich: Wir alle müssen die Situation annehmen», sagte Trainer Florian Kohfeldt. «Unser Ziel ist, dass bis Weihnachten vorne eine zwei auf unserem Konto steht.» Das bedeutet: Werder will dann mindestens 20 Punkte haben und bräuchte dafür bis zur Winterpause noch drei Siege. Am besten gegen die drei direkten Konkurrenten SC Paderborn, Mainz 05 und 1. FC Köln.

Was sich in Bremen in den vergangenen Monaten nicht geändert hat, ist die Art und Weise, mit solchen sportlichen Krisen umzugehen. Eine besonders aggressive Mitgliederversammlung wird am Montagabend jedenfalls nicht erwartet. Die Fans arbeiten sich am neuen Stadionnamen ab, nicht an den Auftritten ihres Teams. Und Kohfeldt kriegt bei Werder großen Applaus, ganz egal wie die Tabelle aussieht.

Es redete jedenfalls kein angeschlagener oder angezählter Trainer, als der 37-Jährige nach der Niederlage gegen Schalke die Brust herausstreckte und sagte: «Wir haben eine schwere Situation. Aber es wird extrem wichtig sein, jetzt Mut zu zeigen. Keiner wird hier weglaufen! Wir wollen dieser Situation mit besonders aktivem und aggressivem Fußball begegnen.» Man habe sich «jetzt leider für den schwierigen Weg entschieden. Aber dann gehen wir ihn halt!»

Was allerdings auch Kohfeldt auffiel: Das 1:2 gegen Schalke passte nicht in das Schema vorangegangener Spiele, als Werder zwar ebenfalls nicht gewann, aber wenigstens spielerisch überzeugte. Diesmal legte sein Team erst nach den Gegentoren durch Amine Harit (43.) und Benito Raman (53.) eine bis dato noch nicht gesehene Passivität ab. Zu mehr als dem Treffer von Yuya Osako (80.) reichte das aber nicht.

Es gibt eben nicht den einen, sofort zu identifizierenden und dann möglicherweise auch schnell zu therapierenden Grund für Werders aktuelle Situation. «Es fehlen an mehreren Stellen ein paar Prozent», sagte Ludwig Augustinsson am Samstag.

Auch der schwedische Nationalspieler gab sechs Monate nach seiner Knieverletzung endlich sein Saisondebüt. Dass immer mehr Verletzte zurückkommen, bedeutet aber auch, dass Kohfeldt mitten im laufenden Betrieb immer wieder andere Spieler an die erste Elf heranführen muss. Wo sich keine funktionierende Formation finden kann und wo die Spieler nach mehreren Wochen ohne Sieg an Selbstvertrauen verlieren – da kommt so eine «unschöne Phase» (Eggestein) schonmal zustande.

Trainer Kohfeldt hatte bereits vor dem Schalke-Spiel in einem Sky-Interview betont, dass man die aktuelle Krise nicht mit der aus dem Herbst 2017 vergleichen könne, als er zum Cheftrainer der Bremer aufstieg. «Vor zwei Jahren hatten wir nichts», sagte er. Jetzt habe man eine Spielweise und einen Halt. Aber das Schalke-Spiel zeigte zum ersten Mal auch: Viel mehr hat Werder aktuell nicht. «Wir alle sind überzeugt von unserem Weg», sagte Maximilian Eggestein. «Aber es braucht eben auch schnell Punkte.»

Fotocredits: Carmen Jaspersen
(dpa)

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