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Eisenbichler angriffslustig nach Innsbruck

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Garmisch-Partenkirchen – Am einzigen Ruhetag der Vierschanzentournee gab Markus Eisenbichler auch abseits der Schanze Gas. Deutschlands neue Skisprung-Hoffnung genoss gemeinsam mit seinen Teamkollegen in einem Sponsorenauto den Fahrspaß auf einer Eispiste, ehe es zum Krafttraining ging.

«Nach vier Sprungtagen ist es notwendig, den Jungs mal wieder ein paar Kilo aufzuladen und ein paar Kniebeugen zu machen», sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Die Athletikübungen dürften Eisenbichler kaum gestresst haben. Der 25-Jährige ist derzeit so gut drauf wie noch nie in seiner Karriere und als Halbzeit-Vierter die große deutsche Tournee-Hoffnung. «Er kann noch unter den besten Drei landen», stellte Schuster zufrieden fest. Kamil Stoch, Stefan Kraft und Daniel Andre Tande haben zwar ein Punktepolster. «Aber man weiß ja nie, was bei der Tournee so alles passiert», meinte Schuster.

Die deutsche Mannschaft hat das bereits am eigenen Leib erfahren. Weltmeister Severin Freund kämpft bisher vergeblich gegen sein Formtief an, Andreas Wellinger und Richard Freitag stagnieren im Mittelmaß. «Wir werden versuchen, die Mannschaft zu stabilisieren und die namhaften Athleten noch in Schuss zu kriegen», formulierte Schuster den Anspruch für die Springen in Innsbruck und Bischofshofen. «Wir werden das Podium weiter attackieren.»

Im Fokus steht dabei Eisenbichler. Die derzeitige Nummer eins im Team fährt nach Platz sechs in Oberstdorf und Platz vier beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen angriffslustig zum Bergisel. «Die Schanze liegt mir ganz gut. Aber mir ist es momentan ziemlich egal, welche Schanze kommt. Ich lasse es laufen, wie es läuft», sagte der Bundespolizist und kündigte an: «Ich lasse nicht locker.»

Schuster beobachtet den Reifeprozess des Bayern mit großem Wohlwollen. «Er wächst und hat sich in seiner Persönlichkeit stabilisiert», lobte der Bundestrainer. «Vor zwei Jahren hat er kein ordentliches Tourneespringen hingelegt, und heute ist er der Hoffnungsträger.»

Eisenbichler macht derzeit auf der Schanze fast alles richtig. Er springt sehr symmetrisch, hat dadurch eine Top-Position in der Luft und kommt dank dieser Stabilität auch mal bei nicht so guten Absprüngen ins Fliegen. «Er weiß, dass der Sprung läuft und muss nicht viel darüber nachdenken», sagte Schuster.

Diese Selbstverständlichkeit zeichnete in den vergangenen Jahren vor allem Freund aus. Doch die Leichtigkeit des Seins ist dem 28-Jährigen nach seiner Hüftoperation abhanden gekommen. «Er hat nach wie vor einen sehr verkorksten Fehler in der Sprungauslösung. Er kommt nicht hoch genug vom Schanzentisch weg», analysierte Schuster.

Platz 20 in Oberstdorf, Platz 21 in Garmisch-Partenkirchen, Platz 22 in der Tournee-Gesamtwertung – an solche Ergebnisse kann sich Freund nach sportlich fetten Jahren kaum noch erinnern. «Es ist gerade nicht sehr spaßig», räumte der Team-Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister von 2014 ein.

«Es ist nicht leicht, er hat die vergangenen zwei Jahre gemeinsam mit Peter Prevc die Ergebnislisten dominiert», sagte Schuster über die sportliche Misere seines durchhängenden Musterschülers. «Er braucht mal ein besseres Training, dann könnten wir schneller vorankommen. Es war bisher immer nur Schadensbegrenzung.»

Abgeschrieben hat Schuster den Gesamt-Weltcupsieger des Jahres 2015 mit Blick auf die WM im Februar aber noch nicht. «Wir machen jetzt mal die Tournee fertig und schauen, wie er sich fängt. Danach haben wir immer noch die Option, ihn mal ein Wochenende rauszunehmen», sagte der Bundestrainer. «Es ist noch genügend Zeit, etwas zu verändern.»

Zumal Freund sich nie hängen lässt und tapfer der ungewohnten Situation stellt. «Er ist vom Charakter her ein ganz außergewöhnlicher Sportler. Immer realitätsbezogen, immer rational. Er schmeißt nie die Nerven weg», lobte Schuster. «Ich hoffe, das kann er sich bewahren. Denn er ist definitiv weiter weg, als ich gedacht habe, und wird Geduld brauchen.»

Da auch Freitag und Wellinger stagnieren, geben plötzlich Eisenbichler und Stephan Leyhe, der in der Gesamtwertung Zehnter ist, den Ton an. Die Zeitenwende hat aber auch einen Nachteil: Den Deutschen fehlt derzeit ein Siegspringer. Und so reiste Schuster mit einer ernüchternden Erkenntnis aus Garmisch ab: «Das herausragende Erlebnis hat mir bisher gefehlt.»

Fotocredits: Daniel Karmann
(dpa)

(dpa)

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