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«Justice for George»: Proteste in der Fußball-Bundesliga

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Gelsenkirchen – Schalkes Weston McKennie trug eine Armbinde mit der Aufschrift «Justice for George» (Gerechtigkeit für George), Mönchengladbachs Marcus Thuram fiel demonstrativ auf ein Knie und zwei Dortmunder brachten ihren Unmut auf einem T-Shirt zum Ausdruck.

Gleich mehrere Fußball-Profis haben den 29. Bundesliga-Spieltag genutzt, um gegen den gewaltsamen Tod des US-Bürgers George Floyd in Minneapolis zu protestieren.

«Wir müssen für das einstehen, woran wir glauben, und ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir gehört werden!», schrieb McKennie bei Twitter. In Erinnerung an den bei einem Polizei-Einsatz getöteten Afroamerikaner hatte der 21-Jährige während der zweiten Halbzeit der Partie gegen Bremen eine Armbinde mit der eindeutigen Botschaft getragen. Ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt, das aber den Deutschen Fußball-Bund beschäftigen wird.

«Der Kontrollausschuss des DFB wird sich im Laufe der nächsten Tage dieser Angelegenheit annehmen und den Sachverhalt prüfen», sagte der Vorsitzende des Gremiums, Anton Nachreiner, am Pfingstsonntag auf dpa-Anfrage. Grundsätzlich erlauben die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der DFB keine politische Botschaften auf der Spielkleidung oder während der Partien. In der Vergangenheit wurde allerdings auch schon ein Auge zugedrückt – zumal die Verbände zahlreiche Kampagnen gegen Rassismus unterstützen.

«Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist. Trotzdem denke ich, die Spieler sollten ruhig mündig sein. Und sollten immer wieder ihre Meinungen auch zu unterschiedlichen, auch gesellschaftlichen Themen, kundtun», sagte Bayern-Vorstand Oliver Kahn am Sonntagabend bei «Sky90».

Der FC Schalke stellte sich demonstrativ hinter seinen Spieler. «Wir als Schalke 04 unterstützen die Haltung unseres Spielers zu einhundert Prozent. Der gewaltsame Tod des US-Bürgers George Floyd hat die Menschen weltweit schockiert. Unser Spieler Weston McKennie hat gestern ein klares Zeichen gegen diese unfassbare Tat und gegen Rassismus gesetzt», sagte Sportchef Jochen Schneider der «Bild».

Auch die Gladbacher begrüßten die Aktion von Thuram am Sonntag beim 4:1-Sieg über Union Berlin. Der Profi hatte seinen Treffer zum 2:0 für die Borussia mit einem Kniefall bejubelt. «Gemeinsam kommen wir voran. Gemeinsam verändern wir etwas», kommentierte er ein Foto seiner Aktion später bei Instagram.

«Er hat es auf den Punkt gebracht, er hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, was wir natürlich alle komplett unterstützen», sagte Trainer Marco Rose über die Szene während der Partie und fügte an: «Ich glaube, dass alle das komplett mittragen, dass alle den gleichen Gedanken tragen wie er.»

Der Club schrieb zu einem Foto auf Twitter: «Besonderer Moment im Borussia-Park». Der englischsprachige Account der Gladbacher twitterte: «Keine Erklärung erforderlich». Im American Football hatte Colin Kaepernick 2016 eine Protestwelle gegen Unterdrückung von Schwarzen und gegen Polizeigewalt in den USA gestartet. Der heute 32-Jährige war während der Nationalhymne auf ein Knie gegangen.

Der FC Schalke hatte ein Foto von McKennie mit der Armbinde selbst über einen offiziellen Twitter-Account in den USA verbreitet, versehen mit dem Hashtag #JusticeforGeorge. «Meine Plattform nutzen zu können, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das schon seit langem besteht, fühlt sich gut an!!!», schrieb der US-Nationalspieler.

Auch die BVB-Profis Jadon Sancho und Achraf Hakimi beteiligten sich beim Sieg des BVB in Paderborn an dem Protest. Nach seinem Treffer zum 2:0 in der 57. Minute zog der 20 Jahre alte Engländer Sancho sein Trikot aus und zeigte ein Shirt mit der Aufschrift «Justice for George Floyd». Danach sah er die Gelbe Karte. Das konnte seinen Vereinskollegen Hakimi wenig später nicht von einer ähnlichen Protestaktion abhalten. «Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man mündige Spieler hat, die auch zu den wichtigen Themen etwas sagen», sagte der ehemalige BVB-Keeper Roman Wiedenfeller bei Sky.

In der «DFL-Richtlinie zu Spielkleidung und Ausrüstung» heißt es: «Politische und/oder andere Mitteilungen auf den Ausrüstungsgegenständen sind keinesfalls erlaubt.» Im DFB-Regelwerk gibt es ähnliche Passagen. Der Schiedsrichter einer Partie verfügt allerdings nicht über Sanktionsmöglichkeiten. Das wäre die Aufgabe des DFB-Sportgerichts nach Anklageerhebung durch den Kontrollausschuss.

Vergleichbare Fälle gibt es. Anthony Ujah von Union Berlin zeigte 2014 noch als Spieler des 1. FC Köln ein T-Shirt mit der Aufschrift «I can’t breathe» (Ich kann nicht atmen). Seinerzeit wurde Eric Garner auf ähnliche Weise getötet wie Floyd. «I can’t breathe» wurde zum Motto der Protestbewegung, die zurzeit in den USA wieder aufflammt. Der DFB beließ es vor sechs Jahren im Fall Ujah bei einer Ermahnung und Erinnerung an das Verbot von politischen Statements.

Der Tod von Floyd bewegt derzeit die USA. Am Ende der Festnahme durch vier Beamte kniete ein Polizist fast neun Minuten lang auf dessen Hals. Auch Floyd sagte: «I can’t breathe», und starb an den Folgen des Einsatzes. Seitdem kommt es in Minneapolis und anderen Städten der USA zu massiven Protesten gegen Rassismus und Ausschreitungen. Auch zahlreiche US-Sportler äußerten sich wütend.

Fotocredits: Martin Meissner,Lars Baron,Lars Baron,Bernd Thissen
(dpa)

(dpa)

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