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Der Transferirrsinn 2017: 222 Millionen für Neymar

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Leipzig – Für einen Neymar bekäme man schon etwas mehr als nur den Rahmen des teuersten Gemäldes der Welt. Für rund 383,6 Millionen Euro wurde in diesem Jahr «Salvator Mundi» von Leonardo da Vinci verkauft.

Für 222 Millionen Euro verabschiedete sich Neymar da Silva Santos Júnior vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Medienberichten zufolge soll das Gesamtvolumen des Transfers aber sogar den Rekorderlos für das da-Vinci-Werk noch überbieten. Der britische Sender Sky UK schrieb von rund 500 Millionen Euro – Ablösesumme, Bonuszahlungen und Gehalt.

Grotesk? Irrwitzig? Pervers? Nur die Ausnahme oder der Anfang weiteren grenzenlosen Ausgabenwahns? Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich zu den im Sommer drastisch angestiegenen Ablösegeldern zu Wort. «Solche Summen kann kein Mensch nachvollziehen. UEFA und FIFA sollten die Regeln für Spielertransfers noch einmal anpassen, um für größere sportliche Balance zu sorgen», sagte sie damals der «Mittelbayerischen Zeitung». 

Den Ball nahm der Boss des Weltverbandes auf. «Ich möchte ihr sagen, dass wir genau das Gleiche denken und etwas unternehmen werden», sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino daraufhin in Richtung Merkel. «Das Einzige, was ich von Frau Merkel und allen anderen Regierungschefs in Europa und weltweit erwarte, ist ihre Unterstützung, wenn wir neue Regeln einführen.» UEFA-Chef Aleksander Ceferin hatte zuvor gesagt: «An alle europäischen Politiker: Wir könnten nicht mehr zustimmen», betonte der Slowene. «Aber ihr habt uns nicht sehr geholfen, die Dinge in Ordnung zu bringen.»

Der Wechsel von Neymar, der nach tagelangem Hickhack den bis dahin teuersten Transfer des Franzosen Paul Pogba vom Sommer 2016 von Juventus Turin zu Manchester United (105 Millionen Euro) mehr als verdoppelte, war noch Gesprächsstoff, da wartete Real Madrid mit einer weiteren Vertragsverlängerung auf. Das allein ist noch keine große Sache, wenn aber die festgeschriebene Ablösesumme im Kontrakt des französischen Angreifers Karim Benzema spanischen Medienberichten zufolge eine Milliarde Euro betragen soll, schon.

Sie soll damit nun genauso hoch sein wie bei seinem portugiesischen Mitspieler Cristiano Ronaldo und seinem walisischen Teamkollegen Gareth Bale. Drei Fußballer – drei Milliarden Euro.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert glaubt, dass die Rekordablöse für Neymar «für eine gewisse Zeit» eine Ausnahme bleiben wird. In der Spitze womöglich, das Niveau darunter scheint sich aber noch einmal dramatisch angehoben zu haben. Nach dem Weggang von Neymar holte Barça Ousmane Dembelé von Borussia Dortmund. Für den 20-Jährigen, der mittels Trainingsstreik seinen Weggang vom BVB auch noch hatte beschleunigen wollen, zahlte der FC Barcelona 105 Millionen Euro. Bis zu 42 Millionen Euro können an Bonuszahlungen noch hinzukommen.

Beim Verkauf von Spielern im Sommer nahmen die 18 Bundesliga-Vereine rund 485 Millionen Euro ein. Die Ausgaben betrugen nach Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur rund 577 Millionen Euro für gut 130 Neuzugänge – Rekord. Die Bestmarke aus dem Vorjahr von 512,59 Millionen Euro wurde deutlich übertroffen.

Teuerster Sommer-Neuzugang war Corentin Tolisso. Der FC Bayern holte den Franzosen von Olympique Lyon für 41,5 Millionen Euro. Für die Bundesliga ein Rekordeinkauf. Summen wie die für Neymar hält Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge auch für nicht zu vereinbaren mit der Politik des deutschen Rekordmeisters.

«Ich habe mir im Zuge der Neymar-Verpflichtung einmal die Frage gestellt, was wichtiger wäre: Neymar oder eine Allianz Arena? Da muss ich klar sagen, dass uns die Allianz Arena lieber und wichtiger ist», sagte Rummenigge. «Wir als FC Bayern müssen eine andere Philosophie fahren: Wir wollen das nicht, wir können das auch nicht. Das ist auch in Ordnung so. Das wird auch von der Öffentlichkeit und unseren Fans, so denke ich, für richtig befunden.»

Bayerns Champions-League-Rivale aus Paris ist das egal. Der Club, der mit Geld aus Katar den Weg bis an die europäische Spitze schaffen will, lieh offiziell Kylian Mbappé von der AS Monaco aus mit der Option auf einen Vierjahresvertrag bis 2022. Im Gespräch ist eine Ablöse von 180 Millionen Euro – fast die Hälfte des da-Vinci-Gemäldes, nach dessen Verkauf der ehemalige französische Nationalcoach Raymond Domenech fragt: «Gibt es in der Kunst ein Fairplay?»

Fotocredits: Francois Mori
(dpa)

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