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Bundesliga-Transfermarkt nimmt spät Fahrt auf

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Düsseldorf – Wochenlang lief das Winter-Transfergeschäft eher schleppend, doch am vorletzten Tag vor dem offiziellen Ende der Wechselfrist in der Fußball-Bundesliga kam richtig Dynamik in den Markt.

Am Morgen bestätigte der FC Bayern München, dass Stürmer Sandro Wagner sich sofort dem chinesischen Erstligisten Tianjin Teda anschließt. Der 31-Jährige bekam bei dem von Uli Stielike trainierten Club einen Zweijahresvertrag.

Im Laufe des Tages verdichteten sich zudem Spekulationen und Hinweise: Ein Bild vom Wolfsburger Jeffrey Bruma wurde in den sozialen Medien gepostet, das ihn beim Medizincheck auf Schalke zeigen soll. BVB-Profi Shinji Kagawa wurde mit AS Monaco in Verbindung gebracht und Schalkes Franco Di Santo war angeblich auf dem Flughafen in Istanbul gesichtet worden, um bei Galatasaray vorstellig zu werden.

Fix war aber allein Wagners Flucht nach Asien. Für die geschätzte Ablösesumme von fünf Millionen Euro ließen die Münchner den achtmaligen Nationalspieler auf dessen Wunsch hin ziehen. «Er hat ein sehr attraktives Angebot aus China vorliegen und wir haben daher seinem Wunsch entsprochen», erläuterte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Wagners Plan, «länger in München zu bleiben und meine Karriere hier zu beenden», war von Trainer Niko Kovac durchkreuzt worden, der zuletzt nicht mehr auf ihn gesetzt hatte. «Ich liebe diesen Verein. Aber die Dinge haben sich leider anders entwickelt, das musste ich akzeptieren», sagte Wagner zum Abschied der «Bild».

Doch nicht nur beim deutschen Rekordmeister tat sich etwas. Auch der letztjährige Bundesliga-Zweite Schalke 04 war um Ergebnisse bemüht. Zunächst wurde weiter aussortiert. Nach den bereits feststehenden Abgängen von Naldo (Monaco) und Johannes Geis (1. FC Köln) verließ auch der vom FC Chelsea ausgeliehene Linksverteidiger Abdul Rahman Baba das Revier. Der lange verletzte Ghanaer spielt künftig für Stade Reims in der französischen Liga.

Vor dem Absprung stand Di Santo. Der im Sommer 2015 für etwa sechs Millionen Euro von Werder Bremen verpflichtete Argentinier erfüllte auf Schalke (88 Spiele/12 Tore) nie die Erwartungen und brachte es in der Hinrunde nur noch auf vier Bundesliga-Teileinsätze. Doch der Wunsch von Trainer Domenico Tedesco nach dringend benötigten Verstärkungen für Abwehr und Offensive blieb zunächst noch unerfüllt.

Die Verpflichtung des 18 Jahre alte Rabbi Matondo von Manchester City war laut Medienberichten aber nur noch eine Frage der Zeit. Ob das walisische Talent die durch die langen Ausfälle von Breel Embolo und Guido Burgstaller verschärften Sturmprobleme sofort lösen kann? Die kolportierten zehn bis 13 Millionen Euro Ablösesumme sind wohl eher eine Investition in die Zukunft.

Emotional und kontrovers in der Branche diskutiert werden indes die immer weiter wachsenden Ablösesummen und Gehälter. Spielerberater Thomas Kroth hält die Entwicklung im Gegensatz zu Mönchengladbachs Manager Max Eberl aber nicht für unanständig. «Es ist einfach so, dass immer mehr Geld im Markt ist. Die Preise sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen», sagte Kroth der Deutschen Presse-Agentur. Eberl hatte sich – wie auch andere Bundesliga-Manager – kritisch über das ausufernde Geschäft mit den Spielern geäußert. Es sei an «Perversität nicht zu überbieten».

Kroth, dessen Agentur unter anderem Manuel Neuer und Kevin Volland berät, hat zumindest in einer Sache recht: «Der Transfermarkt war aus meiner Sicht relativ ruhig und entspannt bislang. Alle warten, ob die englischen Clubs auf der Ziellinie nochmal größer aktiv werden.» Für den Endspurt im Winterschlussverkauf erwartet Kroth noch den einen oder anderen Spielerwechsel. «Da kann immer noch etwas Überraschendes passieren.»

Keine Überraschung ist, dass anders als im Sommer die Leihgeschäfte dominieren und weit mehr als die Hälfte der Profis kurzzeitig wechseln. Liga-Primus Borussia Dortmund erweiterte diese Variante, verkaufte den in ganz Europa begehrten Flügelflitzer Christian Pulisic für 64 Millionen Euro an den FC Chelsea, lieh sich das US-Talent aber bis zum Sommer aus. Den bisher teuersten Winter-Zugang leistete sich RB Leipzig, der für Amadou Haidara angeblich 18 Millionen Euro an den Schwesterverein Red Bull Salzburg überwies.

Mainz 05 ist bisher der einzige Bundesligist, der seinen Kader noch nicht optimiert hat. Auch beim FC Augsburg regiert die Vernunft: «Nur wenn wir der Überzeugung sind, dass ein Spieler uns besser macht, das zu realisieren», sagte Manager Stefan Reuter.

Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)

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