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BVB-Coach Favre wortkarg in der Krise

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Dortmund – Selbst Michael Zorc konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. «Umfassend informiert jetzt, ne?», sagte der Sportdirektor vom Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund feixend.

Dann ließen er und Trainer Lucien Favre die mehr oder minder frustrierten Journalisten im Interviewraum am Trainingsgelände des Bundesliga-Spitzenreiters in Dortmund-Brackel zurück.

Wie eigentlich immer bei Pressekonferenzen mit dem schweigsamen Schweizer hatten die Medien auch vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den Tabellen-16. VfB Stuttgart so gut wie nichts Berichtenswertes von Favre erfahren.

An hartnäckigen Versuchen, dem 61-Jährigen etwas Interessantes für die Öffentlichkeit zu entlocken, mangelte es nicht. Zunächst antwortete Favre auf die gern gestellte Frage nach der Personalsituation Folgendes: «Momentan schwer zu sagen. Weil, zwei, drei Spieler sind erkältet.» Nun erwachte die logische Neugier der Zuhörer. Welche Spieler sind es, die vielleicht ausfallen? Favre: «Ich will nicht soviel Info geben. Sie sind zu Hause geblieben. Und ja, oder?» fragte er mit Blick auf den neben ihm sitzenden Vertreter der BVB-Presseabteilung. Weitere Nachfragen zwecklos.

Favre kann bisweilen ein komplizierter bis undankbarer Gesprächspartner sein. Zum einen ist da die Sprachbarriere – Deutsch ist nicht die Muttersprache des im französisch-sprachigen Saint-Barthélemy im Kanton Waadt geborenen Coaches. Zum anderen, weil er schlicht nichts preisgeben will.

Dabei wirkt er stets wie ein milde lächelnder Großvater, ist freundlich und suggeriert so, dass ihm Medientermine Spaß machen könnten. Ein Trugschluss. Am liebsten steht Favre auf dem Platz und arbeitet mit seinen Spielern. Insider berichten zudem, dass er auch hinter eher unverfänglichen Fragen journalistische Hinterhalte vermutet. So ist es kein Wunder, dass Favre in Krisenzeiten noch wortkarger ist. Und da sein Team von den letzten acht Pflichtspielen nur eines gewonnen hat, ist die Herausforderung der Informationsbeschaffung derzeit besonders groß.

Etwas besser wird es meist, wenn nach der Qualität des Gegners gefragt wird. Aber viel kommt auch dabei diesmal nicht heraus. «Wir haben natürlich Spiele von Stuttgart gesehen, die letzten Spiele vor allem, gegen Leipzig, in Bremen und natürlich gegen Hannover.» Aha! «Sie sind besser als in der Hinrunde jetzt.»

Jahrelang wurde die Öffentlichkeit verwöhnt von Trainer-Entertainer Jürgen Klopp und dem Analytiker Thomas Tuchel. Auch Peter Bosz und Peter Stöger waren unterhaltsamer als Favre. Zuweilen springt Zorc als Antwortgeber ein. Die erste Hälfte im Champions-League-Duell mit Tottenham Hotspur, als man gegen die Engländer drückend überlegen war, aber kein Tor gelang, sei laut Zorc «der Maßstab» gegen den VfB. «Ich erwarte, dass wir dieselbe Intensität auf den Platz bringen.»

Als Zugabe lieferte der 56-Jährige sogar noch ein Schmankerl, bezugnehmend auf die sogenannte Friseur-Affäre am Tag vor dem Hinspiel in London: «Irgendwann müssen die Spieler ja zum Friseur. Wenn sie nichts mehr sehen, ist es auch nicht gut.»

Fotocredits: Tobias Hase
(dpa)

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