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Euphorie in Wolfsburg und Berlin: Spektakel erwartet

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Wolfsburg/Berlin – Die Bedeutung des ICE-Derbys als Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga will niemand kleinreden.

Das, was wohl selbst in Wolfsburg und Berlin niemand vor der Saison geglaubt hätte, ist nach nur zwei Spieltagen Realität: Mit einem dritten Sieg zum Auftakt der neuen Saison kann sich am Samstag (15.30 Uhr) entweder der VfL oder Hertha BSC in der Spitzengruppe festsetzen.

«Ich bin froh, dass es so gekommen ist», sagte Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia. Und Hertha-Coach Pal Dardai, dessen Team in gut einer Stunde per Schnellzug nach Niedersachsen reisen wird, meinte zur unverhofften Spitzenpartie des dritten Spieltags: «Beide Mannschaften haben sechs Punkte und gute Laune. Ich glaube, es wird ein gutes Spiel.»

Beiden Teams bietet sich die Chance, die Saison früh in eine deutlich positivere Richtung als offiziell geplant zu lenken. Der Sieger dürfte die eigene, vorsichtige Prognose für die Spielzeit kaum noch halten können. Schon zwei Siege zum Auftakt der Saison hätten die Wenigsten dem Beinahe-Absteiger Wolfsburg und dem Hauptstadt-Club zugetraut. Gar drei Erfolge wären in beiden Fällen dagegen ein gutes Omen für eine Saison in der Spitzengruppe. Schon jetzt haben beide Clubs mindestens fünf Punkte Vorsprung auf die Europapokal-Aspiranten Leverkusen, Schalke und Leipzig. Das wollen die Teams nutzen.

«Ich bin kein großer Freund vom Bremsen», meinte Labbadia zur Aufbruchstimmung in Wolfsburg nach zweimaliger Rettung vor dem Abstieg erst in der Relegation. «Ich will, dass wir mit einer Riesen-Freude reingehen in das Spiel. Wir haben den Grund dafür.» Drei Siege zum Saisonstart gelangen den Niedersachsen in der Bundesliga noch nie – auch in der Meistersaison 2008/2009 nicht.

Die Gründe für den Aufschwung sind unterschiedlich. Anders als im Vorjahr nach der ersten Wolfsburger Rettung in der Relegation, ist diesmal Ruhe im Verein eingekehrt. Wichtige Positionen wurden neu besetzt: In Jörg Schmadtke kam wieder ein Sport-Geschäftsführer. Dieser Posten war seit dem Aus von Klaus Allofs Ende 2016 unbesetzt.

Der glücklose Sportdirektor Olaf Rebbe wurde durch die Club-Ikone Marcel Schäfer ersetzt. Clubeigner VW übernahm den Posten des Aufsichtsratschefs mit Vorstandsmitglied und Ex-Profi Frank Witter. «Man merkt, dass das einfach zusammenläuft», sagte Labbadia zur neuen Club-Struktur. «Das sind gute Voraussetzungen für eine hoffentlich erfolgreiche Zusammenarbeit.»

Dazu scheint der Kader wieder homogener und durchdachter besetzt. «Letztes Jahr habe ich weniger Teamgeist von ihnen gesehen, jetzt ist es eine ganz andere Mannschaft», lobte Dardai. Hinzu kommen herausragende Fitnesswerte. Labbadia arbeitet im Sommer hart mit dem Team – so hart wie seit Felix Magath kein Trainer mehr schuften ließ. Auch dies ist ein Grund für die Siege gegen die vermeintlichen Spitzenteams Schalke (2:1) und Leverkusen (3:1).

«Wir haben gegen zwei Top-Gegner bislang gespielt, jetzt haben wir den dritten sehr guten Gegner vor der Brust», sagte Labbadia zum Gegner am Samstag. Die Hertha sieht er «top-organisiert», ein Gegentor kassierten die Berliner bislang noch nicht. Auch dem Dardai-Team gelang zudem ein Sieg beim FC Schalke (2:0). Hertha startete zuletzt 2016/17 mit drei Siegen in eine Saison – damals stand am Ende die Qualifikation für die Europa League.

«Dadurch dass es ein Spitzenspiel ist, und viele Leute zugucken, kannst du dein Image noch mal verbessern», sagte Dardai. Auch er würde die Euphorie gerne mitnehmen. «Die Menschen sind sehr positiv in der Stadt. Mit sowas kannst du in Deutschland noch einmal eine gute Spielweise zeigen und vielleicht ein paar Fans dazugewinnen.»

Trotz der bislang disziplinierten Spielweise Herthas hätte selbst der Berliner Coach nichts gegen ein Spektakel wie beim turbulenten 3:3 in der Vorsaison. «Es wird ein gutes Bundesligaspiel. Ich hoffe, es wird viele Tore geben – aber zum Schluss eins mehr für uns», sagte Dardai.

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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