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50+1 überdenken? Hainer und Kind geben Debatte neuen Schwung

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Hannover – In der neu entflammten Debatte um eine Lockerung der 50+1-Regel hielt sich Martin Kind diesmal lieber zurück. Anders als etwa Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer nahm der Geschäftsführer von Hannover 96 die Zahlenkombination nicht mal in den Mund.

«Ich persönlich werde die öffentliche Diskussion verfolgen», sagte der 76 Jahre alte bekennende 50+1-Gegner bei Sky. Hainer hatte ihr zuvor neuen Schwung gegeben. Durch die finanziellen Einbußen in der Corona-Krise sollten die Profifußball-Clubs seiner Ansicht nach künftig selbst entscheiden, ob sie Investoren Stimmrechte gewähren oder nicht.

«Man muss ja auch mal als Fakt sehen, dass die 50+1-Regel jetzt bestimmten Vereinen nicht geholfen hat. Insofern muss man das natürlich auch überdenken», sagte der 65-Jährige im ZDF. «Ich bin der Meinung, dass man es den Vereinen selber überlassen sollte, wie viele Anteile sie abgeben wollen.»

Mit der Regelung soll verhindert werden, dass Kapitalanleger die Stimmenmehrheit in Profi-Clubs übernehmen. Die jüngsten Einnahmeverluste könnten manchen Club dazu verleiten, finanzkräftigen Investoren mehr Einfluss zu gewähren. Das forderte Kind zwar nicht. Der Unternehmer hob stattdessen hervor, wie gut seiner Meinung nach die Investoren-Clubs der Bundesliga in der aktuellen Krise aufgestellt sind.

«Sie hören nichts von Bayern, das ist eine AG. Sie hören nichts von Dortmund, das ist eine börsennotierte Gesellschaft. Sie hören insbesondere nichts von Wolfsburg, Leverkusen, Leipzig, Hoffenheim. Das sind alles Fußball-Unternehmen, die klare Eigentümerstrukturen haben», sagte Kind. «Da haben Sie doch erkennbar eine hohe Sicherheit der Strukturen, der Finanzierung und auch der notwendigen Professionalität im Denken.»

Kind hatte sich lange um eine Ausnahmegenehmigung von der Regel für Hannover 96 bemüht. Leverkusen mit dem Bayer-Konzern als Unterstützer oder Wolfsburg mit VW im Rücken etwa nutzen solche Ausnahmegenehmigungen.

Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hält die Diskussionen um 50+1 im Zuge der aktuellen Krisensituation allerdings für falsch. Der 57-Jährige wünscht sich, «dass man jetzt nicht nach den weißen Rittern schreit und die Sinnfrage von 50+1 stellt». Der langjährige Funktionär verwies auf die Probleme der englischen Premier League. «Wenn ich sehe, welche Kämpfe dort um den Gehaltsverzicht auf dieser Ebene momentan ausgefochten werden mit den Spielern, dann verwundert das nicht, wenn man weiß, dass 15 der 20 Premier-League-Clubs von Milliardären geführt werden. Da fragt sich der Spieler natürlich auch, für wen soll ich jetzt verzichten?»

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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