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Borussia Dortmund geht angezählt in den Titel-Endspurt

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München – Kapitän Marco Reus wirkte regelgerecht geschockt, Trainer Lucien Favre ratlos wie nie. Das Fünf-Tore-Trauma von München machte den Dortmundern mächtig zu schaffen.

Obwohl der Abstand zum FC Bayern sechs Spieltage vor dem Saisonende nur einen Punkt beträgt, kamen die ersten Kommentare einer Kapitulationserklärung im Titelrennen gleich. «An diesem Auftritt werden wir noch lange zu knabbern haben. Psychologisch ist das ganz bitter», kommentierte Reus voller Sorge, dass mit dem 0:5 (0:4) im Ligagipfel nicht nur die Tabellenführung, sondern auch das ganze Selbstvertrauen für den Saisonendspurt verloren gehen könnte.

Es ist kaum vorstellbar, dass der BVB nach dieser Demütigung im Titel-Showdown noch einmal aufsteht. «Wir reden zwar immer davon, dass wir konkurrenzfähig sein wollen gegenüber den Bayern, aber das Spiel hat uns leider gezeigt, dass wir noch sehr, sehr weit weg davon sind», gestand Reus. Ähnlich wie der Nationalspieler machte auch Sportdirektor Michael Zorc aus seinem Frust keinen Hehl: «Wir haben Fehler gemacht, die manche Spieler das letzte Mal in der A-Jugend gemacht haben.»

Alle Vorsätze, im weltweit übertragenen Spitzenspiel mutig aufzutreten, konnten von der ersten Minute an nicht umgesetzt werden. Vor allem in der Abwehr offenbarten sich eines Titelanwärters unwürdige Schwächen. «Das war nicht das Borussia Dortmund, was ich kenne», klagte der ebenfalls überforderte Taktgeber Axel Witsel.

Der Patzer des völlig indisponierten und zur Halbzeit ausgewechselten Dan-Axel Zagadou vor dem 0:2 durch Robert Lewandowski (17. Minute) stand stellvertretend für die Apathie der BVB-Defensive. «Man muss klar sagen: Das war eine Lehrstunde», bekannte Trainer Favre freimütig, «heute haben wir uns vielleicht zu sehr konzentriert auf gewinnen, gewinnen, gewinnen und so so so, zu sehr an die Meisterschaft gedacht.»

Nicht nur das Team, sondern auch der Coach musste nach der Partie mit Kritik leben. Denn die Maßnahmen, den zuvor lange verletzten Lukasz Piszczek ohne Spielpraxis in die Startelf und Reus aus dem zentralen offensiven Mittelfeld in das Sturmzentrum zu beordern, erwiesen sich als Fehlgriffe. Genau wie die Idee, auf den zuletzt nur sporadisch eingesetzten Mahmoud Dahoud im Mittelfeld zu setzen.

Selbst der ansonsten von Favre überzeugte Reus konnte sich bei der Frage, ob er auf der für ihn falschen Position gespielt habe, einen verbalen Seitenhieb nicht verkneifen: «Das müssen Sie den Trainer fragen. Jeder weiß, dass das nicht meine Lieblingsposition ist.» Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nahm den Fußball-Lehrer jedoch umgehend in Schutz: «Der Trainer ist komplett aus der Haftung. Wenn wir so auftreten wie gestern, kann er aufstellen wie er will.»

Bei aller Enttäuschung über die überraschend deutliche Niederlage war der BVB-Boss als Erster um Schadensbegrenzung bemüht. Trotzig erinnerte Watzke an den geringen Abstand zum Erzrivalen aus München. «Spätestens am Dienstag werden die Bayern merken, dass sie für dieses Spiel auch nur drei Punkte gekriegt haben. Und wir werden merken, dass wir nur einen dahinterliegen», sagte er.

Anders als kurz nach dem Schlusspfiff wirkte Watzke am Tag danach nicht mehr allzu konsterniert. Noch ist er nicht bereit, das Handtuch zu werfen. «Natürlich wollen wir Meister werden, das wollen wir nach wie vor», sagte er beim TV-Sender Sky. Schon für das Spiel gegen den FSV Mainz 05 kündigte er eine Trotzreaktion an: «Die Mannschaft ist besser, als sie sich in München präsentiert hat. Wir werden uns gegen Mainz am Samstag anders präsentieren. Das Stadion wird kochen.»

Fotocredits: Sina Schuldt
(dpa)

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