Olympia

Aus der Verbannung aufs Podest – Zabelinskaja: «Bin sauber»

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Rio de Janeiro – Emma Pooley gratulierte Olga Zabelinskaja nicht zur Silbermedaille. Natürlich tat sie das nicht.

Die britische Silbermedaillengewinnerin von Peking, hochgebildet und dekoriert mit einem Ehrendoktortitel, hat eine klare Meinung zu ihrer Konkurrentin aus Russland. «Sie sollte nicht hier sein», sagte Pooley in Rio de Janeiro mit Blick auf Zabelinskajas Doping-Vergangenheit.

Zabelinskaja war aber hier und schnappte sich im Einzelzeitfahren Silber, nur rund fünf Sekunden fehlten zur amerikanischen Siegerin Kristin Armstrong, die im Übrigen nicht verwandt oder verschwägert mit dem Hochleistungsdoper Lance Armstrong ist. So hatte der Radsport mal wieder seine Negativ-Schlagzeilen. Ähnlich wie vor vier Jahren, als ein gewisser Alexander Winokurow – ein Mann mit ähnlich zweifelhaftem Ruf – vor dem Buckingham Palace die Konkurrenz auslachte.

Diesmal lachte Zabelinskaja. Im Juli 2014 war sie positiv auf das Mittel Octapamin getestet worden, erst im Februar hatte sie ihre 16-monatige Sperre abgesessen. In Rio sollte sie wie alle russischen Sportler mit Doping-Vergangenheit ausgeschlossen werden. So war es der Plan vom Internationalen Olympischen Komitee und ihrem Präsidenten Thomas Bach. Die wenig durchdachten Maßnahmen wurden fast schon erwartungsgemäß kurz vor der Eröffnungsfeier kassiert. So durften die Jefimowas, die Zabelinskajas und viele anderen starten.

Für den deutschen Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel ist ohnehin nicht verständlich, dass die Russen trotz der konkreten Hinweise auf ein Staatsdoping-System am Start stehen. «Ich hätte mir gewünscht, dass das IOC klare Verhältnisse schafft. Da haben sie sich herausgewunden, was für mich eine Farce ist. Wenn man Null-Toleranz-Politik predigt, sollte man die auch einfordern. Von daher kann ich das nicht nachvollziehen», sagte Uibel, dessen Fahrerinnen womöglich auch betroffen sind. So zählt das Weltmeister-Duo Darja Schmeljowa und Anastassija Woinowa zu den größten Rivalinnen der deutschen Olympiasiegerinnen Kristina Vogel und Miriam Welte im Teamsprint.

Zabelinskaja ließ das Gerede indes ziemlich kalt. «Ich bin keine Fahrerin, die in der Vergangenheit ein Doping-Problem hatte. Ich bin sauber», behauptete sie nach ihrem Coup kess. Der positive Test sei in einer Zeit gekommen, als sie ihr drittes Kind gestillt habe. «Da durfte ich gar keine Medizin einnehmen», erklärte die 36-Jährige. Das Mittel sei womöglich über Fisch, den sie gegessen habe, in ihren Körper gelangt, vielleicht habe es auch ihr Körper produziert.

Zabelinskaja hat da nicht weiter nachgeforscht und auch nicht prozessiert. «Dafür habe ich keine Zeit, ich muss Rennen fahren», sagte sie. In Rio klappte das schon wieder recht schnell. Die Niederländerin Anna van der Breggen musste sich hinter der Russin auf Platz drei einreihen. «Ich muss über ganzen Fall nicht urteilen. Ich war überrascht, dass sie hier ist», sagte van der Breggen knapp.

Für Siegerin Armstrong war der Fall kein Thema. «Wenn ich auf die Startliste schaue, mache ich mir darüber keinen Kopf. In einem Zeitfahren ist egal, wie man an den Start gekommen ist», sagte die Frau mit dem berühmten Namen nach ihrem dritten Sieg. Pooley, die übrigens abgeschlagen 14. wurde, hat dazu sicher eine ganz andere Meinung.

Fotocredits: Javier Etxezarreta
(dpa)

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