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Löw nach «brutaler Niederlage» unter Druck – Abstieg droht

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Amsterdam – Der deutsche WM-Albtraum geht einfach weiter. Das 0:3 der Fußball-Nationalmannschaft gegen den Erzrivalen Niederlande war nach dem zarten Hoffnungsschimmer beim Neustart im September der nächste Tiefpunkt nach dem historischen Sommer-Desaster in Russland.

Ein verstört und angeschlagen wirkender Joachim Löw sprach in der Johan-Cruyff-Arena von Amsterdam von einer «sehr brutalen Niederlage». Sie wird neue Diskussionen aufwerfen, ob der Langzeit-Bundestrainer noch der richtige Mann für den Neuaufbau ist. In der Nations League steckt Deutschland nun tief im Abstiegskampf.

«Dass in der Öffentlichkeit debattiert wird, ist normal. Dafür habe ich Verständnis. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mich darum zu kümmern», sagte Löw zu seiner Zukunft. Der 58-Jährige richtete den Blick auf die kommende Aufgabe am Dienstag (20.45 Uhr) in Paris.

«Wir Trainer müssen die richtigen Schlüsse ziehen für das Spiel gegen Frankreich. Wir müssen in Paris als Mannschaft – und auch jeder Einzelne – Charakter zeigen», sagte Löw, der um die neue Krisenlage weiß: «Wir müssen möglichst einen Punkt machen und zuhause gegen die Niederlande gewinnen. Dann haben wir noch irgendwie eine Chance. Wenn wir das nicht tun, steigen wir in der Tat ab.»

Das 0:3 war die höchste Niederlage überhaupt gegen Holland. Es war – neben einem 0:3 gegen Tschechien 2007 – Löws höchste Niederlage als Bundestrainer. «Was nicht passieren darf, ist, dass wir die letzten zehn Minuten so auseinanderfallen», kritisierte er. Nach dem 0:1 durch Virgil van Dijk (30. Minute) legten der herausragende Memphis Depay und Georginio Wijnaldum in der Endphase noch zwei Tore nach.

Löws konsequentes Festhalten an der Weltmeister-Achse von 2014 wird nun wieder hinterfragt werden. Er verteidigte seinen Kurs wieder. «Wir dürfen nicht von den jungen Spielern, die 20, 21, 22 Jahre alt sind, Wunderdinge erwarten», sagte e
r. Ein Dauerproblem bleibt die Chancenverwertung. Dem deutschen Spiel fehlen Tempo, Leichtigkeit, auch Geschlossenheit als Team. «Schönreden bringt jetzt nichts mehr. Es ist jetzt nicht so, dass das irgendwie Zufall ist. Immer Pech ist kein Zufall», sagte Bayern-Profi Joshua Kimmich.

«Es hilft uns nichts, im Negativen rumzudümpeln», sagte Kapitän Manuel Neuer: «Wir müssen nach vorne schauen und versuchen, unser Bestes zu geben, jeder Einzelne und als Mannschaft in Paris.»

Die Nationalmannschaft scheint vor einer längeren Talsohle und einem schwierigen Erneuerungsprozess zu stehen. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Teammanager Oliver Bierhoff äußerten sich nach dem Spiel nicht. Dafür stellten sich die Verlierer und sprachen die Situation deutlich an. «So können wir nicht weitermachen. Es fehlen die Ideen, mal was Überraschendes zu machen. Risikobereitschaft», sagte Julian Draxler. Der Profi von Paris Saint-Germain fürchtet Schlimmes in seiner Wahlheimat: «Frankreich ist noch stärker als Holland, das steht fest. Sie sind Weltmeister, spielen zu Hause, haben richtig Bock, gegen uns zu zocken.»

Mats Hummels klammert sich beim Kampf gegen den Abstieg in die zweite Liga der Nations League ans Prinzip Hoffnung: «Klar, um sicher zu sein, brauchen wir zwei Siege. Deshalb müssen wir in Frankreich gewinnen – ohne Wenn und Aber.»

Fotocredits: Ina Fassbender,Ina Fassbender
(dpa)

(dpa)

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