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Der Architekten-Erbe Niemeyer

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Rio de Janeiro (dpa) – Da steht er, Paulo Sérgio Niemeyer, vor der Ruine seines Uropas. 38 Stockwerke hoch, es sollte der Start werden für 71 progressive Rundtürme aus Glas, die einen ganzen Stadtteil Rio de Janeiros prägen. 120 Meter hoch, 452 Apartments waren geplant.

Doch Finanzprobleme und die Pleite einer Baufirma ließen die Arbeiten am Torre H in Rio de Janeiro 1984 zum Stillstand kommen, seither wird geklagt, aber nicht mehr gebaut. Geplant hat den Turm der große Oscar Niemeyer. Paulo Sérgio Niemeyer ist der Urenkel des Architekten, des Kommunisten, der die wichtigsten Bauten der Hauptstadt Brasília plante, dessen Lebenscredo war: Kurven sind besser als Geraden.

«Klar ist das eine Bürde», sagt Paulo Sérgio auf die Frage, ob der große Name nicht eine Last sei. Er ist auch Architekt, so wie sein Vater und seine Mutter. Geboren 1970 in Paris sieht er sich als Weiterentwickler des Erbes. In der Familie gibt es viel Knatsch, Oscar Niemeyers Büro an der Copacabana ist deshalb geschlossen.

2012 war er im Alter von 104 Jahren gestorben. «Einmal war auch Fidel Castro an der Copacabana zu Besuch», erzählt der Urenkel. Als er spätnachts los wollte, war der Aufzug in die Wohnung kaputt. Castro musste bei verdutzten Nachbarn klingeln, um durch deren Wohnung zu laufen, um einen anderen Fahrstuhl zu nehmen. Es wirkt ein wenig, als wolle Paulo Sergio Oscar Niemeyer imitieren, schon als Kind war er gebannt von der Arbeit des Urgroßvaters. «Er war meine Universität».

Und: «Ja, ich bin auch Kommunist», sagt er. Aber eher gemäßigt, vor allem die ungerechte Gestaltung der Globalisierung regt ihn auf. Das Memorial für den früheren Generalsekretär der Kommunistischen Partei Brasiliens, Luiz Carlos Prestes, in Porto Alegre haben beide zusammen noch geplant. Natürlich mit geschwungenen Formen. 1999 eröffnete er sein eigenes Büro, verheiratet ist Niemeyer mit einer Designerin.

Es geht in dem völlig maroden Bauwerk 38 Stufen hoch, das Smartphone spendet Licht. Man hat tolle Blicke über den Stadtteil Barra, in der Ferne ist der Olympiapark für die Olympischen Spiele zu sehen.

Niemeyer hält sich am Mauerskelett fest, sonst würde er rausfallen. Fenster gibt es kaum noch. «Ich will das hier vollenden.» Alles mit Glas, das ist seine Vision. Ein Kontrapunkt zu den leblosen, eckigen Hochaustürmen in Barra. Doch die Klagen früherer Apartmentkäufer, langwierige Prozesse lassen das eher unwahrscheinlich erscheinen.

«Ich will keine Kopie Oscars sein», meint der 46-Jährige. Sondern dessen Stil mit modernen Elementen, Leichtigkeit anreichern. Er bewundert die deutschen Architekten des frühen 20. Jahrhunderts, den Bauhausstil. Sein Traum? «Ein Projekt in Deutschland realisieren.» 

Fotocredits: Peter Bauza

(dpa)