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Merkwürdige Frage nach Dopingkontrollen von Krause-Trainer

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Frankfurt/Main – Mit einer Frage nach Dopingkontrollen in einer Chatgruppe hat Wolfgang Heinig als Trainer von Europameisterin Gesa Krause für Unverständnis und Unruhe in der Laufszene gesorgt.

«Wir nehmen die Irritationen ernst und werden im Bereich der Aufklärung und Schulung weiter intensiv mit dem Betreuerstab arbeiten», sagt Idriss Gonschinska, Generaldirektor Sport im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).

Heinig bestätigte, die Kurznachricht geschrieben zu haben. «Allgemeine Frage: dürfen am Wettkampftag, Dopingkontrollen durchgeführt werden?», fragte er in der Chatgruppe EM Lauf/Gehen. Der Chat-Verlauf liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Er ging an einen größeren Verteiler mit Läufern und Trainern des EM-Teams.

Heinigs Frage muss zumindest verwundern. Der 68 Jahre alte ehemalige Bundestrainer zählt zu den erfahrensten Trainern hierzulande im Ausdauerbereich. In den überall zugänglichen Informationen der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) über Trainingskontrollen heißt es gleich zu Beginn: «Athletinnen und Athleten werden entsprechend ihrer Sportart, dem Kaderstatus und nicht zuletzt aufgrund ihrer Leistung gezielt und unangemeldet kontrolliert (…) Hierzu kann die NADA an 365 Tagen des Jahres Sportlerinnen und Sportler zu jeder Tages- und Nachtzeit an den von den Athletinnen und Athleten gemeldeten Aufenthaltsorten im In- und Ausland kontrollieren.»

Gonschinska ist der Vorgang nach eigenen Angaben erst seit der dpa-Anfrage bekannt – der DLV reagierte angesichts der brisanten Chat-Nachrichten prompt. «Daraufhin habe ich den Kommunikationsprozess zu Thomas Dreißigacker und Wolfgang Heinig aufgenommen», erklärt Gonschinska. Lauf-Bundestrainer Dreißigacker, Krauses Heimcoach und die Athletin befinden sich derzeit in den USA. Krause gewann bei der EM Gold über 3000 Meter Hindernis.

Die 26-Jährige trainiert meist in Frankfurt/Main, startet für den Verein Silvesterlauf Trier und ist die erfolgreichste deutsche Läuferin der vergangenen Jahre. Sie war 2015 WM-Dritte, zwischen 2015 und 2017 jeweils «Leichtathletin des Jahres» und wurde 2017 beim Sportpresseball als «Sportlerin mit Herz» und bei der Sportlerwahl des Jahres mit dem Sparkassenpreis ausgezeichnet, nachdem sie bei der WM unglücklich gestürzt war, sich aber beherzt bis ins Ziel gekämpft hatte.

«Die Frage nach möglichen Dopingkontrollen entstand aus rein organisatorischen Gründen. Gesa hatte mich gebeten, hier nachzufragen», erklärt nun Heinig. «Bei internationalen Meisterschaften ist die spezifische Ablaufplanung ein wichtiger Bestandteil auf die Vorbereitung der Wettkämpfe (…).»

Krause formuliert es ähnlich: «Ich wollte mich vergewissern, ob mein Erholungsschlaf durch eine mögliche Dopingkontrolle verkürzt werden könnte.» Das Duo erklärt auf Nachfrage wortgleich, wie oft die Hindernisläuferin zwischen November 2017 und der EM auf verbotene Mittel kontrolliert worden sei: Sie habe allein sieben zeit- und ortsunabhängige NADA-Kontrollen gehabt. Dazu seien die jeweiligen Kontrollen des Weltverbandes IAAF beziehungsweise der WADA sowie die Test bei den Titelkämpfen in Berlin – Blutprobe vor und Urinprobe direkt nach dem Finale – gekommen.

Auch Gonschinska bestätigt: «Die Trainer/Athleten sind grundsätzlich umfangreich in den Fragen der Dopingprävention informiert und aufgeklärt.» Heinig und Dreißigacker seien direkt um eine Aufklärung des Vorgangs gebeten worden. Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager, so kündigt der hauptamtliche DLV-Sportchef an, werde man «noch ein persönliches Gespräch mit ihnen im Leitungsteam führen und die Gesprächsergebnisse bewerten».

Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)

(dpa)

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