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Bundestrainer Löw startet «Phase 2» mit Nachzügler Werner

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Herzogenaurach – Budnestrainer Joachim Löw zeigte sich bestens gelaunt. Der 57-Jährige winkte den geladenen Zuschauern zu, reckte den rechten Daumen in die Höhe und drosch unter dem Jubel der Fans sogar einen Ball auf die Tribüne.

Danach aber wurde es schnell ernst. Nach dem Umzug von Kopenhagen nach Franken startete Löw am Donnerstag gleich «Phase 2» der kurzen Vorbereitung der Fußball-Nationalmannschaft auf den Confederations Cup in Russland. «Die Prämisse ist, dass wir uns als Mannschaft weiter finden», sagte der Kölner Jonas Hector zu den Schwerpunkten der Arbeit nach der Ankunft im neuen Quartier in Herzogenaurach.

Die Zeit ist knapp und kostbar. Schon am Samstag steht in dem bei weitem nicht ausverkauften Nürnberger Stadion das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino auf dem Programm. «Das werden wir gewinnen», weiß der Bundestrainer. Für ihn sind Fortschritte im Zusammenwachsen seines neuformierten Kaders für das anstehende Turnier in Russland wichtiger als die Höhe des Ergebnisses.

Am Abend stand auch der Leipziger Timo Werner erstmals auf dem Trainingsplatz. Der Angreifer hatte wegen eines Magen-Darm-Infektes den Dänemark-Trip absagen müssen und komplettiert nun den deutschen 22-Mann-Kader. Bei der Übungseinheit standen dennoch nur 21 Akteure auf dem Platz. Kapitän Julian Draxler ließ die Einheit wegen einer nach DFB-Angaben leichten Kapselreizung im linken Knie aus.

8:0 endete im November 2016 das Hinspiel in San Marino, als auch etliche in diesem Turniersommer pausierende Leistungsträger wie Mats Hummels, Thomas Müller, Sami Khedira, Mario Götze oder Mario Gomez auf dem Platz standen. Auch im Heimspiel sollen die Fans vom jungen Confed-Cup-Team um Newcomer wie Werner mit möglichst vielen Toren verwöhnt werden. «Wir sind zuversichtlich, dass es auch gegen San Marino attraktiv wird», äußerte Teammanager Oliver Bierhoff.

Der sportliche Wert des Punktspiels gegen die Nummer 204 der FIFA-Weltrangliste wird sich in überschaubaren Grenzen halten. Trotzdem hofft Löw auf weitere wichtige Erkenntnisse. Als letzter Neuling könnte auch der Leipziger Diego Demme sein Debüt feiern.

Die Partie dient auf jeden Fall der Deutschen Sporthilfe. Die Stiftung, die gerade ihr 50-jähriges Jubiläum feiert und deutsche Spitzensportler finanziell unterstützt, wird drei Euro von jedem verkauften Eintrittsticket erhalten.

Der DFB hofft, dass doch noch etwas mehr als 30 000 Zuschauer die Light-Version des Weltmeisters sehen wollen. Bierhoff warb beim DFB-Ausrüster Adidas gemeinsam mit den Olympiasiegern Felix Loch (Rodeln) und Max Müller (Hockey) intensiv für das Live-Erlebnis und für mehr Unterstützung für die vielen Sportarten im Schatten des so dominanten Fußballs. «Wir können symbolisch zeigen, dass wir den ganzen deutschen Sport unterstützen – und auch wirtschaftlich», sagte Bierhoff zum Doppelpass zwischen DFB und Sporthilfe.

Als Förderer von Talenten tritt Löw in diesem Sommer auf. Der Bundestrainer will nach dem ermutigenden 1:1 beim ersten Test in Dänemark mehr und mehr Automatismen einstudieren. «In der ersten Woche können wir schon ein bisschen was tun», betonte Löw.

Die vielen jungen Spieler und Nationalelf-Neulinge sind mit großem Eifer bei der Sache. «Wir freuen uns auf die Trainingseinheiten, um uns besser kennenzulernen», berichtete Hector. Dabei geht es nicht um das ABC des Fußballs, sondern um Harmonie und einstudierte Abläufe. «Kicken können schließlich alle», sagte Hector, mit 28 Länderspielen der erfahrenste Akteur im DFB-Aufgebot nach Kapitän Draxler (29).

«Wir werden die Zeit nutzen, dann entwickelt sich das schon», meinte der Schalker Leon Goretzka. Löw will «auf der guten Basis» des ersten Probelaufes in Dänemark aufbauen. Das Spielverständnis soll sich von Tag zu Tag verbessern. «Klar, bei den Feinheiten im letzten Platz gab es noch Abstimmungsprobleme», bemerkte Mittelstürmer Sandro Wagner. «Da müssen wir uns jetzt im Training finden.» Die gemeinsame Zeit in Kopenhagen hat auch dem weiteren Kennenlernen der Spieler abseits des Platzes gut getan. «Die Chemie passt», erklärte Torwart Kevin Trapp.

Dass im Nürnberger Stadion nicht alle 44 000 Sitzplätze besetzt sein werden, begründete Bierhoff auch mit dem Kontrahenten. «San Marino ist nicht der attraktivste Gegner.» Dennoch hat auch der DFB registriert, dass bei Heim-Länderspielen immer häufiger viele Plätze frei bleiben. Im Verband wurde darum eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Spiele auch in kleineren Stadien könnten eine Lösung sein. «Wir beobachten das, wir machen uns Gedanken», erklärte Bierhoff.

Die mögliche deutsche Aufstellung:

Leno – Henrichs, Kimmich, Mustafi, Plattenhardt – Demme – Brandt, Goretzka, Draxler, Younes – Werner

Fotocredits: Daniel Karmann,Daniel Karmann
(dpa)

(dpa)

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