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«Abstiegskrampf» statt Abstiegskampf? Krisenclubs in Not

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Hannover – Der frühere Bundesliga-Manager Dirk Dufner brachte es einst auf den Punkt. «Der Abstiegskampf ist eine eigene Sportart», sagte Dufner einmal. Man müsse «in der ganze Unruhe die Ruhe bewahren.»

Sollte dieser Leitsatz noch immer gelten, dürfte sich der 1. FC Nürnberg vor der am Freitag beginnenden Rückrunde der Fußball-Bundesliga neue Hoffnungen machen. Denn beim Tabellenletzten ist in dieser Winterpause bislang rein gar nichts passiert, während sich vor allem drei Konkurrenten im Abstiegskampf mit großem Getöse selbst schaden.

Beim Tabellen-13. FC Schalke 04 in mit dem Brasilianer Naldo der beliebteste Spieler verkauft. Beim Tabellen-14. Fortuna Düsseldorf ist die Vertrauensbasis zwischen Trainer Friedhelm Funkel und dem Vorstand erst einmal zerstört. Beim Tabellen-17. Hannover 96 stritt man tagelang öffentlich über die Transferpolitik. «Abstiegskrampf», titelte das Fachmagazin «Kicker» am Montag über den ausgeprägten Hang einiger Vereine, sich ihre Probleme selbst zu schaffen.

FC SCHALKE 04:

Stammspieler war der 36 Jahre alte Naldo in der Hinrunde nicht mehr. Trotzdem haben die Schalker mit ihm eine der letzten Identifikationsfiguren der Fans und eine der wichtigsten Führungsfiguren ihres Teams verkauft. Auf seinen Wechsel zum AS Monaco hätten die Mitspieler «geschockt» reagiert, erzählte Naldo dem «Kicker». Und das ist nur eines von mehreren Problemen. Schalke hat jetzt nur noch einen gesunden Innenverteidiger. Und noch keinen einzigen Wunsch seines Trainers Domenico Tedesco erfüllt. Der will einen Naldo-Ersatz und noch zwei weitere Offensivspieler haben. «Die Wintertransferperiode ist schwierig», sagt Sportchef Christian Heidel.

FORTUNA DÜSSELDORF:

Trainer Funkel muss am Saisonende gehen. Trainer Funkel bleibt nun wahrscheinlich doch. Diese Posse mitsamt der dadurch verursachten Fanproteste, Imageschäden und Gesichtsverluste haben die Fortuna tagelang beschäftigt – und nicht die überraschend gute Ausgangsposition nach der Hinrunde. Wie soll unter diesen Umständen noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Trainer und der Vereinsführung möglich sein? «Ich glaube nicht, dass da etwas hängen bleibt», sagte Vorstandschef Robert Schäfer der «Rheinischen Post». Friedhelm Funkel entgegnete jedoch: «Ich bin nicht so optimistisch wie Robert.»

HANNOVER 96:

Zwei Neuzugänge hat der Tabellenvorletzte bislang geholt. Drei weitere könnte er nach Meinung seines Trainers André Breitenreiter gut gebrauchen. Drei weitere wird es aber auf keinen Fall geben, konterte Clubchef Martin Kind öffentlich. Und so war ein veritabler Transferstreit mitten in einer strategisch wichtigen Phase perfekt. Breitenreiter hatte seinen Spielern schon die Streichung ihres Weihnachtsurlaubs angedroht – und das dann wieder zurückgenommen. Jetzt sagte der Präsident via bild.de über ihn: «Erst hieß es, zwei Neue reichen zum Klassenerhalt. Jetzt noch mal plus drei – das ist sehr mutig.» Die Autorität des Trainers ist angekratzt.

FC AUGSBURG, VfB STUTTGART, 1. FC NÜRNBERG:

Der VfB Stuttgart will sich mit drei neuen Spielern verstärken – und hat zwei davon schon geholt. Der FC Augsburg hatte in der Hinrunde ein Torwart-Problem – und holte gleich zu Beginn des Jahres den Schweizer U21-Nationalkeeper Gregor Kobel aus Hoffenheim. Der 1. FC Nürnberg kann sich richtige Verstärkungen kaum leisten – und lässt deshalb seinen Trainer und die Mannschaft erst einmal in Ruhe arbeiten. Ob das alles zum Klassenerhalt reichen wird, muss sich erst zeigen. Gerade in Nürnberg gibt es daran angesichts fehlender Qualität, schwacher Testspiel-Leistungen und ausbleibender Verstärkungen erhebliche Zweifel. «Es wird eine schwere Aufgabe, aber wir haben den Glauben an uns», sagte FCN-Kapitän Hanno Behrens.

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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