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«Magischer Moment»: Abele macht bis Olympia weiter

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Berlin – Die Pappkrone mit der Aufschrift «King of 2018» wollte Arthur Abele am liebsten gar nicht mehr absetzen. Auch mehr als eine Stunde nach seiner triumphalen Ehrenrunde war der neue Zehnkampf-Europameister noch völlig euphorisiert.

«Das ist Wahnsinn», schwärmte der 32-Jährige über seinen Titel-Coup im Berliner Olympiastadion. Im abschließenden 1500-Meter-Lauf hatte der Ulmer seinen komfortablen Vorsprung souverän in Gold verwandelt und sich zum ältesten Zehnkampf-Europameister der Geschichte gekrönt. «Die letzten 200 Meter habe ich gemerkt, das passt soweit», erzählte er. Er habe sich selbst in den letzten Sekunden des Rennens gesagt: «Genieß es einfach nochmal. Das war ein magischer Moment.»

Dsss der Oldie des Teilnehmerfelds seine lange Zehnkampf-Karriere vorerst so veredeln konnte, war vor nicht allzu langer Zeit keinesfalls zu erwarten gewesen. Bereitwillig erzählte Abele seine sportliche Geschichte mit reichlich Verletzungsrückschlägen und einem Schock-Moment im vergangenen Dezember. Nach einer Mandelentzündung war plötzlich seine linke Gesichtshälfte gelähmt. «Ich dachte, dass ich einen Schlaganfall habe», erinnerte der Vater von Sohn Jay Travis, der ihn mit einem Virus angesteckt hatte, an die schwere Zeit.

Im Bundeswehrkrankenhaus von Ulm wurde Abele damals Hirnmasse abgezogen, er musste sich einer Kortison-Kur unterziehen. «Es hieß, dass es ewig dauern kann», berichtete er mit leicht stockender Stimme über die damaligen Aussichten auf Besserung. «Entweder ein halbes Jahr – oder nie mehr.» Die sportlichen Pläne lagen zunächst auf Eis. Als sich die Situation normalisierte, hatte Abele sechs Kilogramm zugenommen. Der Körper reagierte auf die Mehrbelastung, bis März machte die Achillessehne Probleme. Erst dann ging es wieder aufwärts.

«Das ist die Message, nie aufzugeben, wenn man einen Traum hat», fasste Abele seine Laufbahn zusammen, in der er zwischen 2008 und 2013 verletzungsbedingt keinen Zweikampf beenden konnte. Nun soll auf keinen Fall Schluss sein. «Bis 2020 mache ich weiter», bekräftigte Abele. Im Herbst des kommenden Jahres steht die WM in Doha an, anschließend soll Olympia in Tokio als Höhepunkt folgen.

Dort dürften ähnlich heiße Temperaturen wie im Glutofen Berliner Olympiastadion zu erwarten sein. «Ich bin der Typ, der es liebt in der Hitze», sagte Abele entkräftet, aber glücklich. Auf seine neue Rolle freut er sich nach der ersten internationalen Freiluft-Medaille nun umso mehr: «Ich bin der Gejagte jetzt, die Herausforderung nehme ich gerne an.»

Fotocredits: Kay Nietfeld
(dpa)

(dpa)

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