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Die Rolle des DFB beim FIFA-Kongress

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Manama – Mit gemischten Gefühlen verließ Reinhard Grindel seine erste Kongresswoche als Mitglied der FIFA-Regierung. «Licht und Schatten» habe er erlebt, sagte der DFB-Präsident, bevor er am späten Abend in den Flieger aus der Wüste Bahrains stieg.

«Man muss Mehrheiten finden, dafür muss man Verbündete finden», berichtete Grindel über das Ringen um Entscheidungen. Mal erfolgreich – wie bei der verhinderten fragwürdigen Vorvergabe der XXL-WM 2026. Mal ohne Erfolg – wie beim weltweit kritisierten Rauswurf der Chefs der FIFA-Ethikkammern. Ein Schatten, der das Licht deutlich überwog.

Höchst unterschiedlich war auch die Bewertung des Premieren-Auftritts von Grindel im Council des Fußball-Weltverbands. In der Heimat wurde der DFB-Chef am Freitag mit medialer Kritik empfangen, weil er sich nicht vehement genug gegen die Absetzung der Ethik-Spitzen um den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert eingesetzt habe und im Council für das neue Personaltableau stimmte.

«Herr Grindel hat sich für uns eingesetzt im Council», sagte Eckert im ZDF-Morgenmagazin dazu. Durch die von FIFA-Chef Gianni Infantino vorgelegte neue Personalliste habe es eine «Macht des Faktischen» gegeben. «Er hat sich enthalten, das ist das Einzige, was er wohl tun konnte.»

Vom englischen Boulevard gab es die Einschätzung, dass Grindel «aufgeklärt» («Daily Mail») habe, weil er die «üblen Tricks» von Infantino öffentlich benannt habe. So diente es nicht nur der internationalen Profilschärfung, dass der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds als erstes und einziges Councilmitglied mangelnde Transparenz am Auswahlverfahren öffentlich beklagte. Und somit den Weltverbands-Boss kritisierte.

Mit diesen Aussagen konfrontiert, zog Infantino in der Pressekonferenz die Augenbrauen hoch und erklärte, er sei «überrascht», was in diesem Moment auch seinem Gesichtsausdruck entsprach. Ein konkretes Beispiel für seine skurrile «Fake News»-Anschuldigungen im Trump-Stil während des Kongresses blieb der Präsident danach schuldig.

Ebenso wie eine inhaltliche Begründung für das Aus von Eckert oder den von ihm einst selbst hochgelobten Portugiesen Luís Miguel Poiares Maduro als Governance-Chef. Die FIFA sei nicht bereit für unabhängige Organe, sagte der frühere Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof nach seinem Rauswurf und fällte ein deutliches Urteil über den Weltfußball: «Ich stand unter größerem Druck als in der Politik.»

Infantino muss sich nach seiner Personalrochade nun daran messen lassen, wie schnell die mehreren hundert offenen Ethikverfahren von der neuen Chef-Ermittlerin María Claudia Rojas erledigt werden. Zudem sei «entscheidend, dass wir mit der jetzt zu bildenden Adhoc-Kommission einen aktiven Beitrag leisten, damit der Reformprozess weitergeht», betonte Grindel. Die neuen Gremiumsvorsitzenden müssten spüren «dass sie Rückendeckung von der FIFA-Führung haben, um die Integrität der FIFA wiederherzustellen».

Dazu soll auch das zumindest etwas entschleunigte Bewerberverfahren um die erste WM mit 48 Teilnehmern beitragen. Grindel berichtete, dass auch Vertreter aus Afrika und Südamerika gegen eine sofortige Vorvergabe unter Bedingungen an die USA, Kanada und Mexiko interveniert hätte. «Deshalb will ich jetzt nicht ausschließen, dass es aus diesen Konföderation noch Bewerbungen gibt», erklärte der DFB-Chef. Aus Afrika gilt Marokko als möglicher Interessent. Argentinien und Uruguay planen eine gemeinsame Kandidatur, womöglich aber erst für 2030.

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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