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WM-Titel als Durchstarthilfe: Lizarazu-Effekt bei Tolisso?

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München – Irgendwann im August wird Corentin Tolisso nach seinem wohlverdienten Urlaub mit einem völlig anderen Status nach München zurückkehren.

Der dann 24 Jahre alte Franzose ist jetzt der Weltmeister beim FC Bayern – und nicht mehr Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller. Der mit 41,5 Millionen Euro teuerste Einkauf in der Geschichte des deutschen Rekordmeisters reckte nach dem WM-Finale am Sonntag im Moskauer Luschniki-Stadion klatschnass vom Gewitterregen den goldenen WM-Pokal in die Höhe.

«Wir alle freuen uns sehr für Coco, dass er mit der französischen Nationalmannschaft den Gipfel im Weltfußball erklommen hat», äußerte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Gratulation an Tolisso.

Der WM-Titel, die höchste Weihe für einen Fußballer, wird Tolisso nicht automatisch einen Stammplatz beim neuen Bayern-Coach Niko Kovac bescheren. Aber der Triumph in Russland sollte dem kampfstarken und torgefährlichen Mittelfeldspieler dabei helfen, nach einem ordentlichen ersten Jahr in München richtig durchzustarten – so wie es seinem berühmten Landsmann Bixente Lizarazu vor 20 Jahren gelang.

Bayerns Rekordeinkauf mit der Trikotnummer 24 war bei der WM in Frankreichs Team kein Schlüsselspieler oder Star wie Kylian Mbappé, Antonine Griezmann oder Paul Pogba. Aber als Nummer 12 oder 13 im Kader des neuen Weltchampions kam Tolisso auf immerhin fünf Einsätze, zwei davon in der Startelf. Und auch im Endspiel gegen Kroatien wechselte ihn Nationaltrainer Didier Deschamps ein, als es darum ging, die 4:2-Führung über die Zeit zu bringen. Der Plan ging auf.

«Die Franzosen waren in meinen Augen das beste Team bei der WM, und Corentin Tolisso hat über das gesamte Turnier einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen», erklärte Rummenigge. Auf 194 Einsatzminuten kam der noch 23-jährige Tolisso. Den größten Beitrag zum Titelgewinn leistete er beim 2:0 der Équipe tricolore im Viertelfinale gegen Uruguay, als er an beiden Treffern beteiligt war.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub werde man Champion Tolisso «einen gebührenden Empfang in München bereiten», kündigte Rummenigge an. So war es auch 1998, als Bixente Lizarazu zurückkehrte. Der heute 48-Jährige erlebte 1997 auch wegen Verletzungen ein schweres erstes Jahr in München. Nach dem Gewinn des WM-Titels mit Frankreich 1998 aber startete der Außenverteidiger auch im Bayern-Trikot durch und gewann unter anderem 2001 die Champions League mit den Münchnern.

Tolissos Bilanz im ersten Bayern-Jahr war gut, aber ausbaufähig. Auf 26 Bundesligaspiele (6 Tore) und acht Champions-League-Einsätze (3 Tore) kam er. «Ich bin zufrieden. Wir haben viele Mittelfeldspieler bei Bayern. Alle wollen spielen. Ich habe in der ersten Saison viel gelernt», resümierte Tolisso im Mai – vor der WM. Der Lernwille zeigt sich auch daran, dass er inzwischen Interviews auf Deutsch gibt. «Es ist eine schwere, schöne Sprache», äußerte der fleißige Tolisso.

In München sei er «sehr, sehr, sehr glücklich». Sein Vertrag hat noch eine lange Laufzeit bis 2022. Aber natürlich wird er als Weltmeister schon im zweiten Bayern-Jahr eine prominentere Rolle im Münchner Starensemble einnehmen wollen. Das gelang dem kopfballstarken Arbeiter, der 2017 von Olympique Lyon kam, punktuell auch schon unter den Kovac-Vorgängern Carlo Ancelotti und Jupp Heynckes. Etwa beim 3:1-Heimsieg in der Königsklasse gegen Frankreichs Topclub Paris Saint-Germain, als er zwei Tore erzielte und ein überragendes Spiel ablieferte. «So soll es jetzt weitergehen», sagte Tolisso damals.

Die Akzeptanz im Münchner Luxuskader wird als Weltmeister automatisch zunehmen. «Er ist ein Spieler, der immer den Ball haben will. Und er geht immer vorne mit rein», äußerte Mittelfeld-Konkurrent Sebastian Rudy über Tolisso. Ex-Coach Heynckes sagte Tolisso schon vor der WM eine bedeutende Zukunft beim FC Bayern voraus. «Er ist ein sehr guter Teamplayer und vor allen Dingen auch läuferisch und kämpferisch stark», sagte Heynckes. Hinzu komme noch die Torgefahr. Die Eingewöhnungszeit ist vorbei. Tolisso wird jetzt angreifen wollen.

Fotocredits: Martin Meissner
(dpa)

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