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Giro-Sieger Dumoulin gehört die Rad-Zukunft

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Mailand – Kaum hatte sich Tom Dumoulin zum ersten niederländischen Sieger beim Giro d’Italia gekrönt, folgten auch schon die Fragen zur Tour de France.

«Das Nächste sind ein Bier und Barbecue. Das ist meine Zukunft. Weiter denke ich nicht», entgegnete Dumoulin. Vom vierten auf den ersten Platz war der Kapitän des deutschen Sunweb-Teams im abschließenden Zeitfahren der Italien-Rundfahrt gestürmt, die Kletterspezialisten um Nairo Quintana oder Vorjahressieger Vincenzo Nibali waren auf dem Weg nach Mailand gegen die Trittfrequenz Dumoulins chancenlos geblieben.

Vieles erinnerte dabei an einen ganz Großen des Radsports. «Er ist ein ähnlicher Fahrertyp wie Miguel Indurain. Er hat nur noch nicht die Erfolge», sagte Eusebio Unzue, einst sportlicher Leiter des Mannes aus Navarra und aktuell Teamchef des geschlagenen Quintana, der Deutschen Presse-Agentur. Doch das kann noch kommen. Indurain war immerhin 27 Jahre alt, ein halbes Jahr älter als Dumoulin, als er den ersten seiner fünf Tour-de-France-Siege einfuhr.

«Irgendwann will ich die Tour gewinnen», kündigte Dumoulin in Mailand an. In diesem Jahr wird das sicher aber nicht passieren. Anders als der zweitplatzierte Quintana trainierte er nicht auf ein Double aus Giro und Tour hin. Denn dafür weist das Tour-Programm in diesem Jahr zu wenige Zeitfahr-Kilometer auf. 2018 könnte aber die Stunde Dumoulins in Frankreich schlagen.

Mit seinem Giro-Sieg ist er zu einem der begehrtesten Athleten im Peloton geworden. Ein Sunweb-Mitarbeiter beeilte sich, niederländischen Medien zu versichern, dass Dumoulin kurz vor einer Vertragsverlängerung bis 2021 stehe. Dumoulin ist ein wichtiger Baustein im Plan von Sunweb-Teamchef Iwan Spekenbrink, in naher Zukunft die Tour zu gewinnen.

Um seine Siegesserie in Frankreich fortzusetzen hat aber auch Sky-Chef David Brailsford ein Auge auf den neuen Star geworfen. «Ich verfolge ihn schon seit vielen Jahren. Und ich bin sehr beeindruckt. Wie er Druck aushält, ist ein Zeichen von Reife. Und seine direkte Art ist einfach erfrischend. Er soll einfach so bleiben wie er ist», meinte Brailsford am Rande des Giro. So begeistert hat man den Waliser nicht einmal von seinen Top-Schützlingen Bradley Wiggins und Chris Froome reden gehört. Das Werben um «Beautiful Tom», wie sie den stilvollen Niederländer mit dem Filmstargesicht in Italien gerne rufen, hat bereits begonnen.

«Ich habe ihm schon 2013 gesagt, dass er binnen fünf Jahren auf dem Podium einer großen Rundfahrt stehen kann», erzählte in Mailand überglücklich Dumoulins Landsmann und Mentor Laurens ten Dam. Ten Dam, seit Jahren Dumoulons Trainingsgefährte zu Hause, war als Road Captain und nominell letzter Begleiter am Berg der wichtigste Helfer des Sunweb-Kapitäns, noch vor dem aufopferungsvoll kämpfenden Berliner Simon Geschke. Er traut ihm in den nächsten Jahren auch weitere, noch größere Erfolge zu. Schon 2015 stand Dumoulin dicht vor dem Vuelta-Triumph, ehe ihm Fabio Aru auf der letzten Bergetappe noch den Gesamtsieg entriss.

Diesmal war es andersherum. Im abschließenden Zeitfahren düpierte Dumoulin die Bergspezialisten Quintana, Nibali und Thibaut Pinot. Er gewann nicht nur als erster Niederländer die Italien-Rundfahrt, sondern sorgte auch für den ersten Giro-Gesamtsieg eines deutschen Rennstalls. Er konnte sogar auf Nummer sicher gehen. «Mit meinem sportlichen Leiter hatte ich vereinbart, dass er mir nur dann sagen sollte, dass ich kein Risiko in den Kurven eingehen sollte, wenn wir auf der sicheren Seite seien. Er gab mir das schon bei der Hälfte der Strecke zu verstehen», sagte Dumoulin ziemlich cool im Ziel.

Fotocredits: Yuzuru Sunada
(dpa)

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