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Frodenos Ziel im Paradies: «Großes Rennen abliefern»

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Kailua Kona – Beim Medien- und Sponsoren-Marathon vor dem Ironman auf Hawaii hatte Jan Frodeno noch einen ganz besonderen Termin. Als Vorjahressieger erhielt er in Kailua Kona in einer Zeremonie mit einheimischen Tänzen einen großen Wimpel mit seinem Namen und der Jahreszahl seines Sieges.

Das Stück sollte später neben denen der früheren Gewinner gezeigt werden. «Ich gebe mir Mühe, das jetzt als Dauertermin in meinem Kalender einzutragen. Im iPhone kann man das ja einstellen. Und ich habe das schon mal pro forma reingeschrieben», sagte der 35-Jährige mit einem Lachen.

Die Triathlon-Konkurrenz kann über den Scherz wahrscheinlich nur wenig schmunzeln. Frodeno gilt derzeit als fast unschlagbar. Auch vor dem Start zum Ausdauer-Klassiker am Samstag (18.25 Uhr/MESZ – 6.25 Uhr/Ortszeit) ist der gebürtige Kölner mit Wohnsitz in Spanien und Australien der Favorit. «Jan hat keine Schwächen mehr», sagte sein schärfster Konkurrenz und Kumpel Sebastian Kienle. «Wenn er an der Startlinie steht, gehört er zu den Mitfavoriten oder ist der Favorit. Das ist sicher auch hier so.»

Binnen drei Jahren hat Frodeno die Ironman-Welt im Sturm erobert. 2015 gewann er als erster Triathlon-Olympiasieger den WM-Titel auf Hawaii, als erster holte er sich in einem Jahr neben dem Sieg auf Hawaii noch den EM-Titel und die Weltmeisterschaft über die halb so lange 70.3-Strecke.

In diesem Jahr machte er sich rar, bedingt auch durch eine Verletzung im Frühjahr. Was ihm als jungem Vater immerhin etwas mehr Zeit für die Familie einbrachte. Er startete erst im Mai beim Ironman auf Lanzarote, wurde dort Zweiter und machte die Qualifikation für Kona perfekt.

Sein großes Projekt neben Hawaii hieß Weltbestzeit: Bei der Challenge Roth schaffte er Mitte Juli die 3,68 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen in 7:35:39 Stunden und pulverisierte die Marke von Andreas Raelert um beinahe sechs Minuten.

«Im Endeffekt war das eine sehr lange Trainingssaison für mich», sagte Frodeno mit Blick auf das bisherige Jahr. «Ich muss aber auch sagen, dass ich das nicht jedes Jahr so machen könnte mit so wenig Rennen und mich nur auf ein, zwei Höhepunkte vorzubereiten.» Er sei mehr «als Wettkämpfer denn als Trainierer unterwegs».

Frodeno hat den Triathlon auf der Langstrecke auf ein höheres Level gebracht. Kaum jemand beherrscht den Kampf zwischen Kopf und Körper wie er. Und er treibt sich weiter an. «Ich habe den Wunsch – und die Vorbereitung ist darauf ausgerichtet -, hier auf Hawaii einmal ein richtig großes Rennen abzuliefern», sagte er.

Große Rennen waren für ihn der EM-Sieg in Frankfurt 2015 und der Rekord-Lauf in Roth. «Bei großen Meisterschaften wird immer taktiert. Die aggressive Renngestaltung von vorne ist für mich das, was große Rennen charakterisiert», meinte er. «Wenn am Ende hier eine 7:59 dasteht, wäre das mega.» Eine Zeit, die in den bisherigen 39 Auflagen der Tortur durch das Paradies im Pazifik noch nie jemand erreicht hat. Doch am Ende weiß auch Frodeno: «Bei einer WM ist immer der Sieg das Wichtigste.»

Am ehesten wird Sebastian Kienle zugetraut, ihm diesen Sieg streitig zu machen. In diesem Jahr gewann der 32-Jährige aus Mühlacker in Abwesenheit von Frodeno zum zweiten Mal die EM in Frankfurt und zeigte sich vor allem läuferisch stark verbessert. Schon im letzten Jahr wurde mit einem Duell zwischen dem Weltmeister von 2014 und Frodeno gerechnet. Doch das fiel aus. Kienle wurde Achter, während sich sein Freund den Siegerkranz im Ziel auf dem Alii Drive in Kona aufsetzen lassen durfte.

«Es ist immer spannender und interessanter, wenn es auf einen guten Zweikampf hinausläuft», sagte Frodeno. Doch letztlich versuche er wie jedes Jahr, «mich auf mein Ding zu konzentrieren: So schnell wie möglich zu schwimmen, radzufahren und zu laufen. Um hier vielleicht auch mal ein richtig großes Rennen abzuliefern.»

Fotocredits: Bruce Omori
(dpa)

(dpa)

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