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Forderung nach Doping-Bann für Russland

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Nove Mesto/Moskau – Der fünfmalige Weltcup-Gesamtsieger Martin Fourcade erwägt einen Weltcup-Boykott, sollte der Biathlon-Weltverband IBU im sich anbahnenden Dopingskandal um Russland nicht hart durchgreifen.

«Ich hoffe, sie haben die Eier, sie zu sperren. Wenn nicht, müssen die Biathleten selbst aktiv werden», sagte der 28-jährige Franzose nach seinem Sprintsieg beim Weltcup in Nove Mesto dem norwegischen Fernsehsender NRK.

Der zweimalige Biathlon-Olympiasieger, der in dieser Saison sechs der sieben Einzelrennen gewonnen hat, fordert ein rigoroses Vorgehen des Weltverbandes. «Ich glaube, dass die IBU jetzt das Richtige tut. Sie haben viele Beweise. Es sind ja nicht nur ein oder zwei, sondern 31», sagte Fourcade. Sollte aber nichts rauskommen, werde er im Januar «seine Kollegen ermutigen, nicht zu starten», sagte Fourcade.

Derweil wächst in Russland die Angst vor einem Doping-Bann gegen den Nationalsport Biathlon, doch Anton Schipulin gibt sich ganz entspannt. «Diese Informationen rufen bei mir ein Lächeln hervor. Jedenfalls verfalle ich nicht in Panik», sagt der russische Staffel-Olympiasieger von Sotschi. «Mir scheint, dass sich hier die Politik allzu sehr in den Sport mischt. Ohne jede Beweise russische Sportler zu beschuldigen, ist zu viel. Das Ganze spitzt sich zu weit zu», meint der beste russische Skijäger.

IBU-Präsident Anders Besseberg hatte die Vorwürfe gegen Russland öffentlich gemacht. Dem Weltverband IBU liegt demnach eine Liste mit 31 dopingverdächtigen russischen Athleten vor.

Direkte Beweise und unverschlüsselte Namen liegen bisher nicht vor – höchstens hinter vorgehaltener Hand. «Wir werden das erst kommentieren, wenn es mehr Klarheit gibt», sagt Sportminister Pawel Kolobkow angesichts der vielen offenen Fragen nach dem zweiten McLaren-Report zum vermutlich staatlich dirigierten Dopingsystem in Russland. Russlands Männer-Coach Ricco Groß forderte von der IBU eine schnelle Veröffentlichung der Namen: «Momentan reden alle nur um den heißen Brei, und es kommt zu Spekulationen und Vorverurteilungen.» Sein Team werde «sehr wohl beäugt, anders angeschaut. Aber einige Athleten werden definitiv grundlos mitbelastet.»

«Die Chancen, dass in einer solchen Lage in Russland der Weltcup in Tjumen und 2021 die WM stattfinden werden, sind sehr klein», kommentiert die Tageszeitung «Sport-Express» am Freitag und wittert Ungemach: «Natürlich müssen wir darum kämpfen – aber die größere Gefahr ist der Ausschluss aus der Biathlonfamilie.»

Erik Lesser forderte harte Sanktionen durch die IBU. «Ich denke auch, dass die IBU nicht nur die Athleten, sondern auch betroffene Trainer belangen muss. Sie sollten nicht mehr an Olympischen Spielen und bei keiner IBU-Veranstaltung als Betreuer teilnehmen dürfen.»

Die IBU könnte bereits am 22. Dezember erste Ergebnisse präsentieren. Bis kurz vor Weihnachten solle eine Expertengruppe aus fünf Nationen die 31 Fälle aus dem McLaren-Report prüfen und dem IBU-Vorstand Bericht erstatten. Im Rahmen der IBU-Anti-Doping-Regeln und des WADA-Anti-Doping-Codes solle die Expertengruppe «einschlägige Disziplinarmaßnahmen» vorschlagen. In der Saison 2013/14 war der russische Verband RBU wegen drei Dopingfällen von der IBU zur Höchststrafe von 100 000 Euro verurteilt worden. 2009 mussten die Russen wegen mehrerer Dopingfälle 50 000 Euro zahlen.

Norwegens Olympiasieger Emil Hegle Svendsen und sein Teamkollege Johannes Thingnes Bø befürworteten bei einer erdrückenden Beweislage auch einen Komplettausschluss des russischen Teams. «Ich unterstütze einen Ausschluss, würde es aber schade finden», sagte Svendsen. Bø ergänzte: «Sie sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist. Deshalb hoffe ich, dass die Beweise stark genug sind, wenn sie bestraft werden. In dem Fall unterstütze ich einen Ausschluss Russlands.»

Fotocredits: Antonio Bat
(dpa)

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