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Kein 7:1: Löw blockt Brasiliens «Revanchegelüste» ab

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Berlin – Das 7:1 elektrisiert immer noch alle, nur Joachim Löw lassen «Brasiliens Revanchegelüste» kalt. Für den Bundestrainer steht beim Wiedersehen in Berlin die nahe WM-Zukunft im Fokus und nicht der Rückblick auf den deutschen Jahrhundert-Triumph im Land des Rekordweltmeisters.

Die Schmach des 1:7 im WM-Halbfinale 2014 sei bei den Brasilianern zwar groß gewesen. «Ich glaube aber nicht, dass die Spieler unter dem Trauma leiden. Jeder, der so ein Tief hatte, hat sich wieder hochgerappelt», sagte Löw vor der ersten Kraftprobe beider Nationalteams nach vier Jahren am Dienstag.

Trotzdem bleibt: «Die Motivation wird unglaublich hoch sein, das 1:7 irgendwie auszumerzen», betonte der Weltmeister-Coach. Ängstlich erwartet Löw Brasilien nicht. Das WM-Halbfinale zurückzuholen, sei aber nicht möglich. Unter ihrem neuen Trainer Tite «haben sich die Brasilianer extrem verbessert», sogar «neu erfunden», sagte Löw. Die Mannschaft sei wesentlich disziplinierter geworden, speziell in der Defensive. Selbst Offensiv-Asse wie Coutinho oder der in Berlin fehlende Neymar müssten sich einordnen, bemerkte der Bundestrainer.

Für Löw selbst ist nach dem 1:1 gegen Spanien die zweite Partie gegen einen WM-Mitfavoriten schon die letzte Sichtung vor der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai. Mit Blick auf das Turnier in Russland will er personell und taktisch noch einiges testen. So wird im Tor Marc-André ter Stegen im ausverkauften Olympiastadion eine Schonpause erhalten. Den 25-Jährigen vom FC Barcelona plagen leichte Probleme an der Patellasehne. Wenn es «der Spielverlauf zulässt», sollen sich der Leverkusener Bernd Leno und der in Paris spielende Kevin Trapp den Torwartjob teilen, kündigte Löw an.

Neu ins Team rücken auch Ilkay Gündogan, Leroy Sané und der Hertha-Linksverteidiger Marvin Plattenhardt. Von den beiden Manchester-City-Profis Gündogan (27) und Sané (22) erwartet Löw neue Offensiv-Impulse für das Spiel des Weltmeisters. «Ilkay ist Gott sei Dank seit Beginn der Saison ohne große Verletzungen geblieben. Er ist immer ein Spieler, der im technischen und taktischen Bereich der Mannschaft viel gegeben hat», erläuterte Löw. Und Youngster Sané, bei Trainer Pep Guardiola in Manchester erste Wahl, soll seine Stärken im Eins gegen Eins, Tempo und seine Unberechenbarkeit einbringen.

Dass ein Spieler wie Jérôme Boateng nach dem Spanien-Spiel deutlich auf Defizite hinwies, passt dem Bundestrainer in seine WM-Strategie: Keiner darf nachlassen und sich zu sicher wiegen. «Wichtig ist, wir wollen im Sommer erfolgreich sein, da müssen wir die Dinge klar ansprechen», begründete der gebürtige Berliner Boateng am Montag nochmals seine Mahnung: Sonst würde man sich vielleicht «blöd angucken, wenn es darauf ankommt». Löw wiederholte 83 Tage vor dem ersten WM-Gruppenspiel am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko: «Deutschland kann und muss sich noch steigern.»

Boateng wird den Weltmeister in seinem einstigen Heimstadion erstmals als Kapitän anführen, falls Sami Khedira – wie erwartet – wegen muskulärer Probleme nicht mitwirken kann. «Da habe ich als kleines Kind davon geträumt, im Olympiastadion gegen Brasilien zu spielen», bemerkte Bayern-Profi Boateng vor seinem 70. Länderspiel.

Brasilien ist immer ein besonderer Gegner. Das 23. Duell mit den Zauberern vom Zuckerhut ist wegen des WM-Dramas von Belo Horizionte 2014 ein ganz spezielles. Das 1:7 gilt an der Copacabana als Synonym für Negatives, für Katastrophen weit über den Fußballplatz hinaus.

«Die Brasilianer sind sehr emotional, Fußball hat für sie einen hohen Stellenwert, bringt Lebensfreude und hat fast etwas Spirituelles», bemerkte Mittelfeldspieler Gündogan. «Es wird wieder ein sehr guter Härtetest», sagte Weltmeister Mats Hummels. Nur fünf von 22 Partien gegen die Seleção hat Deutschland gewonnen.

Das Ergebnis und die mögliche Einstellung des DFB-Rekords von 23 Länderspielen ohne Niederlage stehen für Löw und sein Personal nicht ganz oben. «Der Rekord wäre ein schöner Nebeneffekt», bemerkte der Gladbacher Abwehrspieler Matthias Ginter, der das Jahrhundertspiel in Belo Horizonte auch live miterlebt hatte. «Ich habe schon bei Olympia gemerkt, dass viel Druck und Anspannung auf dem brasilianischen Team lag», berichtete Ginter. 2016 verlor er mit der deutschen Olympia-Mannschaft in Rio de Janeiro das Finale gegen Brasilien im Elfmeterschießen. Aber das stillte nicht die enormen Revanchegelüste.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland: Leno (Bayer Leverkusen/26 Jahre/6 Länderspiele) – Kimmich (Bayern München/23/26), Boateng (Bayern München/29/69), Hummels (Bayern München/29/63), Plattenhardt (Hertha BSC/26/5) – Rudy (Bayern München/28/24), Kroos (Real Madrid/28/81) – Goretzka (FC Schalke 04/23/13), Gündogan (Manchester City/27/23), Sané (Manchester City/22/10) – Werner (RB Leipzig/22/11)

Brasilien: Alisson (AS Rom/25/23) – Alves (Paris St. Germain/34/107), Silva (Paris Saint-Germain/33/68), Miranda (Inter Mailand/33/44), Marcelo (Real Madrid/29/52) – Casemiro (Real Madrid/26/21) – Willian (FC Chelsea/29/54), Paulinho (FC Barcelona/29/47), Fernandinho (Manchester City/32/41), Coutinho (FC Barcelona/25/33) – Gabriel Jesus (Manchester City/20/14)

Schiedsrichter: Eriksson (Schweden)

Fotocredits: Christian Charisius,Christian Charisius
(dpa)

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