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IOC will Sommerspiele 2024 und 2028 zusammen vergeben

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Lausanne – Paris und Los Angeles können olympische Geschichte schreiben, wenn sie sich einig sind. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will am 13. September in der peruanischen Hauptstadt Lima sowohl die Sommerspiele 2024 als auch 2028 vergeben.

Kandidaten für die Doppelvergabe sind die übrig gebliebenen Bewerber für 2024: die französische Hauptstadt und die Metropole an der US-Westküste.

Vor dem Grundsatzbeschluss schwor IOC-Präsident Thomas Bach die Vollversammlung, die Session, ein. «Das ist eine goldene Gelegenheit. Kaum etwas Besseres ist vorstellbar», sagte er vor den IOC-Mitgliedern. «Zusammen können wir eine Win-Win-Win-Situation schaffen – für LA und die USA, für Paris und Frankreich, für das IOC. Nutzen wir die Gelegenheit.»

«Goldene Gelegenheit» ist auch in anderer Hinsicht passend. Angesichts der nach jetzigen Plänen vertretbaren Kosten und der großen Begeisterung der Bürger will das IOC keinen der Top-Kandidaten verprellen. Eben auch, um im eigenen Interesse langfristig für politische und finanzielle Sicherheit beim Milliarden-Geschäft Olympia zu sorgen. Nicht umsonst erinnerte der ehemalige deutsche Fecht-Olympiasieger daran, dass die finanzielle Lage des IOC «stark und stabil» ist. So soll es bleiben.

Bach hatte sich seit dem vergangenen Dezember für eine Doppelvergabe stark gemacht und seine vier Vize-Präsidenten beauftragt, Rechtmäßigkeit und Praktikabilität zu prüfen: Grünes Licht von dieser Seite. Die wenigen Bedenken und Einwände, die es dann aus den Reihen der Session in den Lausanner Tagungshallen des Swiss Tech Convention Center gab, konnte der australische Vize-Präsident John Coates zumeist ausräumen. Und wenn die Diskussion ein wenig aus dem Ruder lief, griff Bach selbst ein.

Es war spürbar, dass Bach einen Erfolg will. Er erinnerte die IOC-Mitglieder daran, dass vor allem in Westeuropa der Rückhalt für die olympische Idee dramatisch geschwunden sei. Das IOC müsse nun die Zeit nutzen, um schon für die Vergabe der Winterspiele 2026 nach einem neuen, kürzeren Vergabeverfahren zu suchen. Da gab es dann auch Zustimmung.

Im Westen wenden sich die Menschen nicht ohne Grund ab. Da gab es abschreckenden Gigantismus wie bei den Winterspielen im russischen Sotschi 2014: Russland soll schätzungsweise 50 Milliarden Euro in die Spiele gepumpt haben. Schlimmerweise sollen auch noch die russischen Sportler systematisch gedopt haben. Auch wenn in Rio de Janeiro 2016 versucht wurde, die Ausgaben zu begrenzen, gammeln doch heute die Wettkampfstätten in einer Stadt vor sich hin, die mit der Pleite kämpft.

Tokio, Gastgeber 2020, musste vom IOC schon mehrfach zurückgepfiffen werden, weil die Kosten drohen, durch die Decke zu schießen. Und es ist auch nicht im Sinne der olympischen Idee und gut fürs Image, wenn der Verdacht im Raum steht, bei der Vergabe an Rio und Tokio sei Schmiergeld geflossen. Die französische Justiz ermittelt in den Reihen des IOC.

Ein Blick zurück zeigt die Folgen, wie diese Faktoren zusammenspielen. Fünf Städte waren angetreten, 2024 Gastgeber zu sein: Boston, Hamburg, Rom und zuletzt Budapest stiegen wieder aus. Grund war fast immer das Misstrauen der Bürger in das Versprechen des IOC, Olympia werde bürgernah und nachhaltig.

Dass der Deal zischen Los Angeles und Paris nun klappt, war zwischen den Zeilen immer wieder herauszuhören. Eric Garcetti, der Bürgermeister von LA: «Es wird immer schwieriger, Städte zu überzeugen, ob es nun Paris, Los Angeles oder irgendeine andere amerikanische Stadt ist, ernsthaft in diesen Prozess einzusteigen, wenn einer von uns (Paris oder Los Angeles) jetzt abgelehnt wird.»

New York und Chicago waren 2012 beziehungsweise 2016 gescheitert. Nach der Abstimmung zeigten sich Garcetti und seine Pariser Kollegin Anne Hidalgo Hand in Hand auf der Bühne. «Wir freuen uns darauf zusammenzuarbeiten», hatte Garcetti zuvor versichert, Hidalgo stimmte zu. Eine Lösung wird natürlich auch vom Geld abhängen. Dem Ausrichter 2024 winken vermutlich mindestens eine Milliarde Dollar Zuschuss des IOC. Gegebenenfalls ist für die 2028-Macher noch ein bisschen mehr drin.

Angesichts des Beschlusses und der berechtigten Aussicht auf Erfolg, war manch Leidenschaft und Begeisterung vielleicht etwas übertrieben. Egal, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte seinen ganzen, nicht zu knappen Charme auf die Bühne. «Ich bin hier, um diese Botschaft zu übermitteln: Die Franzosen sind bereit, die Spiele willkommen zu heißen.» Sein Land stehe geschlossen dahinter. Frankreich wolle vorangehen, olympische Werte wie Freiheit und Toleranz hochzuhalten. «Diese Werte sind in Gefahr», sagte Macron mit Blick auf die weltpolitische Lage.

Die französische Hauptstadt war mit Bewerbungen für 2008 und 2012 gescheitert. 1900 und 1924 war Paris schon zwei Mal Gastgeber. Nun hofft die Metropole, höchst symbolträchtig nach 100 Jahren wieder zum Zuge zu kommen.

Ohne Staatschef vor Ort musste LA auskommen. Immerhin via Twitter schaltete sich US-Präsident Donald Trump ein. Er bemüht sich nach eigenen Worten intensiv um die Spiele 2024 in Los Angeles, und man arbeite hart daran, die Spiele in die USA zu holen. 2028 wäre Trump nicht mehr im Amt.

Vor Ort in Lausanne fasste der gewandte LA-Bürgermeister die Vorzüge seiner Stadt überzeugend so zusammen: «Wir haben die Infrastruktur, die Liebe und die Vision.» Er erinnerte daran, dass Los Angeles als Gastgeber von 1932 und 1984 ein großes olympisches Erbe habe.

Und Casey Wasserman, Vorsitzender des LA-Bewerbungskomitees, ließ noch ein bisschen Kompromissbereitschaft mit Blick auf 2028 durchblicken: «Bei LA 2024 geht es nicht ums Geld oder Ego oder um amerikanischen Stolz oder ums Gewinnen oder Verlieren.» Es gehe «um die künftige Ausrichtung der olympischen Bewegung». Was sind da schon vier Jahre Warten.

Fotocredits: Jean-Christophe Bott,Jean-Christophe Bott,Valentin Flauraud,Valentin Flauraud
(dpa)

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