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Deutsche Handballer mit EM-Reife gegen Schweiz

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Zürich – Das Happy End im Handball-Krimi gegen die Schweiz versetzte Dagur Sigurdsson vor der schwersten Entscheidung seiner Karriere in emotionale Hochstimmung.

«Die Einstellung hat gepasst. Wir haben alles investiert, was man verlangen kann, und bis zum Ende gekämpft. Deshalb bin ich glücklich», sagte der Europameister-Trainer über den 23:22-Zittersieg der DHB-Auswahl am Samstag in Zürich. «Es war ein tolles Handballspiel», schwärmte er. «Wir waren richtig am Limit, denn die Schweiz hat uns alles abverlangt. Ich sehe für beide Mannschaften eine große Zukunft.»

Fast schien es so, als wollte der Isländer auf den möglicherweise letzten Metern der Zusammenarbeit mit den «Bad Boys», die er im Januar sensationell zum EM-Triumph und im Sommer zu Olympia-Bronze geführt hatte, keine Misstöne mehr aufkommen lassen. Denn der Auftritt des Titelverteidigers, der in der EM-Qualifikation mit der makellosen Bilanz von 4:0 Punkten überwintert, bot durchaus auch Anlass zur Kritik.

«Wir haben uns richtig schwer getan und können froh sein, gewonnen zu haben», räumte der einmal mehr starke Torwart Andreas Wolff ein. Teammanager Oliver Roggisch wurde noch deutlicher: «Man muss über das Spiel sprechen. Wir haben vorne viele Fahrkarten geschossen und uns in der ersten Halbzeit zu viele technische Fehler geleistet.»

Unter dem Strich blieben die Punkte aber bei der deutschen Mannschaft, die vor der Schweizer Rekordkulisse von 10 040 Zuschauern bis zur letzten Sekunde cool agierte. Im Herzschlagfinale kam dann noch etwas Glück und eine überragende Leistung des eingewechselten Silvio Heinevetter zwischen den Pfosten dazu. «Am Ende war es auch sehr viel Cleverness, dass wir trotz der Kulisse immer ruhig geblieben sind und an den Sieg geglaubt haben. Das ist eine Reife, die die Mannschaft erreicht hat», stellte Kapitän Uwe Gensheimer fest.

Großen Anteil an dieser Entwicklung hat Sigurdsson, der sich in den nächsten zwei, drei Wochen zu seiner sportlichen Zukunft erklären muss. «Es gibt noch keinen konkreten Termin», sagte der für Leistungssport zuständige DHB-Vizepräsident Bob Hanning der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind aber so verblieben, dass wir von ihm im November eine Entscheidung haben möchten. Dazu wird es auch kommen.»

Geht Sigurdsson zu einem europäischen Topclub? Oder geht er nach Japan? Oder wechselt er gar zum Fußball oder in die freie Wirtschaft? Seit bekannt wurde, dass der 43-Jährige seinen bis 2020 laufenden Vertrag zum Jahresende kündigen kann, wird heftig über den weiteren Weg des Erfolgscoachs spekuliert. «Ich möchte, dass er weitermacht», betonte Hanning.

Auch die Spieler verfolgen den Prozess gespannt und intensiv. «Es wäre natürlich sehr schade, wenn Dagur nicht mehr unser Trainer sein würde. Er leistet sehr gute Arbeit, er kann sehr gut mit der Mannschaft. Wenn er geht, wäre das ein herber Verlust», sagte EM-Held Wolff. «Aber ich denke, dass wir eine tolle Truppe haben. Wenn er sich entscheiden sollte, nicht weiterzumachen, werden wir ihn vermissen, aber trotzdem in der Weltspitze verbleiben.»

So sieht das auch Hanning, der bereits Gespräche mit Managern und Trainern aus der Bundesliga führt, um für den Fall der Fälle eine Kandidatenliste für die Nachfolge aufstellen zu können. «Wir brauchen keine Angst haben, wenn Dagur gehen sollte», erklärte Hanning. «Ich würde das bedauern, weil ich einen guten Trainer verlieren würde. Aber es würde nichts an der Gesamtsituation und unseren Zielen verändern.» Das nächste ist der Titel bei der WM – und da wird Sigurdsson auf jeden Fall dabei sein.

Fotocredits: Ennio Leanza
(dpa)

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