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«Mentalitätsmonster» Selke will den U21-Titel

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Krakau – Um eins muss sich U21-Coach Stefan Kuntz bei seinem «Mentalitätsmonster» Davie Selke keine Sorgen machen. Der 22 Jahre alte Stürmer verkörpert den absoluten Siegeswillen.

«Der schießt das 1:0, nimmt den Ball wieder aus dem Tor und legt ihn auf den Mittelpunkt, weil er noch ein zweites schießen will», sagt der deutsche U21-Nationaltrainer über seinen Stürmer. «Das ist natürlich das, was du haben willst als Trainer.» Für den angestrebten Titel bei der U21-EM setzt Kuntz auch deshalb auf den Neu-Berliner Selke, der nach einer frustrierenden Saison extra-motiviert nach Polen reist.

Von seinen 21 Bundesligaspielen für RB Leipzig wurde Selke 19 Mal als Joker gebracht, keinmal durfte der 1,92 große Mittelstürmer über 90 Minuten ran. «Man kann sich vorstellen, was sich in dem Jungen angestaut hat. Da muss man nur vorne den Korken ziehen», sagt der ehemalige Profi Kuntz.

Selke hat den ersten EM-Titel einer deutschen U21 seit 2009 fest im Blick. «Wir wissen ganz genau, was uns da erwartet, deswegen fahren wir mit vollem Fokus da hin», sagt der Fußball-Profi vor der Abreise nach Krakau am Mittwoch. «Aber ganz klar wollen wir so weit kommen wie möglich und das ist für uns das Finale.»

Als klassischer Neuner – wie es auch Kuntz früher war – ist Selke ein Spielertyp, der in Deutschland lange Zeit nicht mehr gefragt schien. Dennoch machte der junge Vollblut-Angreifer seinen Weg, vor allem beim DFB. 2014 wurde er in Ungarn U19-Europameister und bester Torschütze des Turniers, 2016 holte er in Rio bei Olympia die Silbermedaille. Nur im Verein lief es zuletzt für den Sohn eines Äthiopiers und einer Tschechin nicht mehr wie gewünscht.

Das soll sich für Selke aber ab der neuen Saison ändern. Seinen Wechsel zum Europa-League-Teilnehmer Hertha BSC hat der Angreifer schon vor der EM fix gemacht. «Es war schon klar, was als nächstes kommen muss: ein Verein, der hinter mir steht und wo ich deutlich mehr Spielzeit bekommen kann. Deswegen bin ich sehr, sehr froh, dass es mit Hertha geklappt hat», berichtet Selke, der in elf U21-Spielen sieben Tore erzielte.

Trotz des «großen Interesses» aus England entschied sich Selke am Ende für Hertha und die Bundesliga. Auch, um mehr im Fokus von Bundestrainer Joachim Löw zu sein. «Ich glaube, das ist auch so ein kleiner Punkt», sagt er. Die A-Nationalmannschaft ist für ihn natürlich ein Ziel, aber forsche Ansprüche will Selke nicht anmelden. «Ich glaube, dass es immer wichtig ist, sich selber einzuordnen und die Steps nach und nach zu gehen» sagt er. «Wir können uns hier bei der U21-Nationalmannschaft empfehlen und sollten immer Gas geben.»

Der frühere Mittelstürmer Kuntz jedenfalls setzt in Polen auch auf die Tore von Mittelstürmer Selke. «Als Stürmer drückst du so einem natürlich die Daumen, dass er auch zeigen kann, was in ihm steckt», sagt der 54-Jährige. «Davie ist ein Mentalitätsmonster. Wir nennen das Erfolgshunger, das ist schon klasse.» Und wenn Selke gefragt wird, denkt er auch gerne schon mal an das Finale am 30. Juni. «Wenn ich das Siegtor im Finale machen würde, da würde ich komplett ausrasten. Da bin ich unberechenbar.»

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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